wie durch ein starcken sirup vnd tranck der vnbekant vnd verborgen Karsthanß ist erfunden worden.

[197] Ietz solt man alle glocken lüten

Zů disen freidenreichen zeiten,

In aller welt zů disen sachen

Ia grose frödenfeuer machen,[198]

Das durch artznei vnd list

Der gelert karsthanß funden ist,

Der vor ist vnbekant gewesen.

Es ist wol so ein lieblichs lesen;

Im manglet nit me dan ein man,

Wan er sein reden hat gethan,

Der doch im fieng zů lachen an

Oder andern gebüt zů lachen;

Er kans wol also schimpflich machen.

Ja wüßt der keiser, wer er wer,

Er müst im sein ein groser her,

Er sagt wol also hübsche mer.

Alle bücher, die da sein vff erden,

Sollen nach dem formiert werden.

Ach wer sein bůch ein model fein,

Das man alle bücher güß darein,

Oder wan es ein müterlin wer,

Das es der iungen mer brecht her!

Ich halt vil druff, bei meinem eid!

Darumb ists mir von hertzen leid,

Das ich in in dem hindern fant.

Er solt hon ein eerlichern stant

Dan dem narren in dem magen,

Das er nit leicht möcht in veriagen

Vnd hinden vß der massen tragen.

Pfuch der grosen schand vff erden,

Das karsthanß sol geschissen werden!

Der edel dichter mit seinem bůch

Sol lauffen durch des narren brůch!

Ich bin ein katz vnd hab kein sin,

Darumb ich grob mit worten bin.

Hetten sie mich lon ein menschen bleiben,

Ich wolt die groben wort nit treiben.

O vetter, liebster vetter mein,

On zorn kan ich nit mit dir sein,[199]

Das du dem karsthanß nit da neben

Ein edlern sitz doch hettest geben

Vnd hetst doch gebrucht grösere witzen,

Dan das du in ließst im hindern sitzen.

Du möchtst in doch geniessen lon

Des schreibens, das er hat gethon.


Der groß nar.


Ach lieber vetter, zürn doch nit,

Vnd hör bescheit durch meine bit.

Er ist bei andern narren gesessen,

Ich hab sein warlich nit vergessen.

Doch was im gesagt solche redt,

Wie das man in gesůchet het

Vnd hat ein gebot vß lassen gon,

Wer schmachbüchlin hat trucken lon,

Solt nemen seinen lon daruon,

Wie es stot ins keisers rechten,

On alle vßred vnd widerfechten

Sol er vom galgen vff das rad.

Nun wer es iemer vnd iemer schad,

Das ein solch kunstreicher man

Solt vff dem rad bei dem galgen stan.

Er hatz doch warlich wol betracht

Vnd aller welt ein freid gemacht,

Das mancher hat sein bauch zerlacht.

Als bald er höret dise mer,

Wie das der keiser zornig wer,

Wolt er da ylends nim beharren

Bei den andern grosen narren

Vnd hat sich in mein ars verborgen,

Also behüt vor allen sorgen.

Er sitzt dannocht vil wörmer din,

Dan fürt man in zům galgen hin

Vnd geb im da ein meyenbad[200]

Von dem galgen vff das rad,

Das er sich fürbaß des solt schamen,

Schmachbüchlin vnbekanter namen

Mit lügen nit mer ließ vß gon,

Als sie zům dickern mal hon gethon.

Hetstu in nit heruß vertriben,

Er wer noch lenger din bliben.

Ach, aller liebster vetter mein,

Laß in doch schlieffen wider drein!

Er würt dirs nit vndanckbar sein.

Ein mal schiß ich in sunst in rein.

Quelle:
Thomas Murner: Von dem großen lutherischen Narren, in: Thomas Murners Deutsche Schriften mit den Holzschnitten der Erstdrucke, Band 9, Straßburg 1918, S. 197-201.
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