II.

[120] Auch ist einmal ein Graf gewesen, der hatte seine Gattin verloren und heirathete eine Fee. Die erste Frau hatte ihm zwei Prinzen geboren, denen gönnte die zweite nicht Speise[120] und Trank. Als einst der Graf nicht zu Hause ist, verwünscht sie die beiden jungen Grafen in zwei Schwäne, die saßen so traurig auf dem Dache des Grafenschlosses. Wie der Graf nach Hause kommt, fragt er nach seinen beiden Söhnen. Die Fee wird sehr verlegen darüber, und da sie durch ihre Kunst stärker war als der Mann, sagte sie ihm endlich, sie hätten sich ungezogen betragen und wären deshalb von ihr in zwei Schwäne verwünscht. Darüber machte ihr der Graf große Vorwürfe, da verwünschte sie ihn auch noch, da war er halb Mensch, halb Marmor. So mußte er mehrere Jahre auf der Stelle sitzen, wo er in Marmor verwünscht war, die beiden Schwäne aber waren immer bei ihm. Da kam aber eine andere Fee, die bat er einmal um Gotteswillen um Hülfe, und sie machte ihn wieder zum Menschen. Diese Fee wußte, daß die andere sich mit dem Diener des Grafen hielt. Darum gab sie ihm ein Glas mit Wasser, das sollte er ihr über den Kopf gießen, wenn sie mit seinem Diener beisammen wäre, aber ohne daß sie es merkte, denn, wenn sie es sähe, so würde er wieder zu Marmor. Er traf es glücklich, daß die Fee mit ihrem Buhlen zusammen war; sie mußte nun sein, was er in dem Augenblicke wünschte. Und er wünschte, daß sie ein Vogel sei, da flog sie als Vogel in die Luft und der Graf war ihrer los. Nun ging der Graf zu der ersten Fee, die ihn erlöst hatte, und bat um seine Söhne. Da bringt sie ihm seine Söhne und verwandelt sie aus Schwänen zu Menschen. Diese gute Fee heirathete nachher der Graf, und wenn sie noch nicht gestorben sind, so leben sie heute noch.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, S. 120-121.
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