Der Köhler

[140] In einer großen Hungersnoth

Saß einst ein Köhler in dem Kreise

Der Seinen um ein Haberbrod

Und eine Tracht gebratner Mäuse.

Sein Fürst verlor sich auf der Jagd

Von ungefähr in diese Hütte.

Er setzt, nach freyer Jägerssitte,

Sich unerkannt zu Tisch und fragt:

Was habt ihr da für eine Speise?

Ach! rief der Köhler, es sind Mäuse;

Doch, Herr, um Gotteswillen! sagt

Dem Fürsten nichts von unserm Essen,

Sonst hetzt er dieses Wild für sich:

Dann würden bald die Mäuse mich,

Und er allein die Mäuse fressen.

Quelle:
Gottlieb Konrad Pfeffel: Poetische Versuche, Erster bis Dritter Theil, Band 2, Tübingen 1802, S. 140-141.
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