6. Auff Ihr Fürstl. Durchleucht. Friederichens, Hertzogen zu Holstein, Und Fräulein Marien Elisabethen auß dem Churfürstl. Hause Sachsen Beylager

[34] Sonne, derer schönes Liecht

Nunmehr Eiß und Schnee betauet

Und deß Winters Härte bricht,

Hastu jemals angeschauet,

Das was edlers vor der Zeit

Seine Freyheit hat verfreyt?


Vatterland, bekenne mir,

Sage mir von gantzem Hertzen,

Hoffest du nicht auch von hier

Eine Stillung derer Schmertzen,

Welche dich bißher gekrenckt

Und dir deinen Muth gesenckt?


Nun, der Höchste sey gelobt!

Aber ihr, o wilde Waffen,

Wie ergrimmt ihr habt getobt,

Dennoch sollt ihr jetzt entschlaffen.

Solche Heyrath kan allein

Nicht nur eine Heyrath seyn.


Starcke Raute, grüne wol;

Deinen süssen Bitterkeiten,

Welche nichts bezwingen soll,

Weiche dieses Gifft der Zeiten,

Dieses Gifft, das nur zu viel

Hertz' und Haupt durchdringen wil.


Grüne du auch, werthes Par,

Das sich nun zusammen giebet;

Nimfe, was vor Hoffnung war,

Wird jetzt mit der That geliebet,

Held, deß Landes Liecht und Schein,

Wil dein Liecht alleine seyn.


Diese neue Galathee

Wird dir Land und Leut' erquicken,

Wird dir deine Cimbersee

Mit den Stralen überblicken,

Mit den Stralen, derer Ziehr

Wie Diana gläntzt herfür.


Sey getrost, o Vatterland,

O du Himmlisches Gewölbe,

Segne dieses Friedenpfand;

Lauff und eyle dich, o Elbe,

Zeig' es deinem Holstein an,

Daß es auch sich freuen kan.


Singe frölich, Wild und Wald,

Singe, was sich regt auff Erden,

Kind und Eltern, Jung und Alt,

Singet: Es wird besser werden,

Singt: Der Lentz verjüngt das Feld

Und der Rautenstrauch die Welt.

Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 34.
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