426. Die Uftrunger Butterhexen.

[164] Eine Frau in dem zwei Stunden von Stolberg entfernten Dorfe Uftrungen nahm aus einer Dose mehrere Prisen und warf sie in das Butterfaß, dann hatte sie jedesmal reichlich Butter. Das sah eine andre, nahm ihr etwas aus der Dose und auch sie hatte sogleich reichlich Butter. Als sie aber ihre Butter nach Stolberg zum Verkauf tragen wollte und im Walde an den Berg kam, der der Kreuzstieg heißt und ein halbes Stündchen von Uftrungen entfernt ist, (es steht auf dem Kreuzstiege ein schönes Försterhaus), da trat ihr aus der dichten Waldung plötzlich ein Mann entgegen, welches der Teufel gewesen sein mag. Er fragte, was sie zu verkaufen hätte. Butter, antwortete sie. Nein, antwortete er, sie hätte keine Butter, sondern Kuhdreck zu verkaufen, griff ihr in den Korb, und warf die Butter an die Erde, welche auch wirklich Kuhdreck war. Seitdem heißen die Uftrunger Butterfrauen in Stolberg bis auf diesen Tag nur Uftrunger Butterhexen.

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Heinrich Pröhle: Unterharzische Sagen. Aschersleben 1856, S. 164.
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