Dritter Brief.

[48] Ich unwirdicher Tiener nähme mir die hohe Freiheiten an den höchst und wohlge Ehrten Herrn zu melden, die Krankheit welche bei Seiner Exc. dem Wohlgebohrnen Herrn Herrn N N sich einfinden thut.
[48]

Durch mein gleines Observatorium melde ich Ihnen.


1) Der Kranke hat ein zorn gelbliches Angesicht.


2) Heftige Kopfschmerzen im Haubt.


3) Schwache Glieder auch in Extremidäten.


4) Herzwehe mit Pulsiren und Klopfen in der Brust.


5) Schwindel im Kopfe bis ins Hinterhaubd und Genicke.


6) Schwarzgelbrothen Urin.


7) Keinen Appetit ohne Eßlust.


8) Eine Zunge mit weißbrauner Speckhaut.


9) Eine kalte Verkältung des Magens und Körpers öfters mit Hitze.


10) Cartarischen Husten mit Auswurf gelbgrün.


11) Einen Balonförmigen Bauch mit Guren und Winden, auch mit Stuhlgange mit Gestanck und übeln Geruch.


12) Der Schlaf ist klein, unterbrochen mit Traumereyen, manchmal auch ohne Sinne fantarsirend.
[49]

13) Eigelbe Augen mit schwarzgelblicher Haut.


14) Unterdrückte Schweislöcher Transpiration.


15) Melancholisch, Meßleidig mit Zorn, Zank und Ungedult.


16) Schlaf am ganzen Körper und Extremidäten.


17) Alternirende Wärme mit anfliegender phlogistischer Hitze.


18) Die Krankheit ist biliosus morboram materia in denen canalibus Intestinariorum, und davon habe ihm schon viel aus dem annum getrieben.


Ich habe Seiner Excellenz verschrieben wie folgd


R Damard.

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Alle Stunde eine Coffe Theeschale vol zu nehmen.[50]

Wen der Hoch: geEhrt: Herr was bessers müßen, so bitte mir dero Gutachten aus nebst gehörigen Mitteln.

Ich aber bin mit gehorsamer Estimation


Meines GeEhrten Herrn

Kollegiams Diener

N N.

Med. Doctor.

Quelle:
[Nebel, Ernst Ludwig Wilhelm:] Medicinisches Vademecum für lustige Aerzte und lustige Kranken [...] Theil 1–4, Frankfurt, Leipzig 1795 (Bd. 1), 1796 (Bd. 2); Berlin, Leipzig 1797 (Bd. 3); Berlin, Leipzig 1798 (Bd. 4), S. 48-51.
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