44.

[225] Ich bedurfte, deine Liebe zu gewinnen, heut und morgen!

Drum, o Freunde, laßt vergebens nicht verrinnen heut und morgen!

Heut und morgen ist die Summe dieses allzu kargen Lebens,

Und wie schnell, wir wissen's Alle, gehn von hinnen heut und morgen!

Im topasnen Kelch der Tulpe schwelgt der Tau als Silbertropfen,

Doch ihn läßt das Gold der Sonne nicht darinnen heut und morgen;

Ein'ge Blätter aus den Rosen hat ein Wind davongetragen,

Und er wird sie ganz entführen, fürcht ich, binnen heut und morgen!

Laß den Trank im Becher steigen, denn der Wein des Morgenrotes

Quillt empor bis an der Berge hohe Zinnen heut und morgen.


Quelle:
August Graf von Platen: Werke in zwei Bänden. Band 1: Lyrik. München 1982, S. 225.
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