51. Sanct Anna und die Mutter Gottes.

[20] Anno 1249 hat sich zu Quedlinburg ein greulicher Sturmwind mit Blitz, Donner und Hagel erhoben, und mit einem schweren Regen, dabey Steine eines Fingers lang gefallen, die viel Menschen getödtet und die Dächer und Häuser sehr beschädiget, also, daß die Leute zu Quedlinburg sich des gäntzlichen Untergangs besorget. Dies Unwetter kam vom Brocken her und währete vom Morgen an bis um ein Uhr Nachmittags. Da sind der Rath und Gemeine zusammen gekommen, haben Gott und seiner H. Mutter ein Gelübde gethan, diesen Tag St. Annen jährlich mit grosser Andacht zu begehen, und an demselben eine Procession der Mutter Gottes zu Ehren auf dem Monsion-Berg anzustellen, eine Messe zu halten und gemeine Allmosen zu thun. Solcher grossen Hagelsteine sind sonderlich viele auf den Juden-Kirchhoff, itzo Weingarten genannt, gefunden, und ist davon eine ganze Heerde Vieh jenseits des Grabens erschlagen worden, sie waren grau und stuncken wie Schwefel.

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Heinrich Pröhle: Unterharzische Sagen. Aschersleben 1856, S. 20.
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