Am Ziel

[39] Schlote schnauben, Lichter funkeln,

Pfeifen schrillen, Rufe schallen,

draußen vor des Bahnhofs Hallen

harrt Verderber Tod im Dunkeln.


Fest ist alles abgekartet

mit dem trunknen Wart der Weiche,

daß der Zug das Gleis erreiche,

drauf der Gegen-Eilzug wartet.


Und schon wächst es mit den grellen

Spählaternen aus der Ferne,

glühnder Rauch verhüllt die Sterne,

hohl erdröhnt das Holz der Schwellen.


Blind, im Schienen-Überfluge,

stampft der Zug die falschen Gleise:

Schimmernd grüßt das Ziel der Reise –

Leise lacht es hinterm Zuge.

Quelle:
Christian Morgenstern: Sämtliche Dichtungen. Abteilung 1, Band 2, Basel 1971–1973, S. 39-40.
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