10.

[49] Willst du lauen Äther trinken

Auf dem hohen Götterpferde?

Wie Bellerophon zur Erde

Bebst du nicht zurück zu sinken?


Daß sich nicht dein Herz verblute,

Wisse deinen Trieb zu steuern:

Sei wie Flaccus auf dem teuern,

Einzigen Sabinergute!


Bist du nicht gewohnt vor Allen,

Als der Einsamkeit Geweihter,

Ohne Fußpfad und Begleiter

Durch den stillen Forst zu wallen?


Dir genüge, wenn die Föhren,

Die den Schutz der Wolken suchen,

Wenn die dickbelaubten Buchen

Deine sanften Lieder hören!
[49]

Wiesenblumen pflück und schweige,

Pflück und blicke nicht nach oben,

Denn für dich sind nicht gewoben

Jene dunkeln Lorbeerzweige!

Quelle:
August Graf von Platen: Werke in zwei Bänden. Band 1: Lyrik. München 1982, S. 49-50.
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