Der xi. buntgnoß.

Ein nüwe ordenung weltlichs stands, die Psitacus angezögt hat, in wolffaria beschriben.

[149] Was dörffen wir der oberkeit,

Dem babst vnd keiser sein bereit?

Haben wir ein regiment gefiert,

Die geistlicheit alle reformiert

Vnd ir geistlichs recht verbrant,

Wir künnen auch weltlichen stant

Reformieren, ordenung machen

Vnd dörffen des keisers nit zů diser sachen.

Doch laß sich niemans des verston,

Das wir den keiser nit wöllen hon!

Wir dörffen in nit vbergeben

On offenlichen widerstreben:

Zů groß ist vnß sein gewalt vnd macht,

Er hat vnß bald ein kolben bracht,

Den xx. narren nit möchten tragen;

Darumb hüt euch, von im zů klagen.

Doch wöllen wir statuten schreiben,

Die heimlich vnder vns bleiben,

Darnach der gantz weltlich stat

Zů leben vnd regieren hat.

Den babst vnd alle cardinäl,

Die pfaffen vnd der münch zal,

Die sollen wir verwerffen al,

Was sie gebieten, das werffen hin;[149]

Man schiß in wol ins hertz hinyn.

Jede pfar vnd iede gemein

Ein pfaffen haben sol allein.

Den sollen sie erwölen al;

Welcher in am basten gefal,

Der selb sol dan ein priester sein.

Darumb geben im ein eefraw fein

Vnd so vil zinß vnd so vil gült,

Bis er sein magen hat erfült.[150]

Darzů geben im ein caplon,

Wa er in kranckheit würd ston,

Das dan in solchem fal vnd ding

Der selb der frawen cappel besing;

Dan die cappel wil kirchweih hon

Vnd mag nit on ein besinger ston.

Vnd wie ein iedes dorff ein pfar,

Also hab ein iedes dorff ein far.

Wie die hirten zů den kügen,

Sol der caplon sich darzů fiegen.

Wa nit im dorff eeweiber weren

Vnd würden sein darzů begeren,

Sol er darzů verbunden syn,

Das er den farenzinß bring yn

Vnd sein ampt fast wol versehe,

Das von weibern kein klag beschehe.

Got hat euch selbs darzů beschaffen,

Das ir sein pfaffen vnd auch affen.

Von got haben ir ein solch freiheit,

In dem tauff euch zů geseit.

Vnd wie der pfaff in seinem stant,

Vnd die küg ein farren hant,

Also erwelt ein eber fein,

Der euch besteig euwere schwein,

Dem sol kein mensch nit reden drein.

Quelle:
Thomas Murner: Von dem großen lutherischen Narren, in: Thomas Murners Deutsche Schriften mit den Holzschnitten der Erstdrucke, Band 9, Straßburg 1918, S. 149-151.
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