Des bunds hauptman.

[177] Der ist zů vnserm haupt man gůt,

Der mit freuenlichem můt

Dem babst vnd keiser greifft in bart

Vnd sunst vff erden niemans spart.


So vnß der groß nar hat her bracht

Zů fůß vnd roß mit solcher macht,[178]

Das wir der gantzen weiten welt

Streit vermügen in dem felt

Lifferen vnd ein schlachten geben,

So müsen wir auch ietz da neben

Hauptman / fendrich / lietenant,

Profoß vnd weibel hon zůr hant.

So ich nun niemans wissen kan,

Dem dise sach ligt herter an,

Inbrünstiger ist in disen sachen,

Den wir zům hauptman solten machen,

Dan den luther selb vff erden,

So můß er vnser hauptman werden.

Dan er darzů ist wol bereit

Vnd hat die kut selbs hin geleit

Vnd wil nit me im kloster betten;

So kan er gschmeidig ynhar tretten

Vnd kan die menschen adhortieren,

Das sie den bunt mit eren fieren.

Auch kan er mit sein büchlin machen,

Das manchem würt die schwarten krachen,

Vnd darff den babst selbs greiffen an,

Mit dem keiser thůn in ban,

Auch die pfaffen mit seim schwetzen

Darff er von ampt vnd eren setzen;

So darff er alle bischöff schenden

Vnd die cardinäl an wenden

Vnd sie alle heissen weit mulaffen,

Darzů die münch vnd auch die pfaffen

Schelmen, bůben, lecker nennen

Vnd dem babst sein recht verbrennen,

Darumb er sich hat on not

Höher vff gesetzt dan got.

Was dörfft er für got vffhin blitzen,

Warumb bleib er nit vnden sitzen,

Der ander heiligen sitzen zamen,[179]

In hundert tusent tüffel namen?

Darumb zuckt er im ab zwo kron

Vnd hat im nur die kleinst gelon,

Auch hat den babst in gottes namen,

Darzů die menschen allesamen,

Die bei dem babst auch wöllen ston,

In vngnaden gottes gethon.

So nun der keiser bei im stat

Vnd den babst beschirmpt hat,

So darff er in auch greiffen an

Mit seinem zorn vnd seinem ban.

Darumb ist er ein dapffer han

Vnd ist vnß ein gůter hauptman.

Warum wolt er nit hauptman sein,

So er darff greiffen in bart hinein

Vnd hat ab thon die sacrament,

Damit der babst vnß hat geblent?

Wan got im nit entrunnen wer,

In himel gestigen also fer,

Er het in selber griffen an,

Der grim zinck vnd dapffer man.

Quelle:
Thomas Murner: Von dem großen lutherischen Narren, in: Thomas Murners Deutsche Schriften mit den Holzschnitten der Erstdrucke, Band 9, Straßburg 1918, S. 177-180.
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