Dankgedicht an Heinrich Reichsfraf von Brühl

[51] Nimm Hochgebohrner Brühl!

von mir diess Dancklied an!

Weil ich es mündlich itzt nicht mehr verrichten kan.

Im Elend baht ich Dich um des Augustus Namen

Um Seinen kalten Leib, von dem die Kräfte kamen

Die deine Wohlfarth so vollkommen schön gebaut[51]

Dass man Dich itzo noch zu Seinem Nachruhm schaut.

Ich bathe den August der lebet und regieret,

Der itzt nach Ihm wie Er den Königs Zepter führet,

Dass Er mir gnädig sey. Die doppelt Hohe Kraft

Hat alle Noth und Qvaal auf einmahl weggeschaft.

August hat mich erhört, und Du hast mich gehöret,

Dass mir der Neid nichts nimmt, dass mich kein Lügner stöhret.

Nunmehro steh ich still, und denck mit Lust zurück

Ich bin dem Kummer gut, ich ehre nun mein Glück

Das mir die Gnade bringt, ja dürft ich ohn Verletzen

Der allerhöchsten Gnad gar nichts entgegen setzen,

So wolt ich noch einmahl ins erste Elend gehn

Nur diese Hohe Gnad, nur Deine Huld zu sehn,

Die mich itzund erhält; das hält ich wissen sollen

Wie gerne hätt ich Dich damahls verschonen wollen

Mit meinem Klaggeschrey. Allein verzeihe mir,

Ich flohe dazumahl in meiner Noth zu Dir

Nicht nur allein um mich, nein, alle meine Pflichten

Auch in der grössten Noth gebührend auszurichten.

Die Wahrheit muste Dir auch nicht verborgen seyn,

Sie ehrt den Landes-Herrn, macht das Gesetze rein,

Setzt diesen, der es schreibt ins festeste Vertrauen;

Deswegen liess ich mir vor keinem Umstand grauen,

So hertzhaft machte mich Dein Ruhm und meine Pflicht.

Vergieb mir noch einmahl, ô Herr! und zürne nicht

Dass ich es wiederhohl. Sonst klagt ich so im Leide

Itzt sag ich eben das aus wahrer Herzens Freude,

Nun bin ich doppelt stark an Einsicht Muth und Treu,

Du machst mir jeden Wunsch und alle Hoffnung neu,

Du nimmst Dich meiner an; Nun hab ich nichts zu klagen

Als dieses: Dass ich Dir nicht Danck genug kan sagen.

Gott! Der zwey Königen das Hohe Hertz gelenckt,

Dass jeder Dich, ô Herr! mit Seiner Huld beschenckt,

Erhalte Dich dabey, dass Dein Geschick vollkommen.

Und ohne Wanken bleibt, so wie es zugenommen!

Dass an des Königs Wahl man Deinen Werth erkennt,

Und jeder Dir Dein Glück und Deine Hoheit gönnt,

Dass Reich, Staat, Land und Volck mit allen Freuden hören:

Gott schenckt Dir seine Huld, August hält Dich in Ehren!


Ew: Reichs-Hochgräfl. Excell.

unterthänige

Friderica Carolina Neuberin.

Leipzig

am 23. Nov.

1737

Quelle:
Die Neuberin. Herausgegeben von Richard Daunicht, Berlin 1956, S. 54.
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