Vierter Auftritt.

[61] Die düstere landschaftliche Färbung hat einer freundlich heiteren Platz gemacht. Sulamith tritt rechts auf, von zwölf Jungfrauen begleitet und bleibt im Hintergrunde stehn.


FRAUENCHOR hinter der Szene.

Uns're Tränen tau'n auf deinen Schritt,

Auch Zion weint um dich, o Sulamith!

O weinet laut!

ASSAD das Haupt hebend, mit sterbender Stimme.

Sulamith!

SULAMITH.

Ha, welche Stimme, ist's ein Traum?


Sie bleibt stehen.


CHOR.

Ein Sterbender dort unter dem Palmenbaum.

SULAMITH fliegt hinzu und nimmt den Schleier zurück, ihn erkennend.

Assad! Mein Assad!

ASSAD breitet die Arme aus.

Sulamith!

O Gott, erhört hast du mein Flehn,

Ich darf sie sterbend wiedersehn!

SULAMITH kniend neben Assad, umfaßt sein Haupt.

Du stirbst – nimm meine Seele mit!


Schmerzlich.


Das, Seher, wolltest du mir künden!

ASSAD sehr zart und innig.

O süßer Traum!

In deinen Armen darf ich scheiden.

Du Engel! kannst du mir verzeihen?

SULAMITH sehr zart und innig.

Die ew'ge Liebe winkt uns beiden,

:,: Im Tode bist du wieder mein. :,:

BEIDE.

:,: Im lichten Schoß der ew'gen sel'gen Freuden,

Werd' ich mit dir vereinigt sein! :,:[61]

ASSAD mit letztem Aufflammen.

:,: Erlösung! :,: – Sulamith!


Er sinkt sterbend zurück.

Sulamith stürzt mit einem halberstickten Schrei über Assad.


CHOR DER MÄDCHEN kniend, ergriffen.

:,: Der Freund ist dein, :,:

Im Reich der ewigen Liebe!

Die Nebel zerteilen sich, Cherubine mit Harfen, Zymbeln und Tuben werden in den Wolken sichtbar.

Ende.


Quelle:
Karl Goldmark: Die Königin von Saba, nach einem Text von H.S. Mosenthal, Leipzig [1912], S. 61-62.
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