Ich denke dein

[143] Ich denke dein im Waldesgrunde,

Ich denke dein beim Festgelag,

Bei jeder Wonne, jeder Wunde,

Bei jedem Hauch und Herzensschlag.

Aus heitern Hoffnungsparadiesen,

Aus der Verzweiflung Nachtverließen

Wend' ich den treuen Blick dir zu –

Und du?


Ich lieb' dich, als durch mich Erlös'te

Vom Fluche, dem ich lang geweiht,

Als meiner Freuden reinste, größte,

Als mein verklärtest', schönstes Leid!

Ich liebe dich, in sel'ger Beugniß,

Als menschgewordnes Gotteszeugniß,

Das mir verheißen Glück und Ruh' –

Und du?

Quelle:
Betty Paoli: Gedichte. Pest; Leipzig 21845, S. 143-144.
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