2.

[210] In diesen Blättern hier magst du es deutlich lesen,

Was meiner Seele du, der strebenden, gewesen.


Nicht nur, was du mir warst, auch was du mir noch bist,

Und stets mir bleiben wirst zu jeder Lebensfrist.


Durch dich fand ich den Muth, mich fordernd zu erheben,

Mit kühner Zuversicht nach höchstem Glück zu streben.


Durch dich fand ich den Stolz, zu fördern an den Tag

Das Große, das vordem verhüllet in mir lag.
[210]

Durch dich find' ich die Kraft, das Aergste zu ertragen,

Und, reich durch mich allein, dem Glücke zu entsagen.


Wohl lagen stets in mir der Muth, der Stolz, die Macht,

Doch zur Entwicklung hast du schneller sie gebracht.


Drum als Gelegenheit muß dankend ich dich loben,

In der den eignen Werth ich glorreich konnt' erproben.


Quelle:
Betty Paoli: Gedichte. Pest; Leipzig 21845, S. 210-211.
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