Die Nachtigall und der Staar

[192] Die gattenlose Philomele,

Die manche trübe Mitternacht

In leisen Klagen durchgewacht,

War krank und sang mit heitrer Seele

Ihr Abschiedslied. Ein fetter Staar,

Der Feldprobst in dem Hayne war,

Besuchte sie nach alter Mode.

Er schlich zur frommen Dulderin

Mit abgewandtem Blicke hin

Und sprach, nach mancher Episode,

Vom Krieg und Wetter, auch vom Tode:

Ach! rief er aus, dieß ist ein Feind,

Vor dem auch Helden sich entfärben! ...

Wer Muth zu leben hatte, Freund,

Versetzt sie, hat auch Muth zu sterben.

Quelle:
Gottlieb Konrad Pfeffel: Poetische Versuche, Erster bis Dritter Theil, Band 1, Tübingen 1802, S. 192-193.
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