Von Ernst das 205.

[129] Das Habermůs uff ein Seit.


Es zücht ein Man wol ein frume Frawen, er zücht auch wol ein unfrume wie diser Man. Und blib mancher Man bei seiner Frawen und werckt, so thet die Frau auch das best. Aber wil er in den Krieg lauffen und Weib und Kind lassen sitzen, sol sie stelen? Es sein darnach etlich Bůben daheim, die Tag und Nacht in dem Wirtshuß sitzen zů spilen und Wein zů suffen und wöllen nichtz thůn und wöllen dannocht daheim auch vol sein;[129] die Frau můß in ziehen, und wan die Man etwas bei inen gewar werden, so wöllen sie dye Frawen dot haben, sie müsen ire Kleider versetzen. Etlich sein dannocht besser und frümer; die achten nit, was sie thüen und waher es kum, dieweil sie nur vol sein.

Es was also ein Frau, die het uff einmal ein Tisch bereit, und uff einem Ort het sie ston ein Habermůß und ein Krůg mit Wasser, und uff dem andern Ort ein gebratnen Kappen, Weißbrot und ein Kanten mit gůtem Wein, und sprach zů irem Man: ›Hußwirt, nun sitz, an welches Ort du wilt an dem Tisch! Wiltu zů dem Habermůß sitzen, so wil ich dir helffen wercken, das mir das Blůt zů den Neglen ußgat, wiltu anders auch wercken. Wiltu aber zů dem Kappen sitzen, so můstu mich lassen gon an die Ort und End, da ich sie überkum.‹ Der Man sprach: ›Gang, war du wöllest! Ich wil zů dem Kappen und zů dem Wein sitzen.‹

Du solt wol Schelck finden, die die Hußthür zů Nacht uffheben, das sie nit kirren, so die Frawe uff die Bůlschafft wil gon etc.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 129-130.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Schimpf und Ernst
Sinnreiche Und Unterhaltende Geschichten Aus Frater Johannes Pauli's Schimpf Und Ernst
Schimpf und Ernst