98. Gedenck' ans jüngste gerichte:

[162] Wenn du des herren rath wilt wider dich vernichten/

Wenn du/ nach deinem wahn die eitelkeiten liebst/

Vnd dich mit übermuth in schand' vnd lastern übst/

Was deucht dich/ wie wilt du dort deine sache schlichten?

Wie wilt du dort bestehn/ mit deinen faulen früchten/

Der du hie Gottes geist mit sündethun betrübst/

Der du hie deinen herrn zu lästern anlaß giebst/

Wenn er nu kommen wird den erdenkreiß zurichten?

Er ist die weisheit selbst du kanst jhn nicht betriegen:

Er ist die warheit selbst/ bey jhm gilt keine lügen:

Er herrscht gewaltiglich du kanst jhm nicht entgehn.

Er ist der reichtum selbst/ er nimmet kein geschencke.

Er ist ein sünden feind/ hieran/ o mensch/ gedencke/

Wer hie in sünden stirbt/ der kan dort nicht bestehn.

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 162.
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