Resultate

[15] Wenn ich frage, was sich noch errungen

Wer gewandelt in dem Erdenthale,

Wenn ich forsch' in den Erinnerungen

Bis zum heut'gen Abendsonnenstrahle,

Zuckt mir's höhnend durch die tiefste Brust;

Was ich lang' geahnt, wird mir bewußt:

Daß des Lebens bittre Müh' verschwendet –

Alles endet!

Das Geschick liebt's, Kronen zu zersplittern

Ob von Gold nun, Lorbeer oder Rosen,

Und mit seinen heißen Ungewittern

Die geweihten Stirnen zu umtosen;

Lilienblätter wie der Cedern Laub

Werden seinem Samumshauch zum Raub;

Was sich kühn und göttergleich erhoben, –

Ist zerstoben![16]

An Onufrio's dunkler Pforte frage,

Ob die Kunst, die himmlische, beglücke?

Frag' an meines Herzens Sarkophage

Ob der Liebe Spenden ohne Tücke? –

Sieh zerstreut in bangem Pilgerzug

Jenen Stamm, der einstens Kronen trug!

Wähn' dann noch in Weltensturmes Wehen

Festzustehen!

Meine Rechnung hab ich abgeschlossen,

Will nichts mehr verlangen noch gewähren;

Für das Lächeln ist mein Mund verschlossen

Und mein Aug' vertrocknet für die Zähren.

Ist das Ziel, nach dem der Wunsch begehrt,

Denn des Ringens und der Kämpfe werth?

Werth, daß Sorg' und Mühe man dran wendet? –

Alles endet!

Quelle:
Betty Paoli: Gedichte. Pest; Leipzig 21845, S. 15-17.
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