Am Moor

[41] Flackernd lösen sich vom Sumpf

ungewisse Schemen ...

Nach der alten Weide Stumpf

sieh den Weg sie nehmen.

Auf dem Stumpfe sitzt der Tod:

Dumpfe Fiedel lockt und droht

mit verworrnen Themen.


Huschend schlingt der wirre Kreis

sich um Tod und Weide ...

Um die Flämmchen schimmert's weiß

wie von feinster Seide.

Knaben, Mädchen, Männer, Fraun

glaubst wie Schatten du zu schau'n

tief im Totenkleide.


Und ein Seufzen hebt sich her,

düster dich zu bannen ...

Schaudernd fühlst du: Schon will Er

dein Gemüt entmannen.

Der Gespenster Reihn erschrickt?

Haben sie dein Haupt erblickt?

Und du eilst von dannen.

Quelle:
Christian Morgenstern: Sämtliche Dichtungen. Abteilung 1, Band 2, Basel 1971–1973, S. 41-42.
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