5.

[212] Nicht können was man will, mag gelten als Bedrängniß;

Doch ist's bei weitem nicht das bitterste Verhängniß;


Denn hoffen dürfen wir, daß kommen wird die Zeit,

Die von den Hemmungen der Außenwelt befreit.
[212]

Die hohe, lichte Zeit, wo der Unmöglichkeiten

Bedrückend Eisenband zersprengt wird von uns gleiten.


Nicht können, was man will, das geht noch immer an,

Und ungleich schlimmer ist: nicht wollen, was man kann.


Willst du nicht, was du kannst in irdischer Beschränkung,

So wär' dir unnütz auch der höchsten Freiheit Schenkung.


Denn wäre hundertmal dir unterthan die Welt –

Was frommt's, wenn dir der Will', sie zu beherrschen, fehlt?


Quelle:
Betty Paoli: Gedichte. Pest; Leipzig 21845, S. 212-213.
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