Nr. 133. Der Feuerholzmeister und die faule Rohne.

[99] Ein alter Feuerholzmeister in Lautenthal ging einmal mit der Försterei am Ähnertsberge über Lautenthal auf die Jagd. Da ging er allein auf die andere Seite des Berges, nahm aber weiter nichts mit als seinen Vierfußstock. Auf einmal fiel ein Schuß und als die Försterei hinkam, stand er da mit dem Vierfußstocke und hatte den Hirsch geschossen. Da wird der Hirsch nach dem Försterhofe in Lautenthal gebracht und als er dort lag, verwandelte ihn der Feuerholzmeister in eine faule Rohne (Holzstuke). Da hat der Förster mehrere Waldarbeiter beordert und gesagt, wenn das eine faule Rohne wäre, so wolle er sie auch auseinander hacken lassen. Sowie aber die Waldarbeiter auf die Rohne loshacken, hieb der eine sich ins Bein und die anderen verwundeten sich gleichfalls an ihrem Körper, von der Rohne aber konnten sie nichts abhacken. Da lag die faule Rohne drei Wochen lang auf dem Försterhofe, dann aber war sie verschwunden. Da hat der Feuerholzmeister[99] sie weggenommen und wieder in einen Hirsch verwandelt gehabt.

Einstmals war Schützenhof in Gittelde, da fand sich viele Försterei vom ganzen Harze zusammen und auch der alte Feuerholzmeister ist dazu kommen. Da schoß er immer gut und weil die Försterei auch gut schießen wollte, bat ihn einer nach dem andern um seine Büchse und legten alle der Reihe nach das Gewehr an, es ging aber bei keinem von der Försterei los. Da sagte der Alte: wenn sie die grünen Röcke auszögen, so würden sie mit seinem Gewehre schon treffen. Da zog die Försterei die grünen Röcke aus und da ging jeder Schuß los und die Herren konnten gut mit der Büchse schießen.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 99-100.
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