48.

[226] Dir ja nicht allein vor allen, ich entsage lange schon,

Und ein stiller Gram vergiftet meine Tage lange schon:

Seufzer flohn und Tränen flossen, was noch heischt die Welt und du?

Zeugnis gab von meinem Leben meine Klage lange schon.

Nicht das kleinste Liebeszeichen gabst du mir, ich lausch umsonst,

Lese dir umsonst im Auge, forsch und frage lange schon!

Aber nein! Ein leises Etwas, nenn ich Wink es oder Gruß,

Weht von dir zu mir und lindert unsre Plage lange schon!

Doch was frommt's? Es trennt uns Alles, Sprach und Sitte, Raum und Zeit,

Wandern in die Ferne muß ich, und ich zage lange schon!


Quelle:
August Graf von Platen: Werke in zwei Bänden. Band 1: Lyrik. München 1982, S. 226-227.
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