V
Eliphas, Bildad und Zophars Reden und Hiopps Gegenreden

[235] Na, die drei Onkels hatten grade noch gefehlt.

Wird da nu gerühmt und gequäst immer los Taach und Nacht.

Immerlos fraachten se sich, ob es Gott so gewollt habe oder nich so gewollt habe.

Und der eine war schwach und der andere hatte n' Grützgesicht. – Für gewöhnlich so scheu, wie n' Junghase, aber plötlich, ehe man sich' versieht, wird er groß und wild und schlägt hinten und vorn aus und ist ein Protz und hat das ganze Paradies zu vergeben.[235]

Saachte's doch: Döösköppe!

Schade nur, daß nich Pastor Rohde aus Eimsbüttel mit bei war. – Hätte ne heiße Predicht gegeben da.

Saage nu man ein einzigen Mensch, um allens in die Welt, was hat der liebe Gott mit Hiopps Krankheit zu schaffen!

Bildad aus Suah, das lange Rekel, na, bei dem war nu's Ende von wech.

Fuhr ßteil auf zuweilen und kukte mit ßpiegelnden Augen nach Eliphas von Theman oder plinkte nach dem ßtattlichen Zophar und ßprach denn um so lauter und fiel denn wieder in einen tiefen Flüsterton, so wie ein Junge von oben herab in ein tiefes Sstrohhaufen fällt.

Und Hiopp krümmte sich, als hett hej Lievweh hatt, und saß immerlos da, mit n' Stert in die olle Asche, die Hände in die Büxen vergraben und booch die großen Zehen nach unten.

Ach was, saachte er denn, ach was!

Und denn dachte er innerlich: wenn sie nu man bloß eben nich immertau quäsen wollten.

Und denn dachte er noch von Bildad von Suah:

Du? Du kannst mich in Mondschein begegnen. –

Ja, ja, es war in ihm ein unruhich Verwundern und Verbittern gekommen. – –

Quelle:
Gustav Meyrink: Gesammelte Werke, Band 4, Teil 1, München 1913, S. 235-236.
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