VII
Die Wunder der Tierwelt

[238] Kiek ma: den Behemoth! Ißt Graß wie n' Ochse und is bannich ßtaark in den Lenden und liecht im Schatten, wenn Sonne scheint.

So ßteht es wörtlich im Urtext und is auch richtig so, denn der Behemoth is ein Nilpferd.

Was awa denn außer dem über ßteht, is wieder ma ne komische südländische Üwatreibung.[238]

Wie wir's neulich wieder ma gelesen haben, als wir bei Passtohr Stühlken zu Vesperbrot waren, achott, was haaben wir gelacht!

»Die Sehnen seiner Schenkel sind dicht geflochten.

Siehe er schluckt in sich den Strom,

und achtet's nicht groß.

Läßt sich dünken,

Er wolle den Jordan mit seinem Munde ausschöpfen.«

heißt es in der deutschen Übersetzung.

Und denn is noch ne dolle Beschreibung da vom Leviahthahn.

Der Leviahthahn is natürlich n' Krokohdill.

Da ßtellen se die Frage, ob man den Leviahthahn

mit ne Angel fangen kann!

Ein Krohkohdill mit ne Angel!

Achot, was haaben wir gelacht!

Und denn ßteht noch in die Übersetung:


»Sein Herz is so hart wie Stein.

Und so fest

Wie ein unterer Mühlstein!

Aus seinem Munde gehen Flammen.

Auf seinem Halse wohnet die Stärke.

Und vor ihm her hüpfet die Angst.«


Na, ja, is ja korrekt, awa so gar nich ein büschen Poesie in. – Nöch? – Schade um! – Wie konnte[239] doch nu sonne Üwasetzung die große Auflage erleben!?

Und denn hat ein Krohkohdill gar nich sonn festes Herz.

Scheint unter den Juden sonne Art Schreckpopanz gewesen zu sein für Gören.

So ähnlich wie Lebertran!

Lewerthran – Leviahthahn! – Klingt bannich ähnlich. – Nöch? Wollen ma eben an die »deutsche Bibelforschung« berichten über.

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Quelle:
Gustav Meyrink: Gesammelte Werke, Band 4, Teil 1, München 1913, S. 238-240.
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