III
Hiopp von Sahtahn weiter verklaacht, denn von seine Gattin gekränkt und denn von drei Freunden besucht. – Na!

[232] Als nu Sahtahn sah, daß allens nicht half, ballerte er immer los auf Hiopp los, – immerlos und saachte zu sich: dej sull dat verßpeelen!

Er meinte damit die guten Schangsen, die Hiopp als Knecht bei Gott hatte.

Und Hiopp bekam da mit eins ne Schweinsbeule an der Fußsohle von. – – 's war arch doll.

So unkluch waren damals die Leute, daß se nich wußten, daß ne Schweinsbeule doch von sowas nicht kommen könne.

Sahtahn gibt's nich, und denn hätte der liebe Gott es auch nich erlaubt.

Es war man ne ganz einfache Bazillengeschichte.

Und nu nahm noch der Unglücksmensch ne Scherbe – so heißt es im Urtext – und schabte sich mit. – Doll! – Nöch?

Und setzte sich denn in Asche und sah den Kippelgang hinunter, der nach die Bake führte.[232]

Mit ein büschen Borwassline oder ne saure Flaume auf, wie se se in Itzehoe verkaufen, wär' es man n leichtes gewesen gegen die Schweinsbeule.

So awa war's Ende von wech und kam da mit eins Schweinsbeule auf Schweinsbeule.

Wenn er wenichstens da nu was getan hätte gegen. – Oder 'n Arzt zugezogen.

Als die Schweinsbeulen all bis auf den Scheitel kamen, war er ganz bedeckt mit.

Seine Gattin aber saachte, er hat eine Hornhaut und fühlt sich nicht menschlich an.

Und denn saachte sie: Na, na, laß man, kannst es gerne wissen, daß sein wüstes Jugendleben doch wohl schuld an sein müse, und: is ja nicht zu leugnen, saachte sie.

Und denn saachte se noch: Minsch, ßtell dich man nich an, um allens in die Welt, ßtell dich nich an!

Da saß nu Hiopp mit sein blasses Kleistergesicht, und seine Augen waren wie die von schmutzigem Glaß.

Wie nu die dolle Geschichte von Hiopps Ausschlachch im Lande Uz ruchbar wurde, kamen mit eins seine Freunde an und hatten dat Muul voll Snack.

Eliphas von Theman, Bildad von Suah. Und Zophar von Naema, der dicke Butt; – wer kennt ihn? Er war von ßtraffe Fülle.

Gab ein arch Quäsen da.[233]

Erst hatten sie ein schwächlich Feuerlein gelegt und denn hatten sie um die Flamme geßprungen und denn ging eine leise Verschiebung in ihnen vor und sie setzten sich zu Hiopp auch in Asche sieben Tage und sieben Nächte.

War auch wieder n' gar zwecklos Beginnen und hätte leicht zu ne allgemeine Anßteckung führen können.

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Quelle:
Gustav Meyrink: Gesammelte Werke, Band 4, Teil 1, München 1913, S. 232-234.
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