Fünfter Auftritt.

[69] Die Vorigen. Therese. Colas.


COLAS. Bomben und Granaten! Was ist hier vorgefallen?

THERESE. Der Hauptmann ist außer sich – er packt seinen Mantelsack.

COLAS. Schwester Christine, was hast du getan?

CHRISTINE. Meine Pflicht. Er behauptet derselbe zu sein, der sich vor zwei Jahren als Stellvertreter –

THERESE. Meiner Treu', den Gedanken hab' ich selbst schon gehabt; wenn auch verändert, hat er mich doch an den jungen Mann erinnert, dem ich damals die Eremitage anwies!

CHRISTINE. Schade, daß du ihm das nicht auch erzählt! O, ich sehe, ich bin von einem Komplott umgeben, das meine Standhaftigkeit Grille und Laune nennt. – Aber hier vor euch erneuere ich den Schwur. Wer mir das goldene Kreuz zurückbringt, nur der löst mein Versprechen,[69] und kommt er nicht, so will ich im Kloster mein gequältes Herz auf ewig verschließen.

Trommelschlag, Marsch hinter der Szene.


CHRISTINE. Ha, unsere Braven kehren heim, vielleicht kommt mir Kunde von ihm. Ich eile ihnen entgegen. Sie geht ab ins Dorf, nach rechts.

COLAS. Sie ist von Sinnen! Mein Hauptmann ein Betrüger!

THERESE. Und wenn auch! Ich an ihrer Stelle hätte dem schönen Hauptmann ohne weiteres geglaubt und mein Gewissen beruhigt.

COLAS. Und ich schwöre auf ihn! Und meine brüderliche Autorität soll dem Querkopf die Augen öffnen.

THERESE. Nur gemach, Männchen, laß sie nur bei den Heimkehrenden nachfragen, der eine oder der andere wird ihr schon – aber – wer kommt denn dort den Hügel herab?

Bombardon auf dem Hügel, mit Stelzfuß, in abgetragener Montur, das Ehrenkreuz auf der Brust.


Quelle:
Ignaz Brüll: Das goldene Kreuz, nach dem Französischen von H.S. von Mosenthal, Leipzig [o. J.], S. 69-70.
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