1.

O glaubet nimmermehr, daß ich in eitlem Wahn

Euch hier belehren will! das maß' ich mir nicht an.


Ausdeuten will ich nicht des Lebens Zauberstrahlen,

Nur schildern, wie sie sich in meinem Geiste malen.


Bestimmen will ich nicht, was Euch zu thun zukommt,

Nur künden treu und wahr, was meinem Sein gefrommt.


Nicht will zu Euerm Kampf die Waffen ich erlesen,

Nur sagen, welche mir am dienlichsten gewesen.


Und fühlet Euer Herz, daß es dem meinen gleicht,

Dann thut, was ich gethan, bis Gott den Sieg Euch reicht.
[209]

Wenn nicht, so kann's Euch doch in keinem Falle schaden,

Vertraut zu werden auch mit fremden Lebenspfaden.


Denn lehren wird es Euch, daß man auf jeder Bahn,

Zum hohen Wahrheitsziel hinangelangen kann.

Quelle:
Betty Paoli: Gedichte. Pest; Leipzig 21845, S. 207-210.
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