wie der groß nar mit allen eren zů der erden bestediget ward.

[275] Es sol al welt vnd iederman

Zů leid vnd zů der folgen gan,

Wan ein erenman hie stirbt,

Der hie nach ampt vnd eren wirbt.

Tugent sol hie hon den lon,

Von got empfangen werden schon.

Darumb ich bit ietz alle fründ,

Die dem narren verfründet sind,

Das sie den helffen mir vergraben;

Wer den narren lieb wil haben,

Vnd wer auch selber ist ein nar,

Oder nerrische bossen dar[275]

Reissen mit seiner eignen hant,

Der selb her zů dem narren stant.

Al die dem narren sein verwant

Vnd mit arbeit vnd mit mie

Am narren hon gesogen hie,

Vmb gefaren mit dem narren,[276]

In der keltin vmbher karren

Vnd sein erfroren in dem schne,

Wie thet der nar in also we!

Wie fast die roß die arbeit daten,

Noch halffens dem narren von staten.

Ir ieder trůg sein narren dar,

Etlich zwentzig, dreissig iar,

Mit narren kamen geschlittet har

In den haupten, in der hüt,

Vnd schat der nar inen dannocht nüt.

Hon sie gespeißt von iungen tagen,

Vnd müsen in noch lenger tragen,

Geistlich / weltlich, allesamen,

Des narren sol sich keiner schamen.

Ach helffen in zůr erden besteten,

Dan ir des gleichen auch gern heten!

Wan dan ir narren fart daruon,

So würt man euch zůr folgen gon.

Wer hie nit wil zůr grebnis ston,

Der můß ein luter kuntschafft hon

Vnd brieff vnd sigel legen yn,

Das er kein nar wöl nimer syn

Vnd vor auch nie gewesen sei;

Dan ist er diser folgen frei.

Doch nemen wir kein siglen an,

Dan das der luther selb hat gthan;

Dan wir vnß das zů im versehen,

Er werd mit siglen nimer gehen,

Langsam kumen, wol behören,

Wer des narren sich wil wören.

Wer sich des nit erweren kan,

Der sol zů des narren folgen gan.[277]

Er hat vnß doch ein freid gemacht,

Das mancher hat sein bauch zerlacht.

Darumb ein ieder freiden hab,

Sein vettern tragen helff zů grab,

Vnd sprech mit groser innigkeit:

Nun geb dir got die ewig freit

Vnd wöl dir auch den himel geben,

Darin die grösten narren leben.

Quelle:
Thomas Murner: Von dem großen lutherischen Narren, in: Thomas Murners Deutsche Schriften mit den Holzschnitten der Erstdrucke, Band 9, Straßburg 1918, S. 275-278.
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