Nr. 40. Sagen von der Harburg.

[25] Ein Graf von Wernigerode wohnte auf der Harburg. Er wünschte sein Schloß einst auf die Stelle, wo es jetzt steht. Seine Frau sagte, er möchte ins unterirdische Gewölbe gehen und mit den Geistern reden. Das that er auch und zuerst kam der erste der Geister und sagte, wie er sie so beunruhigen könne. Er sagte nun, daß er sein Schloß auf jenen Platz wünsche. Als er schlief, sprach eine Stimme: »Husch, husch, Rochefort!« Am anderen Morgen stand das Schloß auf dem Platze gegenüber, von wo es noch jetzt in die Lande schaut.

Der Vorberg, den man beim Besteigen der Harburg bei Wernigerode von Küsters Kamp aus überschreitet und welcher, ein Plateau bildend, »Rutsche fort« heißt, soll diesen Namen daher haben, daß der Teufel, entrüstet über die Aufrichtung eines Kreuzes auf dem Kreuzberge, welcher nördlich von der Harburg liegt, in der Absicht, dieses Kreuz und die Kapelle zu St. Theobald zu zerstören, die Burg, welche dem Berge den Namen der Harburg gegeben, von diesem fort geschoben und über das Plateau »Rutsche fort« auf den gegenüber liegenden Schloßberg gebracht habe; doch erreichte er seinen Zweck nicht. Kreuz und Kapelle blieben verschont, die Versetzung der Harburg auf den Schloßberg aber veranlaßte, daß von dem Grünstein-Dyk, welcher im Tiergarten hinter dem Eingange in diesen vom Schloß-und Theobaldskirchhof sich erhebt, eine bedeutende Partie da herausgerissen wurde, wo jetzt in demselben ein Steinbruch liegt.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 25.
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