wie zu letst noch zwen gickenheintzen / das sein doppel narren / vß dem grosen narren getruckt werden.

[201] Ach got, wie nimptz so groses keichen,

Ee das die gickenheintzen weichen!

Es hatz vff erd kein man nie kint,

Was doch gickenheintzen sint.

Es sein gar feißte narren queck,

Vnd hon gewurtzlet in dem speck;

Der gelten nün ein dubentreck.

Wan sie dem grosen narren sessen

In den hosen, in den hessen,

So würff er sie hin mit dem kleidt,

Das sie im nit me brechten leidt.

Stecken sie dan in dem magen,

So möcht ers hinden vßhin tragen

Vnd werden ledig schon vnd fein,

Wan er sie geschissen het in rein.

Wan sie dan sessen in dem har,

So möcht mans schneiden abher zwar.[201]

Nun hon sie gewurtzlet in dem speck,

Lon sich nit treiben bald hinwegk.

Man můß sie krefftiglich vß drotten,

Dan sie nit weichen von gebotten

Vnd lon sich kurtzab nit beschweren,

Noch mit schimpff noch ernsten leren.

Der gickenheintzen weiß ich ein,

Der hat arm füß vnd lame bein[202]

Vnd das podagra darzů,

Auch weder tag noch nacht kein rů,

Kan auch weder sitzen noch gon:

Das zipperlin gibt im den lon,

Was er vff erd ie hat gethon.

Noch darff er sich des riemen frei,

Das er im himel gewesen sei,

Mit sant franciscen hab geret,

Wie das er im befolhen het

Vnd im gefieret wunder klagen,

Wie er mir ernstlich das sol sagen,

Das ich kein rot baret sol tragen,

Es thü im oben we im magen.

Wie kan ich glauben solche redt?

Ich sihe, das er dort ligt im bedt

Vnd kan nit steltzen oder gon,

In wil das podagra nit lon,

Vnd meint, ich söl im glauben das,

Wie er im himel gewesen was

Vnd hat mit sant franciß geret,

Vnd scheißt mit vrlob dort ins bet.

O gickenheintzen, lieben lappen,

Meint ir also ins můß zů dappen,

Das ir mit solchen lutenley

Vnd vngesaltzenen habernbrey

Wolten eim verdienten man

Sein baretlin greiffen an?

Ir theten wol noch me daran.

Lauff wider vff zů sant francissen

Vnd sprich, der bot hab sich beschissen.

Hast mirs baretlin wol verwissen.

Lauff vffhin bald, hab kein verdriessen,

Du bist doch sunst gerad in fissen,

Vnd sag im / lig im etwas an,

Das er das selber mich erman,[203]

Keim gickenheintzen daruon sag,

Der weder gon noch lauffen mag.

Quelle:
Thomas Murner: Von dem großen lutherischen Narren, in: Thomas Murners Deutsche Schriften mit den Holzschnitten der Erstdrucke, Band 9, Straßburg 1918, S. 201-204.
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