34.

[221] Es lächelt, voll von Milde, mir manches Angesicht,

Doch alles ist vergebens, ihr Alle seid es nicht!

Ihr blauen Augen werdet nie meine Sterne sein,

Ein schwarzes Auge weiß ich, aus diesem saug ich Licht;

Ein hartes Wort befürcht ich von deinem spröden Mund,

Drum laß die Lippe schweigen, so lang das Auge spricht!

Die Sonn erwärmt die Steine, wie sollte nicht dein Aug

Ein Herz erwärmen, dem es an Wärme nie gebricht?

Doch rat ich dir, vertraue dem Geiste nicht zu sehr,

Der, flücht'ger als die Rose, nur flücht'ge Bande flicht;

Der gern erproben möchte die ganze Welt umher,

Dem nach so viel gelüstet, den ach! so viel besticht.

Allein, was sag ich? Flehen um Liebe sollt ich dich,

Denn dich vor mir zu warnen, ist über meine Pflicht!

Mein leichtes Wesen hätte sich längst, wie Spreu, zerstreut,

Doch Schmerz um deine Liebe verleiht mir noch Gewicht.


Quelle:
August Graf von Platen: Werke in zwei Bänden. Band 1: Lyrik. München 1982, S. 221.
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