Macht der Liebe und des Mädchens

[279] Liebe, Liebe, wie verfolgst du mich!

Alles, alles lebt und webt durch dich!

Ich bin gar nicht mein,

Dein nur bin ich, dein!


Mädchen, Mädchen, ach wie geht's nur zu,

Wie kannst du mir nehmen alle Ruh?

Welche Zaubermacht

Hat mich dahin bracht!


Göttin, Göttin, sieh, ich bet' dich an!

Hab' ich jemals Sünd' an dir gethan,

O verzeih, verzeih!

Laß der Straf' mich frei!


S**n, S**n, ach dein Götterlicht,

Wie's umwallt mein sterblich Angesicht!

Wie's die Kammer füllt,

Wo mich Nacht umhüllt.


Ach daß doch ein Strahl von dir mich blend'!

Liebe, eil'! gieb meines Lebens End'!

Dann schweb' ich empor

Zu der Seel'gen Chor![279]


Saug des Richters Blick, und fleh geschwind

Mir das auserwählte Menschenkind.

Ach dann hört er mich,

Und entziehet dich,


S**n, dieser schnöden Erdenwelt

Schenkt ein Hüttchen uns ins Himmelsfeld.

Ewig, ewig fort

Amen! lieb' ich dort!


Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 50, Stuttgart [o.J.], S. 279-280.
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