Die Beförderung

[134] Des Leuen rauher Majestät

Ward von der weisen Facultät

Einst eine Kur von Eyern angerathen,

Des Tags ein Schock. Die Kur schlug treflich an.

Doch eh die Herren sichs versahn,

Gebrach es an Arzney. Dem siechen Potentaten

Gieng dieser Mangel nah. Als dieß der Fuchs erfuhr,

Erbot er sich mit einem hohen Schwur,

Ihn bis zum Ueberfluß mit Eyern zu versehen;

Und wie man leicht erachten kann,

Bedachte sich der Großsultan

Nicht einen Augenblick, den Vorschlag einzugehen.

Nun streifte Reinecke mit Paß durch Stadt und Land,

Und wo er eine Henne fand,

Verschlang er sie. Dem hohen Patienten

Bracht er den Eyerstock. »Vortreflich, lieber Sohn,

Rief der Monarch, was geb ich dir zum Lohn?

Wohlan! ich mache dich zum Kammerpräsidenten.«

Quelle:
Gottlieb Konrad Pfeffel: Poetische Versuche, Erster bis Dritter Theil, Band 2, Tübingen 1802, S. 134-135.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Fabeln und Erzählungen
Politische Fabeln und Erzählungen in Versen
Fabeln Und Poetische Erzählungen, Volume 2 (German Edition)
Fabeln Und Poetische Erzählungen, Volume 1 (German Edition)