Auf hn: M. Friederich Schenings vnnd jungfraw Annen Jansens hochzeit:

[89] Stroph. 1.


Konst-geübte Pierinnen/

Die jhr liebet deutsche tracht/

Vnd der edlen sprachen pracht:

Gonst-beliebte hold göttinnen

Die jhr edlen tugend-ruhm/

Vnd der zarten jugend-blum

Ehrlich lehret liebgewinnen/

Heget einen frewden tantz/

Windet einen myrtenkrantz/

Dem/ den jhr mit konst laurieren

Soltet/ für eim andern ziehren.


Antistroph. 1.


Billich werden Phoebus-haben

Für Plutonis pracht vnd gut

Vnd für Martis trotzen muth

Hochgerühmet vnd erhaben:

Billich wird der tugend-ruhm/

Billich wird der tugend-blum/

Vnd die zarten liebe gaben/

Welche nähst der konst allein

In der eh das beste seyn/

Andern dingen vorgezogen/

Wenn man alles wol erwogen.


[89] Epodos 1.


Doch ist die schönheit donst vnd wind/

Wo man nicht gute könste findt/

Mit gottes forcht vermehlet/

Wer ohne die nach könsten trachtt/

Vnd achtet nur auff schönheit-pracht/

Der hat gar weit gefehlet/


Stroph. 2.


Darumb edle Pierinnen/

Preiset vnsern bräutigam

Preiset seinen traubenstamm/

Eine von den holdgöttinnen.

Denn jhr tewrer tugend-ruhm

Vnd der zarten jugend-blum'

Hat sie heissen liebgewinnen/

Den/ der Gottesforcht beliebt/

Den/der sich in tugend übt

Den/ den jhr mit konst-laurieren

Soltet für eim andern zieren.


Antistroph. 2.


Wünschet beiden Gottes segen/

Wünschet beiden fried' vnd ruh.

Wünschet jhnen noch dazu/

Alles/ was zu wünschen pflegen

Die mit ehren vnd mit ruhm

Brechen-ab die jugend-blum'

Hoffend' auf einn Venus-regen:

Gönnet jhnen diese lust/

Die nur denen ist bewust/

Welchen Gottesforcht erwogen/

Wird der wollust vorgezogen.


Epodos 2.


Herr bräutigam hat nicht gefehlt

Die schönheit ist mit konst vermählt/

Die jugend mit der tugend/

Die Gottesforcht mit redlichkeit/

Die liebe mit der freundlichkeit/

Die tugend mit der jugend.

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 89-90.
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