Der Freund in der Noth

[71] In einer Nacht verlor Aret

Sein Gut durch einen Brand –

Und Vetter, Freund und Tischpoet,

Ja selbst sein Hund verschwand.


Ein Kater nur blieb ihm getreu,

Der theilte seinen Schmerz

Und schwellte durch sein Angstgeschrey

Noch mehr des Dulders Herz.


Wie, sprach Aret, bist du allein

Mein Freund noch in der Noth?

Gott, warum bin ich arm! – Doch nein!

Mir bleibt ein Bissen Brod.


Komm, theile diesen Schatz mit mir,

Er ist von Thränen feucht;

Den roch ich eben, ruft das Thier,

Verschlingt ihn und entfleucht.

Quelle:
Gottlieb Konrad Pfeffel: Poetische Versuche, Erster bis Dritter Theil, Band 1, Tübingen 1802, S. 71-72.
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