30.

[383] Weil da, wo Schönheit waltet, Liebe waltet,

So dürfte Keiner sich verwundert zeigen,

Wenn ich nicht ganz vermöchte zu verschweigen,

Wie deine Liebe mir die Seele spaltet.
[383]

Ich weiß, daß nie mir dies Gefühl veraltet,

Denn mit Venedig wird sich's eng verzweigen:

Stets wird ein Seufzer meiner Brust entsteigen

Nach einem Lenz, der sich nur halb entfaltet.


Wie soll der Fremdling eine Gunst dir danken,

Selbst wenn dein Herz ihn zu beglücken dächte,

Begegnend ihm in zärtlichen Gedanken?


Kein Mittel giebt's, das mich dir näher brächte,

Und einsam siehst du meine Tritte wanken

Den Markus auf und nieder alle Nächte.


Quelle:
August Graf von Platen: Werke in zwei Bänden. Band 1: Lyrik. München 1982, S. 383-384.
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