41.

[70] O schöne Zeit, in der der Mensch die Menschen lieben kann!

Auf meinem Herzen liegt ein Fluch, auf meinem Geist ein Bann.


Erst litt ich manche heiße Qual, nun find ich Lieb und Glück;

Doch solch ein schönes Hochgefühl, ich geb es nicht zurück!


Voll Ruhe, doch wie freudenlos durchschweif ich West und Ost:

Auf namenlose Gluten folgt ein namenloser Frost.


Und drückt ein Mensch mir liebevoll und leise nur die Hand,

Empfind ich Gleich geheimen Schmerz und tiefen Widerstand.


Was stellt sich mir mit solchem Glanz dein holdes Wesen dar,

Als wär ich noch so warm, so voll, wie meine Jugend war.


Quelle:
August Graf von Platen: Werke in zwei Bänden. Band 1: Lyrik. München 1982, S. 70-71.
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