VI
Elihus Rede

[236] Als se nu keiner mehr was zu sagen hatten, da ßtand mit eins Elihu auf, ein jungen Schlaaks, und der war bannich ßtolz auf, der Sohn Baracheels von Bus aus dem Geschlechte Rams zu sein.

So ßtolz, als ob er mit Makler Klempkes von die alte Fuhlentwiete verwandt sei oder ne geborene Söötbier zur Mutter hätte.

Ja, is n' gar hochfahredn Volk, die Rams.

Dabei war Elihu sonne Art Nestküken unter den Weisen.

Und hatte ein lappich gedunsen Grützgesicht und ne Puffschnute. – – Tja, dasd habense alle die Baracheels.

Awa schwiech nich. – Gotte doch!

»Hiopp,« saachte er, »Minsch! Junge! loot dat sien und schweich ßtill. Ich maach den Quatsch nich mehr hören. Jehova tut man doch, was er will. Du saachst immerlos, du büß nich schuld an, awa ich sage dich, jeder is schuld an. Thün morgen mehr und allens das is nich wahr, das prahlst du alles.

Du hattest sieben lütte Butjes to Huus und drei Deerns. Du erinnerst! Soite Deerns. Und nu? Alle sind se wech. – – Ja, ja, is ja arch doll, awa was kann ste machen gegen?«[237]

Und denn wies er auf n' Gewitter hin, das in Lee aufzog und auf den Donner und Blitz, der bannich knatterte.

Das is allens Jehovas persönliche Sstimme, saachte er denn, und machte se alle bange.

Und denn biß sich Hiopp auf die Lippe und schwiech verbaast.

War ja nu für die damaligen Zeiten und für ein Südländer ein recht fixen Jung, dieser Elihu, awa in Naturgeschichte nich auf n' Damm und arch in Awaglauben versunken, gewissermaßen.

Was der Donner is, lernen in Hamburch die lütten Gören in die Domschule beim Glockengießerwall und sonn langen Schlaaks dachte, er sei die Stimme Gottes! – Doll! Nöch?

War üwahaupt n' Fatalist, dieser Elihu.

Quelle:
Gustav Meyrink: Gesammelte Werke, Band 4, Teil 1, München 1913, S. 236-238.
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