II. Von Betrögnischen Menschen.

[37] [37] Kreckvvitz Tom. 2. Gnom. Histor. polit. p. m. 733. Anno 1632. die Nacht da für / als die Schlacht bey Lützen / nahe an Leipzig / darinnen der König in Schweden geblieben / geschehn / soll zu Stockholm in Schweden eine Jungfrau im Himmel gesehen seyn worden welche in der lincken Hand eine brennende Fackel / in der rechten ein Tüchlein / und damit gewedelt gehabt. Mehr / sollen alle Schlösser im Schlosse sich von sich selber eröffnet haben. Ein starcker Fluß ist durch einen starcken Wind ausgetrocknet / daß man einen gantzen Tag trocknes Fusses durchgehen können. Mehr haben in Finland alle Glocken angefangen von sich selber zu leuten. Ex relat. Histor. idem p. 731. Anno 1550. Als die Magdeburger den 22. Sept. mit Hertzoge Georgen von Mechelburg schlagen sollen / ist ihnen in ihrem Auszuge vor dem Dorffe Barleben / eine Meile Weges vor der Stadt / ein feiner / langer / alter / ansehnlicher Mann / der Kleidung nach / einem Bauersmanne nicht unehnlich / begegnet / und sie gefraget: Wo sie mit dem Krieges Volcke und der Krieges-Rüstung hinaus gedächten? und da er ihres Vorhabens berichtet / sie gleich mit auffgehabenen Händen hertzlichen gebeten und gewarnet / von ihrem Vorsatze abzustehen / wieder heim zu kehren / und ihre Stadt in acht zu nehmen / und des Orts / und sonderlich in dieser Zeit nichts vornehmen; Sintemahl eben vor 200. Jahren auch die Magdeburger auff den Tag S. Moritz / und an dem Orte / an dem Wasser Ohra geschlagen worden wie ein ieder / der es wüste / in der Taffel in S. Johannis Kirchen zu Magdeburg zu lesen hette / und würde ihnen / wofern sie fortführen / gewis auch dismahl glücklicher nicht[38] ergehen. Ob nun wohl etliche sich über der Persohn und Rede des Mannes verwunderten; So haben doch ihrer sehr viel ihnen gespottet / und die Warnung höhnisch verlachet: von welchen Spöttern doch hernach keines in der Schlacht unterschlagen / und ungefangen geblieben seyn soll. Man saget diese Persohn sey ein gar alter Eyßgrauer Mann gewesen / aber solches schönes / holdseligen / röthlichen und jungen Angesichtes / daß es zu verwundern war / und demnach es / leider: erfolget / wie er geweissaget / hat man allenthalben Nachforschungen nach solchem Manne gehabt / aber niemand erfahren können / der denselben zu vor und hernach gesehen hette: darumb / ob er ein Mensch / oder Engel gewesen; penes lectorem sit judicium. Chron. Saxon. p. 676. Confer Zeilerum im Handbuche part. 2. pag. 546. Als Keyser Heinrich der III. mit Brunone Bischoff zu Würtzburg auff der Donau bey einem gefährlichen Orth / so man den Strudel nennet / schiffet / hat sich ein Gespenst auff einem Felsen gezeiget / in Gestalt eines Mohren / welches dem Brunoni zugeruffen. Hörest du Bischoff! Ich bin ein böser Geist. Du bist mein / du ziehlest wohin du wilt / wirst du doch mein bleiben. Itzo hab ich zwar keine Gewalt über dich / aber in kurtzen wirst du mich wieder sehen; und verschwand darauff. Der Keyser samt seinen Geferten kehrete nicht weit davon ein bey einer Witfrauen von Ebers Berg Richilda genannt / welche den Keyser ehrlich empfing / und bat / daß Er die Güter so ihr Mann besessen / seines Brudern Sohn verlehnen wolte / Als nun der Keyser in dem Saal / in bey seyn des Bischoffs Brunonis und des Alemanni Hauptmann zu Ebers Berg der Richildæ die Hand bot / und die[39] Belehnung zusagte / ist unversehens das Ober-Gebäude eingefallen. Da denn der Keyser unverletzt in eine Badwanne gefallen / aber Bruno, Richilda, Alemannus dermassen verletzet worden / daß sie wenig Tage darnach gestorben.

Folgende Histor. ist von glaubwürdigen Leuten in unter Pfaltz erzehlet worden / Es ist ein Flecken Ketzsch genant / nicht weit vom Rhein / in diesem wohnete ein Gastwirth / ein böser / ruchloser Mensch / der dicke Heintze genannt / welcher im gantzen Lande ruchtbar war. Als nun der löbliche Fürst Pfaltzgraff Wolffgang von Zweybrück / die Reise ins gelobte Land nach Jerusalem gethan / und im Rückwege auff dem Meer zwischen Joppen und Alexandrien schiffet / begab sichs eines Tages bald nach Mittag / ohne gefehr des Zeigers Eins der halben Uhr / daß ein groß Ungestüm entstund und ein unmenschlich sausen und brausen in der Lufft geschach / daß männigglich befurcht / das Schif möchte gantz zu Grunde gehen / bald ward gehöret in der Lufft ein Jauchzen und Frolocken neben dieser Stimme: Hier bringen wir den dicken Heintzen von Ketzsch / darob sich männiglich entsetzet / der Pfaltzgraff aber / deme samt den Seinen dieser Nahme bekandt / lies den Tag und die Stund / da diese Stimme gehöret worden / auffmercken.

Und nach deme er wieder zu Hause gelanget / lies er forschen nach dem dicken Heintz zu Ketsch / da befand es sich / daß er gleich den Tag und die Stund erstorben ware / da obgedachte Stimme und sausen auff dem Meer war gehöret worden.

Ludovicii Aloidisii Vater / welcher zu Imolæ regierte / erschein nicht lang nach seinem Tode seines Sohns Secretario,[40] welchen er nach Arras schickte / mit einem Sperber auff der rechten Hand / und befahl ihm / er wolle seinem Sohne erwehnen / daß er auff dem andern Tag / auff die Stunde / an dem Ort kommen wolte / er wolte von wichtigen künfftigen Sachen mit ihm reden. Aber Ludovicus, weil ers theils nicht glaubete / theils sich Hinderlist befahrete / schickte eim andern an seine Stelle. Das Gespenst ist demselben zwar wieder erschienen / hat sich aber zum höchsten beklaget / daß der Sohn nicht selber kommen were. Denn er ihm vielleichte mehr sagen wolte. Vor dißmahl hat er ihm gesaget / daß er sein Regiment und Stadt in dem 22. Jahre verlieren solte / auch den Tag nennet er ausdrücklichen. Wie die Zeit herzu kam / so das Gespenst angedeutet / ließ er fleißige Wacht halten. Aber auff angedeutete Nacht kamen des Hertzogs Philippi von Meyland (mit dem er in Bündniß stund und sich derhalben von ihm nichts befahrete) Soldaten über das Cys / nahmen die Stadt ein / und den Hertzog gefangen. Sabellicus. l. 1. c. 4.

Christ. Minsicht. in Schaupl. p. 716. So anders wo eine Schlacht gehalten / wissen die Isländer / sonderlich dieselbigen / die auff dem benachbarten Meer bey dem Heckelsberge schiffen oder fischen / den Tag des vorgelauffenen Treffens / ob ihnen gleich unbewust der Ort / da es geschehn: immassen man ihrem Bericht nach / die Teuffel aus und wieder heimfahren / und die Seelen mit sich bringen siehet. Und erzehlt man überall in Island diese Geschicht. Einem Fischer / der bey dem Berge Hecla auff dem Meer gefahren / sey ein Schiff begegnet / welches so wohl / wie der Fischer / mit gutem Winde gesegelt: und als der Fischer fragte /[41] was die auff dem Schiff gutes mitbrächten; hat ihm einer geantwortet: sie hätten den Bischoff von Bremen im Schiff / welchen man nach dem Heckelsberge führen wolte. Nachmahls habe man erfahren / daß selbiger Herr an eben dem Tage gestorben. Welche Sage iedoch für keine Gewißheit auszugeben begehre. (Sonsten saget man ein dergleichen vom Magdeburgischen Bischoffe / etwan dem Audi, denn davon schwatzen auch die Einwohner / das der böse Feind in der Nacht zu ihm gekommen sey / nach volgemachetem Maaß der Sünden / und habe gebothen: Bischoff Audi, stehe auff / und geh mit mir! Darauff soll er von denen Geistern in der Nacht im Dome vorm hohen Altare seyn verurtheilet und enthauptet worden: da man morgends den Cörper gefunden / und das Blut soll noch heutiges Tages vom Boden nicht abgehen wollen. Sonsten soll auch ein verschlossener in der Kirchen solchen Proceß in der Nacht mit angesehen haben. Andere referiren es anders. M. Heinr. Sebaldus in Breviar. Histor. pag. m. 547. etc.

Es ist Anno 1630. im Kloster Wattersleben ein Mägdlein / so stum gebohren / eine Zeit lang allda unterhalten worden / dieses gehet ohngefehr im 18. Jahr seines Alters den 23. Augusti aus dem Kloster nach Osterwick / und wil ferner nach Hornburg wandern. Unter weges komt ein altes graues Männlein mit einem grauen Barth / ohne Hände mit 2. Flügeln (man schreibet auch ohne Füsse) ihme entgegen und fraget wo es hin wolle / Bald fänget das Mägdlein an zu reden / und spricht nach Hornburg. Das Männlein sagt / sie solte wieder umb und zurück gehen / und das / so er ihr sagen würde / den Leuten / sonderlich aber den Priestern[42] (die sollen vielleicht seine Lügen auf den Cantzeln ausbreiten) anzeigen. Und sagen; sie solten die Zuhörer fleissig zur Busse und Gebeth vermahnen (gleich als geschehe das sonsten nicht) es solle sich dieser Kriegs Handel bald ändern.

Es würde auch in kurtzer Zeit im Lande Braunschweig auff der langen Wiesen / bey Bethmer eine schreckliche blutige Schlacht geschehen (welches aber da nie vorgangen) und die Evangelischen gewinnen /wozu der Bischoff zu Magdeburg den Anfang machen würde.

Es hat auch die Dirne gesagt / sie würde über zwey und einen halben Tag nicht reden / sie hat begehret ihr das Abendmahl zu reichen / welches zwar bewilliget worden / man hat aber damit biß an dritten Tag verzogen / Da sie aber ängstiglich angehalten / und darauff der Päbstliche Probst (denn das Kloster hatte man reformiret) ihr das Abendmahl reichen wollen / ist sie mit furi gleichsam aus dem Bette (denn sie war gar mat und schwach worden) gesprungen / und begehret; es solte ihr der Lutherische Priester im Dorff Wattersleben des HErren Mahl reichen / als sie denn darauff auch ins Pfarrhaus gebracht / und alda mit dem Abendmahl versehen worden / wie denn auch etliche schöne Sprüche ihr der Priester vorgebetet / so sie bald gefasset / hat auch sonderlich den Spruch Joh. 3. Also hat Gott die Welt geliebet / ihr zu lehren gebeten. Sonsten hat der Satan durch diese Dirne mehr wollen weissagen / als daß nach obbemeldrer Schlacht eine grosse Pest würde folgen / (welche doch da schon vor der Weissagung hie und anderswo mehr eben starck war) Item von Vieh sterben / heuerer Zeit und dergleichen. Letzlich die Dirne begehret an dem Orte / da ihr[43] das Männelein erschienen wäre / einen Mahlstein auffrichten / wolte sie / wenn sie nun nicht mehr reden könte / dahin gehen und ihre innerliche Andacht an Tag geben.

Der Sathan hat vielleicht eine neue Wahlfart alda anzurichten vermeinet. Die weil der Sathan in erzehleter Geschicht einen Bußprediger geben wollen / in gestalt eines alten Mannes / wil ich noch ein par Exempel allhier einführen / da er eben auff solche Manier auffgezogen kommen.

Anno 1571. gehet ein Bauer außm Dorff Gebesen / nicht gar ferne von Erffurt gelegen / auffs Feld einen Acker zu besehen / da begegnet ihm auch ein alter Mann mit einem grauen Barth / doch war er über dem Maul kahl gewesen / und als dieser vom Bauer vernommen / wo er hin wolte / spricht er / er solte dem Pfarrer im Dorffe sagen / wie viel grober Sünden bey ihnen und andern im Schwang gingen / so solte er scharff darwieder predigen / Sonderlich aber vors 1. wider Gottes-Lästerung / 2. Hoffarth / 3. Ehebruch /4. Geitz / 5. Wucher / mit Bedrawung / wo man nicht würde Busse thun / wolte Gott mit höllischen Feuer straffen.

Anno 1614. lies Doct. Joach. Garcæus gewesener Superintendens der Chur Neustadt Brandenburg / ein Tractälein von neuen Propheten ausgehen / darinn wird gedacht / daß ein Wendischer Bauern Knecht den 5. Julii von Schlepzig gen Manchehoffe von seinem Herrn ein Schwein zu holen sey gesand worden / dieser sey den folgenden Tag (weil es Sontag) früe in die Kirchen gangen gewesen / nach Mittag habe er sich wieder nach Hause gemacht; Es sey aber an einem Orte hinter ihm kommen / ein kleines schwartzes Männlein in einem grauen Rock / habe einen schwartzen[44] Barth und grauen Hut mit einem kleinem Rande auff gehabt / in der Hand aber ein weisses Stäblein / und sich vor Christum ausgeben / zu ihm sagende / ich bin kein Gespenst / ich bins selbst / du siehest / wer ich sey. Habe auch seinen Rock auffgehoben / seine Seite / Hände / und Füsse gezeiget / darinn da er gleichsam Narben gehabt. Er habe ihn heissen singen / Es wird schier der letzte Tag herkommen / welches der Bauers Knecht in Wendischer Sprache gethan. Da nun der Knecht / kommen auff die Wort du wirst mein Fürsprecher seyn / (so er vor Christum gehalten) gefraget / ob er auch sein Fürsprecher seyn wurde / worauff das Männlein zugesaget / deiner und andern mehr / Dieses ist den 4. Augusti geschehen / da ihme das Männlein beym Weitzen-mehen erschienen / Am 6. Julii aber / da es das erste mahl sich offenbaret / hats gefraget / was vor ein Tag es wäre / und als der Knecht spricht / Sontag / das Männlein spricht / wenn wir durch die Heyde kommen / wirstu es gewar werden / Da sie nun durch und an die Neuendorffischen Acker kommen / liegen in die 18. Personen auffm Feld und weiden / da siehestu / spricht das Männlein / daß Sontag ist / thut drauff an diesen und andern mehr Tagen Vermahnung / er solte der Obrigkeit an sagen / wie auch den Predigern / das abzuschaffen / man solte die Feyertage halten / die Festage / so in der Wochen gefielen nicht verlegen / sich der Calender wegen vergleichen / daß die Feyertage zugleich mögten gehalten werden. Wenn iemand begraben würde / solle man Allmosen geben / man solle richtige Maaß in Bier Schencken halten / und / der Billigkeit nach / im Fleisch verkauffen sich beqvemen / gewöhnliche Fahrwege / und Fußstege nicht verbieten /[45] Sonnabends nach der Vesper keinen Mist fuhren / und die Unterthanen mit Hoffdiensten nicht beschweren / und was dergleichen mehr so in selber Schrifft mag gelesen werden.

Sonsten erwehnet auch obgedachter Hammer eines sonderbahren Gesichtes / so Anno 1627. und 28. wiederfahren / einem Schulmeister Lorentz Pscherern / da er noch zu Alstadt im Dienste gewesen / nun ist zwar dessen Schrift am Tage / und finden sich darinn viel denckwürdige Sachen / derer ich nur etliche wenige erwehnen wil.

Es schreibet gedachter Lorentz / daß / als er am ersten Sontag nach der H. Drey König zum Früegebet zu leuten in die Kirchen gangen / sey ein Knäblein /(so er vor dem auch schon in der Kirchen gesehen) unter der Porkirchen / in eines Evangelischen Pfarrers weissen Chor-Rock / ein schwartz Paret auffm Häupt habende herfür kommen / habe in der lincken Hand gehabt ein Büchlein / und in der rechten einen Kelch / darob sey er erschrocken / und sey sinnes worden wieder zurücke zu gehen / Das Knäblein aber gesaget / gehe nur her / erschrecke nicht / da er nun fort gangen / und zu leuten angefangen / sey das Knäblein zu ihm kommen und habe gesagt.

1. Das Büchlein so ich habe bedeutet den Evangelischen Lutherischen Glauben / denn der ist der rechte in GOttes Wort gegründet / und stimmet mit demselben überein / dannenhero thun die jenigen groß Unrecht / welche umb zeitliches Gutes von demselben abfallen.

2. Das Abendmahl in beyderley Gestalt bedeutet der Kelch / alle die solches ändern begehen eine greuliche Sünde / als die Christi Wort verkehren / etc.[46]

3. Es ist eine hohe vornehme Person / welche sich des Evangelii wegen (dasselbe zu erhalten) hoch bemühet / so sie in demselben fortfehret / und beständig bleibet / so wirds derselben mit grosser Guthat belohnet werden.

4. Wenn man mit der Reformation nicht wird nachlassen / so wird ein groß Blutbad im Reich angerichtet werden / und an meinsten über die hinaus gehen / die dazu rathen.

5. Was ich dir ietzo gesaget habe / das solt du am aller meinsten den vertriebenen Exulanten geistlichen und weltlichen anzeigen / daß sie in ihrem Gebeth fortfahren und fleisig beten / Gott wird ihnen allen gnädig beystehen / auch sollen sie vor alle die jenige bitten / die Gottes Wort helffen schützen und Handhaben. Und wer den Exulanten / und umb des heiligen Worts willen Vertriebenen etwas mittheilet / demselben wird es hoch belohnet werden.

Am 11. Febr. ist er wider in die Kirch zu leuten gangen / da sind ihm 2. Knäblein in weissem Hembden / dazu noch 2. andere etwas kleinere kommen /weis / aber ohne Barethlein / da er nun darüber sehr erschrickt / habe eines gesprochen erschrecke nicht vor uns / man muß GOtt mehr gehorchen denn den Menschen / du hast es nicht alles gesagt / was du gesehen und gehöret hast. Item Gott schicket / neben seinem heiligem geoffenbarten Wort / noch viel Wunderzeichen / im Lande hin und her (als auch dergleichen am 12. December gesaget wird) du bist es alleine nicht / der Gesichte und Wunder siehet / es geschehen derselben im Lande hin und wider / vorhin / wenn Gott etwas lassen offenbahren und Zeichen gethan hat / so haben es am allermeisten die Gelehrten dem[47] Volck angezeiget / und dasselbe zur Buße vermahnet / aber ietzo achten es dieselben fast selber nicht /wehe denen Leuthen / so solches verachten und vor Gespött halten / etc.

Als eben den 11. Febr. die 2. grössesten Knäblein den Custodem bey der Hand genommen / und umb die Kirche geführet / sprechen sie / daß wir dich umb die Kirche führen bedeutet / daß Gott auff dieselbe ein fleißiges Auffsehen hat / und mitten in der Gefahr erretten will. Auch noch sind vornehme hohe Potentaten / so vor dieselbe streiten und wunderlich den Sieg erhalten werden.

Am 5. Martii, als er wider in der Kirchen leuten wollen / siehet er abermahl 4. Knäblein in weissen Habit / die singen Heilig / Heilig / Heilig ist Gott der HErr Zebaoth / etc. Darnach redet einer zum Custode mancherley / unter andern spricht er / alle die jenigen / so mit eiferigen Hertzen bey der reinen Evangelischen Wahrheit beständig bleiben / auch umb derselben willen alles williglich verlassen / und mit Gedult die Verfolgung ausstehen / die sollen einen solchen Lohn im ewigen Leben haben / dahin sie niehmals mit Hertzen und Gedancken gedacht / und solches keines Menschen Zunge aussprechen vermag.

Item / wenn man nach Christi leiblicher Geburt 1631. schreiben wird / alsdenn wird die Verfolgung ein Ende haben / und werden zu der Zeit die Feinde und Verfolger durch Gottes Macht und Straffe / gewaltig gestürtzet seyn. Da wird man singen und sagen / das hat Gott gethan / welche Wort Königliche Majestät in Schweden offt pflegen zu gebrauchen. Auch stehet in Lorentz Pscherers Schrifft / daß im 8. December ihme abermahl ein Knäblein in voriger[48] Gestalt erschienen / und habe ihme allerley am Himmel gezeiget und gewiesen / mit Befehl / solche Gesichte zu offenbahren / als er aber geklaget / man wolte ihme nicht gläuben / wenn iemands mehr bey ihm seyn möchte / denn etliche sagen es sey nichts / andere sprechen / es wäre nur ein Gespenste / Item GOTT thete heute zu Tage keine Wunderwerck mehr / wir hätten Gottes Wort / das wäre einmahl durch Wunderwerck bestätiget / etc. Hierauff habe das Knäblein geantwortet / Man solte GOttes Almacht nicht vorschreiben / er liesse Wunder und Zeichen geschehen biß am Jüngsten Tag / nicht darumb / daß er sein Wort damit bestätigen wolte. Nein / sie geschehen zur Warnung und zur Busse / wie lange ist Jerusalem zur Busse vermahnet worden? etc. Den jenigen aber / die vorgeben / es sey ein Gespenst / zu begegnen / habe es gesprochen: Siehe / du solt hiemit hören / wer ich bin und wohin / und zu wem ich dich weisen wil: ich weise dich nicht von GOtt und seinem Wort / sondern zu GOtt und seinem Wort / ich weise dich einig und allein auff das Verdienst Christi Jesu / nicht auff Menschen Satzung oder Vorbitt / sondern zu deinem einigem Erlöser und Seeligmacher / auff die Ehrne Schlange Jesu Christ / der erhöhet ist / alle die an ihn gläuben haben das ewige Leben. Ich weise dich in die Heilige Schrifft Altes und Neues Testamentes / auff das feste Prophetische Wort Christi und seiner Aposteln / etc. Ich geschweige hier vieler andererer Dinge / als daß das Knäblein etlich mahl von der Hülff geredet / so durch den Löwen von Mitternacht und noch andere zween / der wahren Christenheit werde wiederfahren /[49] wie er einen oder den andern hohen Potentaten sich wohl vor zusehen / solte warnen. Item / daß viel grobe Sünden im schwange giengen / welche man abthun solte / hingegen fleissig beten / und GOtt vertrauen / der werde seiner Christenheit sehr wohl helffen; wem geliebt / mag die Schrifft selber lesen / und sein Urtheil davon fällen.

Anno 1632. kamen etliche Schrifften heraus / darinnen berühret ward / wie zu unterschiedlichen mahl einem Bauer Herman von der Hute genant bey Soltaw nicht weit von Hamburg / Engel wären erschienen / so ihnen am Himmel gezeiget wie die Sternen sich in 2. Theil getheilet und wider einander stritten / darüber auch Weh / weh über gantz Teutschland geschrien worden. Es hatten auch die Engel befohlen solches seinem Beichtvater anzuzeigen / Item / daß man vermahnen solte die Leute from zu werden / denn sonsten würde GOtt der HErr Teutschland schrecklich straffen / doch solten die Christen nicht verzagen / denn GOtt werde die Seinigen erretten. Man solte fleißig beteten und GOtt im Namen Jesu anruffen / so werde er endlich erhören.

Item sie befahlen ihnen die Ochsen anzuspannen /zu pflügen / und zu sagen / das walt GOtt! Und als er das gethan / gehen zween Engel in Knaben Gestalt / dem Ansehen / als wären sie etwa 10. Jahre alt / nebst ihm her / und fangen an zu singen:

Ich danck dir lieber Herre / vernahmen auch / man solle alle Morgen diesen Psalmen singen. Da der Gesang zum Ende / fangen sie wieder an / Ich dank dir schon[50] durch deinen Sohn / O GOTT für deine Güthe. Nach dieses Vollendung ferner / Ein feste Burg ist unser Gott etc. Item GOtt der Vater wohn uns bey. Mehr / Allein zu dir HErr Jesu Christ / etc. Erhalt uns HErr bey deinem Wort / etc. Wo GOtt der HErr nicht bey uns hält / It. noch 4. andere Psalmen aus D. Luthers Gesang Büchlein haben sin zu Ende gesungen und darnach gesprochen / bleib bey uns HErr Jesu Christi weil es / etc.

Darauff befohlen / es solte die bedrängte Christenheit die Psalmen mit Andacht singen / und die Prediger ernstlich die Leute zur Busse vermahnen.

Solches alles und was dergleichen mehr / ist bey ihm vorgegangen / ob es zwar einen grossen Schein hat / als wenn hie gute und nicht böse Engel dem Herman wären erschienen / dahero denn auch viel auff dieses Gesicht etwas solten gehalten haben / so hat doch M. Jacobus Stolterfot ein Prediger zu S. Marien in Lübeck eine feine Schrift lassen ausgehen / de Visionibus oder Gesichtern / darinn er auch dieses / was sich mit Herman von der Hute und andern begeben /vors Sathan Spiegel-fechten thut halten / jedoch also / daß er einem iedwedern seine Meinung hierinnen frey lässet / welches auch ich hiermit thue.

Von vielen andern mehr lieset man / daß sie Engel-Gesichter gehabt / und sonderlich die ins exilium müssen wandern / welche die Engel solten getröstet haben / als einer Jungfrauen in Böhmen / so aus Kernten soll vertrieben worden seyn / deren erstlich Anno 1629. den 10. Septembr. ein Knäblein in einem schönen weissen Hemte[51] erschienen / mit helgläntzenden Angesichte / habe auch mit ihr geredet und gesaget; Er sey ihr Engel der allezeit auff sie warte / habe auch sonsten von vielen Sachen mit ihr geredet und allwege getröstet / auch ihr gezeiget eine grosse Mänge Kriegs-Volck / so über Böhmen-Land kommen werde. Item weil sie gerne wissen möge / wie es denen so abgefallen und Päbstisch worden / ümb zeitlicher Ehre und Gutes willen / ergehen wird / als sey ihr gezeiget worden / wie dieselben lichterloh brenneten und das Feuer zu Nasen / Maul / Ohren und andern Gliedern ausgeschlagen. Item weil auch die Jungfer offtmahls gewünschet / sie möchte gerne GOttes Herrligkeit sehen / habe der Engel gesaget / die könne sie nicht sehen noch ertragen / er wolle ihr aber von fernes wol einen Blick davon spüren lassen / darauff habe sie gesehen ein helles Licht / und viel tausend schöner Engel / sey aber im Augenblick wider vergangen / sonsten habe der Engel auch befohlen / sie solte die Leute warnen von Sünden abzustehen und Busse zu thun / etc. Anno 1648. soll 2. Meilen von Studgarten im Dorff Gerlingen einem Räbman im Weinberge ein Engel erschienen seyn / so auch zur Busse ernstlich vermahnet / und sollen zum Wahrzeichen in die 100. Reben Bluth geschwitzet haben.

Eben in selben Jahr sollen 1. Meile von Hamburg zu Langenhan 3. schöne Personen erschienen seyn / so zu einem Schäffer Herman Richtern genant zu Abends üm 6. Uhr kommen / sagende / er solle nach Hause gehen / 3. Tag und Nacht stumm seyn / nichts essen; denn ihm werde auch nicht hungern / darnach solle er wieder anfahen[52] zu reden / und Weh / Weh / Weh über die Christenheit schreien / wo man sich nicht werde bekehren / und von Hoffahrt / Fluchen / Schweren / Fressen / Sauffen / Hurerey / Ehebruch / Dieberey / Entheiligung des Sabaths und dergleichen abstehen / so wolte GOtt ferner straffen beydes Menschen und Viehe / Vogel und Fische sollen es empfinden. Habe auch ferner befohlen / man solle ja fleißig beten und Busse thun / und da sie verschwunden / hätten sie Wehe / Wehe geschrien.

Nun solcher Engel Gesichter haben sich in diesen letzten Zeiten hin und her spüren lassen / wie denn auch sonsten vorher dergleichen offters vergangen / massen zum Exempel Anno 1596. den 6. Decemb. im Ertzstift Magdeburg nicht weit von Wolmerstädt dergleichen eins auffm Felde in Gestalt eins Knabens / ohn gefehr von 9. Jahren / einer Dirn von 18. Jahren erschienen im weissen Habit mit verhülletem Angesichte / daß man kaum Nase und Auge sehen können. Dieses Gesichte ist damahls in Druck kommen mit einer Vorrede und Erinerung D. Gedicci.

Es hat aber selber Engel auch zur Busse vermahnet / weil er aber sich vor der Menschen Vorbitte mit angeben / und also andeuten wollen / als wenn er Christus wäre / ist wohl abzunehmen / daß der Sathan etwa seine Kurtzweil wollen haben.

Idem pag. 569. Item / die Welt würde noch 700. Jahr stehen / und was der Lügen mehr so Anno 1631. der Sathan ausgegöcket durch diesen Knaben.

Fast eben zu der Zeit ist einem lahmen Mägdlein zu[53] Beackwitz (eine gute Meile von hier) von 16. oder 17. Jahren dis begegnet / ein alt Männlein wär (wie es gesaget) zu ihr kommen / das hätte ihre Seele genommen und in den Himmel geführet / da es seinen Vater und Großvater gesehen / Darnach sey es geführet worden an einen Ort / da lauter Feuer gewesen / und darinn habe gesessen ein Mann (dessen Nahmen ich schweige) der höre zwar gerne GOttes Wort / aber thue nicht darnach / und derselbe Mann habe das Mägdlein lahm gemacht.

Das Männlein hatte befohlen / es solte seine Kleiderlein ausziehen und in die Erde so tieff vergraben biß Wasser darüber gehe / so werde es gantz wieder gesund werden. Item man werde an selben Ort finden Knochen / vom schwartzen Hunde / welches auch geschehen / (ohne zweiffel wird sie der Sathan dahin geleget / oder seinen Aposteln solches zu thun befohlen haben) das Mägdlein ist nicht gar lang hernach gestorben.

Item / es hat das Männlein befohlen / der Pfarrer solte predigen / wider den Hoffart / sonderlich wider weiten Ermeln / ich halte die Bauern mögen da wohl wenig weite Ermeln getragen haben.

Item / mit dem Kriegs-Wesen würde es bald ein Ende nehmen / sintemal länger denn 18. Jahr hernach der Krieg noch gewähret.

Item / ein Mann / (dessen Nahmen ich nicht mag erwehnen) so sich übel mit seinem Weibe vertrüge / und sie unehrete / solte davon abstehen / welches doch gleichwol etlicher massen in acht genommen worden / Denn wenn uns GOttes Wort zuwenig / so muß der Teuffel kommen und Busse predigen.[54]

Idem / de Annô 1647 p. m. 452. 453.

Zur über Zugabe / damit die Relation dieses Jahres mit frölichen Dingen möge geschlossen werden / wil ich noch allhie gedencken eines Himmel-Gesichtes / so sich ohn gefehr 7. oder 8. Meil jenseit Berlein solle begeben habē / nehmlich Mitwoch vorm Christag hat man am Himmel gesehen / etliche wenig Reuter so ziemlich in der Luft mit einander gefochten. Es sey aber einer kommen auff einem weissen Rosse / und habe diese von einander gebracht. Darauff sey ein grosses Heer daher gezogen / da man gesehen / wie man die Heerpaucken auff dem Rücken gehabt / Item wie viel in Caretten daher gefahren / und hat man eigendlich sehen können / daß auch Weiber darinnen gesessen / Item / man hat Schiffe daher fahren sehen / in Summa / es hat ein Ansehen gehabt / als wenn sonsten eine Armee marsiret, diese nun sollen in aller Stille gezogen seyn / und nach Stettin sich gewendet haben / also eigentlich / daß man gesehen / wie sich dieselbe Armee gegen Stettin niederlasse.

Auch ward berichtet wie im Churfürstenthumb Sachsen / ein klein wild Männlein gefangen worden / so aber geschrien / lasset mich lauffen / ich bringe Fried. Wie auch vor dem eins gefangen soll worden seyn / so da gesaget. Ich bringe Krieg: Beyde hat man lassen lauffen. Hactenus ille.

Zeilerus im Hand-Buch part. 2. p. 545. etc. Anno 1624. Brante die gantze Stadt Piritz in Pommern / ausser den Schulen / ab. Dieser Brand war zuvor in der Zeit da man Beicht gehöret / im Rauch angezeiget / der[55] unter den Frauengestülen aufgieng / und sich in die gantze Kirche vertheilete. Auch hat ein Melancholischer Student / der seiner Schwachheit halber / eingesperret war / diesen Brand mit deutlichen Worten zuvor angekündiget. Aber wer pfleget solchen Worten zu gläuben? D. Micrœl. in Pomeran.

Der auch anderswo von der Stadt-Stargart / an der Ina in Pommern schreibet / daß / als umbs Jahr 1584. dieselbe das Wetter angezündet / und fast 500. Häuser und also den halben Theil abgebrant; dieses Feuer vier Wochen zuvor / Antonius Remelding / der älteste Prediger allda auff seinem Todbette angekündet habe.

Dann er einen Mann / hinter deme ein Feuer auffgegangen / gesehen / und noch darneben etliche natürliche Schrifften an der Wand mit einer herfür gehenden Hand verzeichnet / gelesen / daraus er das vorstehendes Unglück hat abnehmen können. Zu Lübeck im Umbgang der Dom-Kirchen hintern hohen Altar ist das Begräbnüß eines gewesenen Thomherrns alhier / so Habundus geheissen. Davon erzehlet wird / daß wenn ein Domherr dieses Orthes sterben solle / vorhero unter dem Grabstein ein groß Klopffen gehöret werde.

(Was das vorgedachte Feuer-Prognosticon belanget / ein dergleichens ist unlängst zu Lützen geschehen. Vide part. 1. meiner neuen Welt-Beschreibung) Zeiler im 2. part. Epist. 385. p. m. 285. Es ist ein altes Adeliches Geschlecht in Pommern / die Kleiste genannt / ans welchem einer / Nahmens Georg Herzoges Bogislai des Zehenden Cantzler / und ein vornehmer Mann gewesen /[56] welchen / weil Er von Gespensten / und andern Gesichtern / viel weniger vom Fege-Feuer / nichts hielte / einmal wie die Pommerische Chronicken sagen / ein feurig Gespenst / als ein brennender Mann / beyn Wagen her / auff der Reise / lauffend / sehr erschreckt hat.

(Sunt aliqvid Manes lethum omnia finit: aber was hat damit das Fege-Feuer zu thun? ob es auch gleich in der Dumkirchen zu Merseburg abgemahlet währe? Purgatorium gehöret ad indices expurgatoris Lutheranismi & veræ religionis hin.) M. Johann. Wilischius in Sebnitzer Polter-Geist. lit. E. ij.

Daß die Gespenste gewiß seyn / auch bißweilen sich sehen lassen / erweisen wir ex veteris Ecclesiæ Historiis, aus den Historien der alten Kirchen. Von Mose Cretensi, einem Betrieger der Jüden / schreibet / Socrates lib. 7. hist. Eclesiast. cap. 38. daß er die Jüden / so in der Insel Creta gewohnet / persvadiret und beredet / Er wäre Moses / von Himmel herab gesandt / darzu / daß er die Jüden in dieser Insul gewohnende / solle durch das Meer in das verheissene Land führen. Und da ihrer viel aus dem gemeinen Manne ihme beyfielen / und mitten auff das Meer sich begaben / seynd ihrer sehr viel umbkommen / theils an den harten Felsen zu stossen und zerrissen / theils im Wasser ersoffen; als sie diesen Betrieger tödten und umbringen wolten / konten sie ihn nicht greiffen noch haschen / er verschwand / dannenhero entstund der Argwohn bey vielen / Es wäre gewesen der Alastra / der sich also erzeiget / das Jüdische Volck gantz und gar zu erwürgen und umzubringen. In Nicephorô,[57] der die Kirchen-Historien weitläuffig beschrieben / findet man des Dinges mehr / welches man nicht alles verwerffen / noch vor ein Gedicht und Fabel halten kan.

Wie dann auch diese Historien von etlichen gelehrten Männern / die auff das Concilium zu Basel gezogen waren / welche einsmahls ümb Kurtzweil willen für die Stadt / zu einem lustigen Walde / spatziren gangen / auff daß sie sich mit einander freundlich bereden / und besprechen könten / von den arbeitsamen und Müheseligen Zwiespaltungen / die zur selbigen Zeit allenthalben in schwang giengen: in dem sie aber also gehen / hate es sich begeben und zugetragen / daß sie unterwegens einen sehr freundlichen und lieblichen Gesang eines kleinen Vögeleins gehöret haben / als ob es eine Nachtigal wäre; huben an miteinander zu argumentieren, was es doch vor ein Vöglein seyn müste / kontens aber aus dem Gesang nicht wissen. Als sie nun in dem Wald kommen / finden sie ohne gefehr den Baum / darauff das Vöglein saß / und beschlossen gantz und gar / daß sie es beschweren wolten; da wischet einer herfür / der viel Freventlicher / denn die andern wahren / und beschwur also das Vöglein mit diesen Worten: Ich beschwere dich bey dem Namen Jesu Christi / daß du uns anzeigest / wer du seyest. Das Vöglein antwortet / es wäre eine arme verlohrne Seele / an diesem Ort beschieden / da zu warten / biß auff den letzten Tag / daß es an denselbigen zur Ewigen Straff verurtheilet würde / und hätte gar keine Erlösung mehr zu hoffen. Nach welchen Worten es von dem Baum hinweg floge / mit solchem Geschrey: O Ewig / O Ewig / wie[58] ist das so eine lange Zeit! Zweiffels ohne hat ein Teuffel an diesem Orte gewohnet. Diese aber alle / so bey dieser Beschwerung gewesen sind / die sind alsobald darauff kranck worden / und gestorben; Wie Manlius p. m. 8. solches erzehlet. (2) Aus den Zeugnissen der Heil. Schrift. Exod. 10. v. 21. 22. 23. 1. Sam. 28. v. 14. Syrach. 46. v. 23. Dan. 5. v. 5. Tob. 5. v. 7. 8. Act. 19. v. 13. 14. Matth. 14. v. 24. 25. 26. Marc. 6. v. 49. 50 Johann. 6. v. 18. 19. Luc. 24. v. 39. 40.

Die Gewißheit der Gespenster erweisen wir vors (3.) ex qvotidianis experientiis, aus den täglichen Erfahrungen / das nicht allein zu Nacht die Menschen allerley Gespenster sehen / und Polter-Geister hören / sondern auch das unvernünfftige Vieh sähet offte geschwinde an zu gurgeln und zu scharren / die Hunde pflegen zu winseln und zu heulen / wann sie des Nachts eines Gespenstes gewahr werden. Denn die Gespenster gerne bey Nacht wandeln / und gerne bewegen. Was aber diß / das bey uns am hellen lichten Tage / frühe zwischen 9. und 10. Uhr / seine Gestalt angemahlet / bedeuten und mit sich bringen wird / zumahl weil es ja zu ungewöhnlicher Zeit geschehen /wird die Erfahrung lehren und mit sich bringen. Wir haben vors 2. bey diesem unsern einigen Pünctlein zu mercken und in acht zu nehmen / spectrorum distinctionem, den Unterscheid der Gespenster / wie mancherley derselben seyn? Denn in unsern Vorhabenden Worten sagt der aufferstanden Siegs-Fürst Christus Jesus: Ein Geist hat nicht Fleisch und Bein wie ihr sehet / daß ich habe. Seynd also zweyerley Arten[59] der Gespenster: 1. seynd es Spectra ficta, die ertichteten Gespenster / derer in dem leidigen Pabstthum gnugsam seynd ertichtet und auff die Bahn gebracht worden / zur Bestätigung ihres Fegfeuers / in dem sie fürgeben / es sollen der Verstorbenen Seelen seyn / welche also umbher gehen / und Hülffe suchen bey den Lebendigen / wie bey den Alexandrinern geschehen / als Prolerius zu einen Bischoff erwehlet war / da hatte Timotheus Ælurus ein schwartz Kleid angezogen / und der Münche Cellen des Nachts durchkrochē / der als ein Legat Gottes die Münche erinnert / daß sie ihn an stat des Prolerii zu einem Bischof erwehleten / wie auch geschehen. Zu Bern seynd etliche Dominicaner-Münche verbrennet worden / wegen der ertichten Gespenste / damit sie den Franciscanern / ihren Nachbarn / vorgehen wolten / so geschehen Anno 1509. den 31. Maij Erasmus schreibet / daß ein Pfaff im Pabstthum lebendige Krebse mit auffgesteckten kleinen Lichterlein / auff den Gottes-Acker und Gräbern herumber gestecket / und die Leute beredet; es wären die Seelen der Verstorbenen.

Zum andern seynd auch Spectra Diabolica, Teuffels-Gespenster / wie derselben genung im Pabstthumb zufinden und anzutreffen: da der Teuffel erwünschete Gelegenheit hat / unter der Gestalt und Nahmen der Verstorbenen / die Leute zu betriegen. Darumb auch S. Paulus in der 2. Thess. 2. v. 10. 11. 12. schreibt: dafür daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen / daß sie selig würden / dar umb wird GOtt ihnen kräfftige Irrthumb senden / daß sie gläuben der Lügen / das ist / des[60] Teuffels falschen Gauckeley: Wie dann zu geschehen pfleget. Der Ehrwürdige Mann / Herr Philippus Melanchton sel. Gedächtnüß / der sagte / wie er hätte gehöret von etlichen ehrlichen / warhafftigen Männern / Christoph. Groß / und Sigismund Galenio / wie eine Jungfrau zu Bononien / nach dem sie gestorben war / zwey gantzer Jahr unter den Leuten sey umbher gegangen: Wann man sie habe zu Gaste geladen / hat sie wenig gessen: Einsmahls aber war sie mit andern Jungfrauen bey dem Tantze / da war ohngefähr ein Zäuberer / der sagte zu den Umbständern: Die bleiche Jungfrau ist todt. Wie sagten sie / kan sie todt seyn / gehet sie doch umher? Da antwortet er / ietzund sollet ihrs sehen / da wil ichs euch fein weisen. Alsbald gehet er hin / und nimmet ihr etwas verzaubertes herfür unter der rechten Achsel / da fällt sie von stund an nieder / und ist also todt geblieben. Das Verzauberte war ihr von einem andern Zauberer hinunter gestecket worden. Also hat der Teuffel die gantze Zeit über den todten Cörper umbher getragen / wie Manlius p. m. 8. berichtet. Solche und dergleichen Teuffels Gespenster sehen und haben die Päbstler gerne / ja sie hören auch auf dieselbe / wieder den ausdrücklichen Befehl GOttes / der Deut. 18. c. v. 9, 10, 11. 12. sagt: Wenn du in das Land kömmest / daß dir der HErr dein GOtt geben wird / solt du nicht lernen thun die Greuel dieser Völcker / daß nicht unter dir funden werde ein Zäuberer / oder Beschwerer / und Wahrsager / oder Zeichendeuter / oder der die Todten frage: Denn wer solches thut / der ist dem Herrn ein Greuel. Und Esa. 8. c. v. 19. Wann sie[61] aber zu euch sagen: Ihr müsset die Wahrsager und Zeichendeuter fragen / die da schwätzen und disputiren, so sprechet: Soll nicht ein Volck seinen GOtt fragen? Oder soll man die Todten für die Lebendigen fragen? und Luc. 16. c. v. 29. Sie haben Mosen und die Propheten / laß sie dieselben hören! Wer siehet nun nicht allhie die große Blindheit der Papisten / welche vor die Seelen der Verstorbenen / gebrauchen Zauberey und Gauckeley des Teuffels / ja den Teuffel selber / da wir doch wissen aus GOttes Wort / daß weder Leib noch Seel von den Verstorbenen wiederumb hieher in diese Welt kömmt / sie haben auch nichts mehr in dieser Welt zuschaffen. Denn was den Leib anbelangen thut / so wird derselbe wiederumb verscharret in die Erde / davon er kommen ist; da muß er verwesen und verfaulen / und wird zu nichte / denn der Staub muß wieder zur Erden kommen / wie er gewesen ist / Eccl. 12. c. v. 7.Wenn der Mensch todt ist / so fressen ihn die Schlangen und Würme / Syr. 10. c. v. 12. 13. die Seele kömmt auch nicht wieder / es gehet dort in jenem Leben nicht also zu / daß die Seelen derer / die in Christo entschlaffen sind / sich wiederumb hieher sehnen solten; Darumb saget Gottes Wort von der Seelen der Christen: Selig sind die Todten / die im HErrn sterben / ἀπάρτι, à modo, von nun an / alsobald dieselbe aus dem Leibe fähret / Apoc. c. 14. v. 13. alsobald wird sie von den Engeln Gottes auffgerafft / und in den Schoß Abrahæ getragen / Luc. 16. c. v. 22. Denn die Seelen der Gerechten sind in GOttes Hand / Sap. 3. c. v. 1. die Verstorbenen kommen nicht wieder zu uns / wir kommen zu[62] ihnen; wie der König David über dem zeitlichen Hintrit seines Söhnleins sich tröstete / 2. Sam. 12. c. v. 23. Meine Schaffe hören meine Stimme / und ich gebe ihnen das ewige Leben / und niemand soll sie aus deiner Hand reissen / Johan. 10. c. v. 28. das ist von der Selen der Frommen und Gläubigen geredt. Von der Seelen aber der Ungläubigen und Gottlosen Leuten saget die Schrifft / daß des Reichen Mannes Seele sey in die Hölle oder an den Ort der Ovaal kommen / Luc. 16. c. v. 23. und im 49 Psalm sagt David von ihnen vers. 15. Sie liegen in der Hölle wie die Schaffe / der Tod naget sie / weil ihr Wurm nicht stirbt / und ihr Feuer nimmermehr nicht verlischet / Esa. 66. c. v. 24.

Was ist es aber / daß man bißweilen siehet und höret von den Gespenstern und Polter-Geistern? Offtermahl sind es natürliche Dinge / das achten unerfahrne Leute vor Geister und Gespenster: Als wenn man siehet Lichter auff dem Felde bey der Nacht / die man Irrwische heisset / die einem Menschen in seinen Augen vorkommen auff mancherley weise: Bald hüpffen und tantzen sie; bald kommen sie dem Reisenden immer näher und näher; und wenn er gleich von einem Orte zum andern fort gehen will / so dünckets ihm immer / als wenn einer eine Fackel vor ihm hertrüge; wird auch offte auff diese masse verführet / und in die Irre gebracht. Diese haben zwar ihre natürliche Ursachen / und sind keine Gespenster: iedoch ist gewiß / daß der Teuffel offt damit spielet / Leute zu bethören / und in Noth zu bringen. Es seynd auch bißweilen nicht natürliche Dinge. Denn da gehets offte in einem[63] oder dem andern Hause umb / es spücket / es poltert und rumoret / daß sich iederman im Hause fürchtet vor die Thür zu gehen. Dencke nicht / O du blöder Mensch / daß es allezeit Geister oder Gespenster seyn: Es seynd bißweilen Diebe / die bey Tage nicht stehlen können / dieselbigen kommen bey Nacht: Es sind Huren und Buben / die am Tage ihrer Unzucht und Hurerey halber nicht können zusammen kommen / die fahen ein solch gepolter an / damit sie desto besser ihren Unfug unverhindert ausrichten können. Erasmus schreibet / daß ein Pfaff im Pabstthumb / der seine Gefreundin / die wohl bey Gelde war / bey sich hatte / in ein weiß Tuch sich verhüllet / und sey etliche Nacht in ihre Kammer kommen / als wäre er eine Seele / und gedacht / sie würde einen Beschwerer haben / und ihn fragen lassen / was er wolte: Aber sie habe ihren Freund einen angesprochen / daß er die Nacht bey ihr bleiben solte / der habe sich auff einen guten Prügel gefast gemacht / und sich voll getruncken / daß er desto kühner seyn möchte. Und wie das Gespenst zu Nacht wieder kommen / sey er herfür gewischt / und habe mit dem Prügel auff dasselbe zu geschmissen / und gesagt: Bist du der Teuffel / so bin ich seine Mutter; und hätte den Pfaffen erschlagen /wo er sich nicht gemeldet hätte. Wenn solche leibhafftige Polter- und Rumpelgeister / noch heut zu Tage / umbgehen / oder irre gehen / ist kein besser Exorcimus darzu / man schmiere sie mit einem Knüttel oder Prügel wohl abe / mit guten heilsamen Worten richtet man lange nicht bey vielen aus / als mit ungebrandter Aschen.[64]

Zum 3. haben wir bey der Betrachtung der Gespenster u. eigendlichen Meinung derselben in acht zu nehmen / Christianorum contra Spectra Munitionem, die Verwahrung der Christen wieder die Gespenster / wie sie sich dieselbigen beschützen und vertheidigen sollen. 1. Sedula verbi Divini auscultatione, mit fleißiger Auffmerckung Göttliches Worts: das nennet Paulus das Schwerdt des Geistes / Ex hes. 6. c. v. 17. mit welchem wir den Teuffel schlagen und von uns jagen können. Das Wort GOttes stehet Genes. 3. c. v. 15. Des Weibes Saamen sol der Schlangen den Kopff zutreten. Das Wort stehet 1. Joh. 3. c. v. 8. Dazu ist erschienen der Sohn GOttes / daß er die Wercke des Teuffels zerstöre. Das Wort stehet Joh. 3. c. v. 16. Also hat GOtt die Welt geliebet / daß Er seinen eingebohrnen Sohn gab / auf dz alle / die an Ihn gläuben / nicht verlohren werden / sondern das ewige Leben haben. Der Fürst dieser Welt ist gerichtet / saget Christus JEsus selber / Joh 16. c. v. 11. Diß Wort verjaget u. vertreibet alle Poltergeister und Teuffels-Gespenster von uns hinweg. Ob wohl der Teuffel ein mächtiger Geist ist / wenn man zu ihm wil mit dem Schwerdt / so reget er sich nicht / oder mit Spieß / Geschoß und Pantzer. Er achtet Eisen wie Stroh / u. Ertz wie faul Holtz. Kein Pfeil wird ihn verjagen; Die Schleudersteine sind ihm wie Stoppeln / Job. 41. c. v. 17. 18. & semper habet nocédi voluntatem, sed non facultatem, wie Augustinus redet; So kan er uns doch nicht ein einiges Härlein von unsern Häuptern / ohne Gottes Zulaß u. Willen verletzen /wie Christus Matth. 10. c. v. 30. spricht:[65] Das sol uns getrost machen / dz wir nicht so furchtsam und erschrocken seyn / wie die Jünger des HErrn Christi waren; sondern vielmehr mit der Christlichen Kirchen singen und sagen:


Und wenn die Welt voll Teuffel wär / etc.


Zum 2. kan sich auch ein gläubiger Christ wieder die Gespenster und Poltergeister verwahren / Devotâ Oratione, mit einem andächtigen Gebet. Denn diese Gespenster und erscheinende Geister seynd nichts ands / als Ludibria Satanæ, Gespötte des Teuffels / ja der Teuffel selbst / wie es D. Lutherus in seinen Tisch-Reden im Titul / von Teuffel und seinen Wercken / dafür hält. Wieder solche Teuffels Wercke sol man sich verwahren mit dem Gebet / Nüchterkeit unn Gottesfurcht / denn diese Art fähret nicht aus / als durch beten und fasten / sagt Christus JEsus selber / Matth. 17. c. v. 21. Darumb betet / daß ihr nicht in Anfechtung fallet / sagt der HERR zu seinen Jüngern Matth. 26. c. v. 41. Seyd nüchtern und wachet / denn euer Wiedersacher der Teuffel gehet umbher / wie ein brüllender Löwe / und suchet welchen er verschlinge / deme wiederstehet fest im Glauben / 1. Pet. 5. c. v. 8. 9. Si fuerint Dæmones robustis montibus fortitudine pares, tanquam ab igne cera, comburentur precatione sagte Macarius. Das ist: wenn die bösen Geister so mächtig und groß wären / als hohe starcke Berge / jedennoch wie leichte das Wachs vom Feuer zerschmolzen wird; Also werden sie auch von dem lieben GOtt verjaget. Darumb betet Morgens und Abends mit euren Kindern: Dein heiliger Engel sey bey mir / daß der böse Feind keine Macht[66] und Gewalt nicht an mir finde. Betet und singet fleissig mit der Christlichen Kirchen:


Dein Engel laß auch bleiben /

Und weichen nicht von mir / etc.


Endlich und fürs 3. kan auch ein gläubiger Christ wieder die Gespenster und Polter-Geister sich verwahren / Legitimâ Vocatione, mit einem ordentlichen Beruff / wenn er bleibet in dem / darzu er einmahl von GOtt beruffen und bestellet worden. Ein ieglicher / lieben Brüder / worinnen er beruffen ist / darinnen bleibe er bey GOtt; sagt S. Paul / 1. Cor. 7. c. v. 24. Führet einen guten Wandel unter den Heyden / auff daß die / so von euch affterreden / als von Ubelthätern / eure gute Wercke sehen / und GOtt preisen / wenns nun an den Tag kommen wird / 1. Pet am 2. c. v. 12. Bleibe im Lande / und nehre dich redlich. Habe deine Lust an dem HErrn / der wird dir geben / was dein Hertz wündschet / sagt David im 37. Psalm v. 4. Allhier findet sich bey den Menschen das Wiederspiel / in dem / daß mancher in seinem Beruff nicht bleiben / und ihn daran nicht kan genügen lassen / was ihme GOtt einmal eingeräumet und eingegeben hat / da wil er sich an seinen bescheidenen Theil nicht lassen genügen / da es doch heisset / wie im 37. Psalm. v. 16. stehet: Das wenige / das ein Gerechter hat / ist besser denn das grosse Gut vieler Gottlosen. Sondern es dichtet und trachtet mancher nach frembden Gute / wil sich offte mit armer Witwen Häusern und armen Wäysen Gütern bereichern / nimme eins und das andere / so ihm von GOttes und Rechtswegen nimmermehr gehöret / auf sein Gewissen; ist darneben[67] trotzig und übermüthig / verachtet GOtt u. sein Wort; machet wohl gar einen Pact od' Bund mit dem Teuffel / nur daß er reich werden und zu grossen Dignitäten und Ehren kommen und gelangen möge. Da zeucht denn GOtt bißweilen hinwiederumb seine Hād abe / läst dem Teuffel Gewalt / wie über den Hiob; in seinem Büchlein am 1. Cap. v. 12. Der fähret nachmals aus / und machet ein solch Poltern und Schrecken Tag und Nacht. Darumb lieben Christen u. Freunde / so seyd nun GOtt unterthänig / wiederstehet dem Teuffel / so fleucht er von euch / Jac. 4. c. v. 6. 7. Darumb greiffe niemand zu weit / Vervortheile nimand seinem Bruder im Handel und Wandel. Denn der HErr ist Rächer über das alles / wie wir euch zuvor gesagt u. bezeuget haben. Denn GOtt hat uns nicht beruffen / zur Unreinigkeit / sondern zur Heiligung. Wer nun verachtet / der verachtet nicht Menschen / sond'n GOtt / der seinen H. Geist gegebē hat in euch / sagt S. Paul. 1. Thes. 4. c. v. 6. 7. 8. Dencket nicht / wenn vom Teuffel u. der Höllen in der Christl. Kirchen geprediget wird / es sey etwa eine Fabel und altes Weiber-Mähr lein / wie die Spötter u. Epicurer heut zu Tage thun / u. das Teufel-holen / das Teuffel-zerreissen / meisterlich pflegen aus zuschüttē u. aus zuwerffen / wie von Jungen u. Alten / leider Gottes / offte gehöret u. vernommen wird; Sond'n laßt euch diß greuliche / abscheuliche Bild des Satans eine tägliche Anreitzung zur Buße seyn: Bedencket / siehet er so erschrecklich aus durch sein angezeichnetes Bildniß / wieviel 1000. mal erschrecklicher muß er anzuschauen seyn lebhafftig. O seuffzet und betet ihr[68] Christl. Eltern / nebenst euren Kind'n / zu unserm Herrn und Heylande JEsu Christo / mit der Christl. Kirchē: Befiehl deinem Engel / daß er komm / etc.

Gewisse Relation von einem Weibe / das bey Dreßden Eicheln gelesen / unn daselbst ihr ein schon vor hundert und 31. Jahren verstorbener Förster ohne Kopf erschienen / und künftigen Welt- und Kriegs-Lauff angezeiget.

Sie were den 13. Octobr. Anno 1644. Sontags frühe mit ihrer Tochter beym Thor auffgehen in die Heyde gangen / Anfangs nach ihrer Holtzwiese gesehē / hette hernacher etwas von Eicheln auflesen wollen / und damit beyderseits Personen zubracht biß Mittags 11. Uhr. Als sie nun zur Predigt leüten hören / were ihre Tochter / Margaretha / Nicol Heydenreichs / Postbothens / Eheweib / von ihr gangen / weil es damahls sehr geregnet / eine Viertel Stunde nach diesem hat sie in der Heyden / an einem Gründlein / zur linken Hand der Radebergischen Strassen / bey dem Fischhausse / nicht weit võ dem Orte das verlohrne Wasser genannt / alleine gestanden / da hette sie ein Jägerhorn starck blasen gehöret / hernach were es starck gefallen / als wenn ein starcker Baum fiele / darauff sie erschrocken / in Meinung / daß es Förster weren / und hette ihr Säcklein mit Eicheln ins Gestripffe getragen / bald darauff sie das Jägerhorn hinwiederumb blasen gehört / als sie sich umbgesehen / hette sie ein Gespenst zwey Schritte von ihr vorüber reiten gesehen / folgender Gestalt / ein grauschimmliches Pferd / mit Sattel und Zaum / der Reiter[69] darauf hette keinen Kopff gehabt / einen langen grauen tuchenen Rock / einen Hirschfenger an der Seiten / und ein Jägerhorn auff den Rücken hangende / schwartze Stieffeln und Sporn angehabt / und were nahe anfänglich etwas geschwinde / hernacher gar sachte vorüber geritten / daß sie ihm zimlich weit am Hange reitende nachsehen können / worauff sie noch biß halbweg 3. Uhr fortweg ihre Zeit mit Eicheln aufflesen zubracht / und alleine bliebē. Den 9. Tag hernach / als den 20. Octob. Montags frühe / so bald das Thor aufgangen /were sie wiederumb alleine in die Heyden gangen / und ihr etwas vō Eicheln samblen wollē / auch damit zubracht biß Mittags nach 11. Uhr / da hette sich diese Geschichte zugetragē: Als sie sich zur rechtē Hand an der Radebergischen Strassen / beym Förstenberge / im Gestripffe / neben ihren Eichelsacke nieder gesetzet / und einen Apffel gescheelet / hette sie eine Stimme gehöret / mit diesen Worten: Habet ihr den Sack voll / seyd ihr auch gepfendet wordē / so habt ihr gute Förster? Sie geantwortet: Ja / die Förster sind fromm / sie haben mir nichts gethan / ach GOtt / biß mir Sünder gnädig! Als sie auf der Seiten auffwerts gesehen / were ein Mann an ihrer rechten Seiten ohne Pferd gestanden / d' hette den Kopf mit bräunlichen und krausenden Haaren / unter dem lincken Arm gehabt / daß man das Gesicht nicht hette sehen können / auffm grauen Rocke hette er ein klein schmal Uberschlägelein / unterm auffgeschlagenen Rocke ein gelb ledern Wambs / mit grünen Schnüren / und grünen Ermeln / das Jägerhorn auffn Rücken / den Hirschfenger auff der Seiten / auch Stiffel und[70] Sporn angehabt und weiter gesagt: Hieran thut ihr recht und wohl / daß ihr umb Vergebung der Sünden bittet / es hat mir so gut nicht werden können / sie sollen die Leute die Eicheln aufflesen lassen / es sind viel arme u. vertriebene Leute / die es benöthiget seyn / sie sollen gelinde u. nicht so scharff seyn / wolte GOtt / ich were in meines Vaters Fußstapffen getreten / worzu er mich auch anermahnet gehabt / daß ich den Leuten nicht so scharff seyn solte / so were ich nicht vor 131. Jahren / durch übriges Sauffen und Trunckenheit / zu dieser Verdamniß kommen. Mein Vater hat Hanß Jagenteuffel geheissen / und ich heisse auch Hanß Jagenteuffel / bin meines Vaters einiger Sohn / u. mein Vater / ich auch / Förster allhier gewesen / die Menschen sollen Buße thun unn sich bekehren / oder GOtt wird eine große Straffe über diese Stadt Dreßden ergehen lassen / daß zwey neue Armeen ankommen werden / eine ist schon im Anzuge / wenn sie noch nicht Buße thun werden / wird GOtt mit einem grossem Sterben straffen / dz nicht gnug Todtengräber zu erlangen seyn werden / die Menschen zu begraben / ihr Menschen verachtet GOtt und sein Wort / Gott wird sich vō euch wendē mit seinem Wort u. Sacramenten / wolte GOtt / es were darzu kommen / dz ich mich hette bekehren können / so were ich durchs sauffen u. trinckē zu dieser Verdamniß nicht gebracht worden / sage es ihnen / sie sollen hertzliche Busse thun / sich zu GOtt bekehren / von der grossen Hurerey / leichtfertigen Hoffart / Sauffen / Vollerey / Spielen / Wuchern / Gotteslästern / Fluchen und Schelten abstehen / denn GOtt über euch sehr erzürnet ist / daß ER auff seinem Stuel[71] blutige Zähren weinen thut / werden sie sich bekehren / so wird Gott auff kommende Jahr an Korn / Wein / Obst und allen Früchten mehr und reichlicher geben / als diese vergangene Jahr; wollet ihr es ansagen / so gebet mir die Hand darauff / sie das Weib / aber dermassen erschrocken / und nicht gewust / was sie thun sollen / der Mann sie abermals gefraget /wollet ihr es ansagen? sie darauff mit erschrockenem Gemüthe ja gesaget / der Mann ihr die rechte Hand geboten / und weiter gesaget / so gebet mir die Hand darauff / welches sie in GOttes Nahmen gethan / und gefühlet / daß des Mannes wie Schnee kalt gewesē / dz ihr gegrausset / u. sie gezuckt / darauff der Mann wieder gesaget: Fürchtet euch nicht / meine Hand ist euch kalt an zufühlen / mir aber brennet sie ewiglich / und ohne Ende / ich bin nicht kommen die Menschen zu quälen / ich bin selbsten gequälet / und ist darauf verschwunden: Diese Cathariua Ullmannin ist nach beschehenem zureden hierbey verblieben / und hat sich an erboten / diese ihre Aussage weiter vorgeistlicher und weltlicher Obrigkeit zu wieder holen.


Zu denen erdichteten Gespenstern gehöret auch dieses / was Zeiler hat Tom. 1. Epist. 96 p. 538. Von des Käysers Caroli M. Mutter / Berta saget Joachimus Camerarius: in Chronol. Nicephor. p. m. 129. Daß es ein Zorniges / und schier Wütendes Weib gewesen: daher die alten / wenn sie ihre böse schreyende Kinder haben stillen wollē / ihnen mit der wildē Berta,[72] so bey Nachts umb die Häuser gehe / und die bösen Buben zerreisse / gedrohet haben. Sonsten nennet D. Johann Wigandus in c. 12. Dan. p. 446. Die betrieglichen Großen Hansen mit ihrer vergeblichen Nacht / inania terriculamenta Botzenmänner / Puppenmänner / bullas, umbras. M. Johann Wilischius, Pfarrer vom Sebnitzer Polter-Geiste / Anno 1654. Ihr wisset / meine allerliebsten Zuhörer / was sich / leider Gottes / in vergangner Fasten Zeit / allhier in unsrer Stadt begeben und zugetragē / da etliche Wochen nach einander / gegen Abend in der Demmerung / wann man Licht anzünden wollen / ein schrecklicher Poltergeist sich hören lassen / der auff ein Häußlein eines Bürgers unn Schneiders allhier mit Steinen und Erdklößen geworffen und hinein gestürmet / daß an desselben Fenstern und Thüren großer Schaden geschehen. Und weil der Wirth nicht anders vermeinete / es weren böse Leute / die ihn also aus Neid anfeinden thäten / klaget u. zeiget ers den H. Bürgermeister an / bringets so weit / dz man deßwegen Wache anlegē thut; Da solches geschehen / und man nicht gewust / woher diß poltern u. werfen käme / hat sich der böse Geist im gedachten Häußlein an vier unterschiedenen Orten und Enden mit schwartzen Kohlen abgerissen und angeschrieben / da er zuvor Ofen und Fenster eingeschlagen / Tische und Bäncke über einen Hauffen geworffen / und das Bette / darinnen diese zwey alte Eheleute gelegē / auch das öberste zu unterst gestürtzet welches alles ein E. E. Rath mir persönlich angezeigt / da ich alsobald hinunter gangen / und es[73] also befunden habe / darauff ich zu einen ieden Abriß diese Wort unterschrieben: Des Weibes Saamen soll der Schlangen den Kopff zertreten / Gen. 3. v. 15. Nachdem aber das Weib solch unruhiges Teufflisches Wesen nicht länger anhören / auch wegen grosser Furcht nicht mehr im Häußlein bleiben wolte / weil der Mann etliche Tage verreiset war / begab sie sich selbigen Abēds zu des Nachbarn Haußgenossen / einem Exulanten, u. lag auf seinen Boden / über der Stuben: ungefehr umb 10. Uhr zu Nacht / da er noch gesessen / sähet sich ein Geräusche oben an / und fället Leimen von der Decke / und mühlet dadurch Staub herunter: Sie sehen nauf zum Weibe / das saget / das Gespenste sey aber dar / es hette aufm Bette nach ihr gegriffen / denn zu Abends / da sie hinüber gehet zum Nachbar / höret sie eine Stimme / so ihr nach geschryen / Ich komme auch nach; welches geschehen. Folgenden Tages / war der 14. 15. Martii / in des Nachbars Haußgenossen Stüblein / hat sich der Höllische Geist abermal in der Hellen an die Wand angemahlet / nebens einem Sarge mit einem wēissen Tuche bedecket / darbey ein Mann gestanden / auch ein grosses Stück / aus welchen Rauch gegangen / angezeichnet. Und welches noch das schrecklichste ist / so ists in dem ersten Häußlein am hellen liechten Tage / früh vor Mittage zwischen 9. und 10. Uhr: in des Nachbars Stuben aber / ungefehr zwischen 2. und 3. Uhr nach Mittage / im bey seyn ehrlicher Leute / in dem sie den Sarg und das andere abgewischet / alsobald wiederumb / und ehe sie sich umbgewendet / von neuen angeschrieben[74] worden / wie es vorhin gewesen; welches ein großes Wunder / das auch sonderbahres Schrecken bey jungen und bey alten Leuten zuwege gebracht. Ja es ist in die Welt allenthalben ausgetragen / und noch ärger gemacht worden / als wenn sich der böse Geist leibhafftig bey uns allhier sehen lassen / auch mit den Leuten geredet: Inmassen ein Päbstischer Pfaffe / u. ein Apostata, der vor wenig Jahren noch gut Evangelisch gewesen / als ein untreuer Nachbar / am Palm-Sontage öffentlich von seiner Cantzel gesagt: Ihr Leute / ihr wollet euch zu dem uhralten Catholischen Glauben nicht begeben / noch denselben annehmē / da ihr doch höret / wie d' Teuffel drinnen bey den Ketzern zur Sebnitzleibhafftig herumb gehet / noch wollet ihr euch nicht bequemen. O! leug Teuffels-Maul / leug!

Zu denen erdichteten Gespenstern gehöret / daß An. 1666. in Hessen ein Pfaffe sich für einem Teuffel ausgekleidet / umb einem Fuhrmann papistisch zumachen / der aber unrecht verstanden / und den Teuffels-Kopff Mäusetod geschlagen hat: Ingleichen redet Zeiler. Tom. 1. Epist. 92. p. m. 530. etc. Im Closter Salmonßweil / nahend Uberlingen / da stellete sich ein Mönch / ob er der Teuffel were / und tribulirte die Gäste: Den aber ein Graf von Montfort / so daselbst eingekehret / mit dem Degen erstochen hat / wie Crusius part. 2. Annal. Svev. l. 9. c. 19. schreibet: und daselbst ein and's Exempel von einem Schreiber erzehlet / der zu Beichlingen sich zum Gespenst gemacht / und zu Nachts seines Herrn / des von Werther Mägd / Brüste / mit[75] seinen kalten Händen angerühret hat; aber endlich von einem Edelmanne über die Stiegen hinunter geworffen / und des andern Tages / wegen seines durch den Fall übel zugerichteten Angesichts und Stirnen / jedermans Gespött / und von seinem Herrn abgeschafft worden ist.

Gnug von Betrögnißen: Itzt giebt es Gelegenheit / ein anders darzu zuthun / von allerhand Betriegereyen der Mauscheln / und also das erregete Wesen der Jüden noch weiter miteinander hervor zu ziehen / so sich im 1666. Jahr zutrug / und drauf die gantze Welt ein Auge hatte. Nehmlich (was anders?) wie / und wenn / es doch auff ein Lami aufflauffē würde? nehmlich aus Venedig bekam man dieses / 1666. 2. Dec. von Rom wil uns ein geistlicher auf das künfftige Jahr den Jüngsten Tag propheceyen / der gedencket unter andern auch des falschen Propheten / und wie biß anher zu Jerusalem ein groß Wesen und unter denen Jüden grosse Freude / wegen eines Meßiæ / sagt / er habe Brieffe von Jerusalem / darinnen sie solchen beschreiben / als einen Jüngling von schöner Gestalt und braunen Haren / etwan 23. Jahr alt /werde genandt Sabathei und habe zu Jerusalem Vater und Mutter / und sey gesalbet durch einen Propheten / den sie Nathan nennen / er solte schon viel Volck bey sich haben / und im Anzuge nach Canstantinopel seyn / mit der Resolution, das gelobte Land vor sein Königreich einzunehmen / und denn alle Jüden aus allen Enden der Welt in Ihr Vaterland zu erfodern.[76] Allein das Jüdenthumb / so als ein gefangener Wallfisch den Stich im Leibe und alle Hoffnung verlohren hat /wütet und tobet so viel mehr / und wird sich auch zu Tode rasen / oder aber den Christlichen Glauben annehmen / welches Ende ihrer Blindheit und das Ende der Welt seyn wird. Das Ende der Welt / sagt erwehnter Geistlicher muß nun bald nach vieler Meynung da seyn; so findet man etliche die da sagen / daß der Pabst / d' die lateinische Zahlen / als C. D. I. L. M. V. X. erfundē /, sol statuiret haben / durch GOttes Eingebung daß / wenn das Jahr / welches diese Buchstaben bezeiget / erfüllet seyn würde / daß als denn die Welt vergehen solte; Ursache / weil als denn kein solcher Zahl Buchstabe mehr übrig. Und nun ist dieselbige Zahl von allen geltēden Buchstaben des Pabsts nemlich M. DC. LXVI. bald erfüllet / und ist kein Buchstaben mehr übrig. Ergò. Ob nun dieses wahr / kā iederman leicht ermessen / weiln GOtt es selbst seinen Engeln / ich schweige den Menschen / verborgen / daß aber der Jüngste Tag nahe und nicht weit seyn könne: in Betrachtung aller Wüder die da geschehen / kan ein ieder vor sich selbst urtheilen. (Bißhieher eine Vermuthung von der Verstockheit der Jüden und ihrer hartnäckigten Beharrligkeit biß an dem Jüngsten Tag: daran ich aber zweifele / und ihnen meines Erachtens ein beßers Fatum wündsche. Vielleichte entdecket die Zeit darzu was sonderbares und unvermuthliges. Wir wollen aber noch ein anders prognosticon unterdessen hervor ziehen.

Adam Olearius in dem Pers. Rosenthale / lib. 7.[77] fol. 153. 154. von Detzal und seinem Esel. Was sie von des Detzals Esel fabulnen / verhält sich also: Es sol zur Zeit Mahumeths / ein Kind / so sie Detzal nennen / gebohren seyn / sol nur ein Auge und den Hintertheil der Füße vorgekehret haben / welches stracks am Tage seiner Geburt hin zum Tattelbaum gelauffen / Früchte darvon gebrochen und gegessen. Diß Wunderwerck wird Mahumet angesagt / welcher geantwortet / aus diesem Knaben wird noch groß Unheil auf der Erden erwachsen. Man laße ihn aber gehn / und tödte ihn nicht. Gleichwohl ist einer von des Mahomets Jüngern hingangen / und hat diesen künfftigen Unglücks-Stiffter wollen mit dem Schwerdte nied' hauen: Das Schwerdt aber wendet sich ümb / und verwūdet den selbst / der es führet. Dieses Kindes Vater hieß Ebileheb, der hatte eine Eselin / welche selbigen Tag / da Detzal auf die Welt kam / auch einen jungen Esel brachte: In dessen Haar / ein sonderlichen Klāg oder Thon gehöret wurde: Mahomet / als er diß vernommen / hat gesaget: Auf diesem Esel wird Detzal reiten / wenn er gantz Orient verderben wird. Sie sagen / dz Detzal sampt dem Esel durch einen Engel in eine Insul gebracht sey / woselbst er itzo noch sitzen soll / wird kurtz vor dem Jüngsten Tage wieder kommen / u. des Teuffels Vorboth und Ausruffer seyn. Er wird in Ispahan entstehn / von daraus werden ihn die Jüden begleiten / und dem Volcke zu ruffen / sie sollen an diesen gläuben / so würden sie selig werden. Er wird Europam und Asiam mit den Schwerdte verderben / und die fürnehmsten Städte ümbkehren / wird sich auch[78] endlich an Jerusalem machen. Alsdenn wird GOtt nicht länger zusehen wollen / sondern wird Christum dahin senden / ihn von dannen zutreiben: Dann wird Detzal sich in /Ægypten / und hernach gen Damascus machen. Von dannen nach Babylon / und denn wied' in Ispahan / Christus aber wird ihn immer verfolgen / und zu Ispahan endlich in einer Schlacht überwinden und umbbringen.

In übrigen wegen des Wesens / so in diesem 1666 Jahre sonderlich durch die gantze Welt gemacht ward / wegen eines neuen Meßiæ der Juden ist noch dieses zu behalten / daß auch viel Lügen mit unter lieffen / so etwā einer und der ander zu seinem Vortheil gebrauchte / von denen curiosen Gemüthern Geld zu lösen. Doch fehlete es dennoch bey den meisten Juden nicht an einē närrischen Wahne / daß solcher ihr Meßias müste verhanden seyn: Ja sie kaufften auch selber die Schrifften von denen Christen davon auff / und nahmen ein Argument draus vor sich; sprechende: weil auch die Christen so viel Wesens davon machten / so müste jo was dran seyn. Doch waren dennoch etliche unter ihnen so klug / dz sie sich wohl in Reden bey den Christen in ache zunehmen wusten / als vielleicht in ihren Gemüthern: Sintemahl wie ein Rabine zu Leipzig allhier in d' Meße hönisch war gefraget worden; ob er auch nicht bald mit nach Mecha wolte? Denn man gab domahlen vor / dz nicht allein viel tausend Juden aus Arabia / vergesellet mit treflich viel rebellirenten Türcken zu Mecha des Mahomets sein Grab verstöret / den Sarg mit samt[79] den Schätzen anders wohin geführet hetten / und solches in sonderlicher Ordnung / welches sich aber hernach viel anders befand. Sonsten hatte der Rabine hierzu geantwortet: Er hette noch nicht gessen / so könte er auch noch nicht / nach Mecha gehen מחה, delevit, abstersit: Er hatte gemeinet aufs Gemach. Aber es wird sich doch mit solcher Historie noch dermahl eins wohl schicken. Machometus per anagr. Mechâ motus; Item sum Cometa. Traun der letzte Comet 1665 zielte meistentheils aus einen grossen Ruin des Türckē / dazu es sich Gottlob / ziemlich anläst; weil die Peste in Türckey sehr grassiret / und der Pallast zu Constantinopel einen greulichen Schaden erlitten hat / und es sich sonsten wieder die Venetianer / wegen Candia, übel angelassen hat / auch Rebellionen in Asien / gegen Persien hin / entstanden seyn / und viel andere portenta mehr / noch viel unglückhafftigers in folgendē Zeiten drewen. In übrigen wegen der Jüden kam dieses a. 1666. den 3. Martii von Elbstrohme / daß sich die Zeitung von neuem Könige allenthalben sehr ausbreiteten / und die Ebreer auf jüngste Italiänische Brieffe so freudig weren / als wenn sie bereits neue Leute weren: vermeinende inner wenig Monaten einen Solennen Abzug zuhalten. Viele aber derer Nahrung sehr reichlich ist / lassen sich fast vernehmen / als wenn sie mehr von neuen Profiten / als vom neuen Propheten hielten. Vom Antorff: daß die Jüden so confidentes wären / daß sie 1000. pro 10. setzten und sich verwetteten / daß in zwey Jahren Ihr König zu Jerusalem residiren[80] würde. Aus Nieder-Schleßien / daß der Türckische Käyser den König in Hafft nehmen / lebendig schinden / und mit den Füssen an Galgen hencken laßen / drüber die Jüden in groß Schrecken gerathen / daß sie alle miteinander möchten hingerichtet werden. (Fabula erat) aus Wien im Febr. daß sich hundert tausend Jüden zusammen gethan / u. vom Türckischen Käyser Palæstinā begehrt hettē. Dz bey Jectar unterm General Sape milek sie den Bassa zu Jerusalem geschlagē nebenst 30000. u. viel Oerther erobert hetten. Aus Rom: Daß die Jüden in Griechenland schon ihre Häuser verkaufft: nach ihren Propheten marschireten: Daß der Auffstandt zu Mecha immer grösser würde / und der Türcke große Auffsicht halten liesse. Aus Venedig: dz der Jüden Prophet ihnen von GOtt in die Morgenlande geschickt sey / groß progress zu haben: daß sie daher sehr fastetē und betèten: Ein Werck so lächerlich als gefährlich / vor dieses unwissende Volck. Aus Pariß im Decemb. 1665. Daß sie Bericht aus Constantinopel hetten: daß die Jüden überall in Türckey aufstünden / ob ihnen gleich unter Hand u. Siegel große Freyheit geben würde: so nehmen sie doch schon unterschiedliche Plätze ein. Von Schmirna kam das allermeiste: wie unter den Juden viel Männer / Weiber und Kinder auffgestanden weren / weissagende: daß die Zei nun erfüllet / Ihr Meßias gekommen sey / so allda eine wohlbekante Person / doch von geringer Condition, der mit kleinen Comitat in Decemb. nach Constantinopel abgereiset / umb Palæstinam ein zufordern.[81] Dem Gobernatori zu Smirna hettē sie grosse Straffe dafür geben müssen. Aus Londen daß der Türcke den Messiam / 35. Jahr alt / auff 6. Jahr verwiesen hette: Der aber bey den Jüden in hohen ritim währe / unn daß in 30. Prophetische Leute ihn vor den Messiam hielten. Item daß die Jüden den Türcken 6000. Thaler Straffe geben müssen / welches auch in Ungern geschehen. Aus Venedig etc. Daß ein grosser Auffruhr der Juden in Arabia Petræa gewesen / wie von Aleppo und Cairo geschrieben worden. Aus Hamburg daß die Juden sich so feste darauff verlassen / als wenn die gantze Welt in wenig Monaten ungläubliche Dinge hören würde. Der Prophet hiesse Sabbatei Sebii / 42. Jahr alt / man hette ein Bildniß dessen aldar / daß Ihme gantz gleich währe / wie die Jüden sagten: Daß sie in grossen Freuden mit beten und Casteien lebeten / Ihre Spiel-Häuser abgeschafft hätten /wegen der verhandenen Erlösung. Aus der Wallachey; Daß der Messias zu Stambol etliche Stunde an der Kette gehangen / und auff die Fußsolen mit stecken / jämmerlich zerschlagen worden / biß er bekant / daß er von den Jüden überredt währe sich vor einen Propheten aus zugeben: Währe drauf ins Gefängniß mit allen Aeltesten geworffen worden / und ein jeder müste 500. Reichsthaler geben. Aus Venedig / wie ein Venetianer zu Constant, die Curiosität gehabt / unn sey ins Gefängniß zu dem Propheten / einen Einfälltigen Menschen gegangen / da er in der Bibel gelesen / und von keinem Wunder Wercke gewust hatte /welche die Jüden ihme ohne Danck aufgebürdet / u. daß die[82] Jüden daselbst nichts von ihme gehalten / hernach hätte man ihn auff freyen Fusse gestellet vor der Stadt gesehen. Aus Marsilien in Aprili / daß die Juden ihren König mit 25000. Thaler gelöset. Aus Londen in Feb. die von der 5. Monarchie in diesem Reiche / stecken die Köpffe tapffer zusammen und sagen: daß das jenige / so man itzo aus Türckeyen schreibet betreffend den neuen Juden König oder Betrüger / nun zu rechter Zeit geschehe / und daß die gantze Christenheit dadurch werde überzeuget werden. Diese Leute / saget man / werden einen Gesandten an diesen auffgeworffnen Juden abschicken. Aus Pariß in Mart. Daß viel arme Juden zu Avignon sich rüsteten zu den König zu zihen / aber das ihn der Türcke hätte hencken lassen: Von Venedig; Daß der Türcke ihn habe rücklings auf einen Esel setzen und nach den Türmen am schwartzen Meer bringen lassen: wiewohl andere vorgeben / daß er beym Käyser in grossen Ansehen währe / und täglich über wichtige Dinge Rath gebe. Aus Wien / daß die Juden beym rothen Meer grosse Progressen gehabt / und daher hiesige Judē treflich hoffen. Item / daß sie in Ungarn ihre Dächer abtragen sollen. Item daß sie aus Türkeyen erledigte Christen vermeldet / wie die Jüden in Türckey treflich frolocketen: und daß dz Rothe Meer / wodurch das Geschlechte Juda getrieben wurde schon eine lange Zeit stille stehe. Livorno vom 24. Febr. Die Zeitung so man allhier hat vom Schwarme der Jüden sind sehr fabelhafftig / Ich will aber E. L. mit theilen / wie mir das zu kommen: Von Smirna hat[83] sich ein Jude / welcher als ihr König oder Führer / gefolget seynd von vielen armen Juden / nach Constātinopel begeben / vom Türckischen Kayser allda das gelobte Land wieder zu fordern / er wird aber sonder Zweiffel sampt denen seinen zu anders nichts als einer betrübten Tragoedie dienen können. Eine Barcke vō Alexandria berichtet / das zu Aleppo ein grosser Prophet sey / welcher allda vor der Stadt ein klein Häußlein von Bretern auffgerichtet und mit Steinen bedeckt / darinnen er mit einem Türckischen Weibe wohnet unn wie man dencken kan / ein gròsser Betrüger seyn müsse / alß desich stellet / keine Speise zu geniessen / d' er sich doch wie man glaubt / zu Nachtzeit und in geheim bedienet; den gantzen Tag stehet er in seinem Häußlein und empfängt die Visiten die ihm von unzehlich vielen Menschen gegeben werden / welche ihn Allmosen und viel Blumen / derer er sich brauchet /zutragen / komt irgend ein vornehmer Türcke / so trit er aus seinem Haußlein / siehet nach den Himmel / macht unterschiedene Zeichē / gibt ihm einige der erwähntē Blumen / und verläst ihn also sonder Ansprache / wie er auch sonderlich nicht viel redet / alß etwan mit Leuten die ihm bekant. Er meldet über das / daß nach dem Rothen Meer zu / eine Seule sich nach der Erden als ein Regenbogen nieder gelassen / welche ein Feur mit einer unzähligen Menge der Sternen und vielen Wolcken umb ringet. Die Juden sagen / daß das ein Zeichen von ihren kommenden Messia sey. Die Allmosen die der Prophet / empfängt / sollen andern Tages sich doppliren und zurücke kehren in die[84] Hände derer / die sie gegeben. Ermeldter Prophet weissagete viel Dinge, man gläubt aber / daß es durch Zauberey geschehe. Zu Jerusalem hatte der Bassa 50. Männer hingeschickt / eine alte Mauer von Salomonis Zeiten hernieder zureissen / welche wie sie den Anfang gemacht / todt zur Erden gefallen / worauff der Bassa 50. andere geschickte / denen es aber nichts anders ergangē biß er sich endlich in Person dahingemacht / und einen Hammer in die Hand genommen umb auff die Mauer zuschlagen / er war aber in solcher Postur stehen blieben / und niemand hatte ihn von dar bringen können / biß ein ander Prophet / ein Ebreischer Schrifftgelehrter / dazu kommen / welcher ihn durch Gebeth wieder in vorigen Stand gesetzet. Man fügt diesen bey / daß 3. der Jüdischen Stämme durch ungebähnte Wege allda wären ankommen / welche gesaget / daß sie aus der Gegend Maracco kämen und zu denen Stämmen gehörig / von welchen geschrieben / daß sie weggeführet worden / und nun wieder kämen / daß Land ihrer Väter zu sehen. So iemand diesen einig leyd anzuthun sich unterwindet / so fället Er alles bald todt zur Erde. In Summa sie haben eine wunderliche Krafft bey sich selbsten eben als die Posaunen / die die Mauren vor Jericho übern Haussen worffen. Unzehlich dergleichen Dinge mehr werdē referirt / die aber einer ein fingirten Comoedie mehr ähnlich / als einer einfältigen Erzehlung. Hier auff nun sind unsere Juden / derer etliche sehr ungläubig / mühsam dz wenige / so sie habē zuverkauffē / umb nach ihrē Könige zu gehē / vō deme sie sagē /[85] daß Er alle Juden zu sich beruffen werde / aus d' Dienstbarkeit aller Völcker / in das Land / welches von neuen von Milch und Honig fliessen wird. Die meisten aber insonderheit die Reichen sind noch immer ungläubig / und besorgen eine Sicilianische Vesper. Aus Veranlassung selbiger Materie / kamē vō unsern Hn. Theologen und andern Professoribus schöne dissertationes und Quaestiones heraus / als Hr. Frischmuhts P.P. Jen. disputt. de Charactere Mesinæ Judæorum: de situ Tribus Naphthalim Bredeli. Lipsi. Buchenroders eilende Juden Post. August. Varenii P.P. Rostoch. diso de Messia. Confer meine 1666. Jährige Welt-Chronick.

Kurtzer Bericht vom Ursprunge des mehrgenanten Königs der Jüden / durch einen Freund aus Smirna. Anno l666. Monsieur / auf desselben Ansinnen / kan ich wegen des neuen selbst auffgeworffenen Jüden Königs folgenden Bericht geben: Er ist genannt Caram-Sevy hier zu Smirna gebohren / itzo etwa 38. Jahr alt / dickleibig von Person / doch eines wohl proportionirten Leibes. Ungefehr 15. Jahr sinds / daß Er von hier verjagt würde u. zwar darumb / daß er sich vor den König der Jüden / außgab; Worauff er sich nach Constantinopel und von dannen nach Thessalonien gemacht; weil er sich aber allda auch nicht sicher gefundē / ist er weiter nach Cairo geflohē / allda selbst der Sultan und der Ober Zöllner beyde seine guten Freunde gewesen / bey denen er sich lange aufgehalten / biß er letzlich über Gasa wieder gen Jerusalem gangen; als er nun[86] hie selbst angelanget / seynd ihm aus denen Egyptischē Provintzen 4000. Rthlr. zugeschickt worden / solche unter das Armuth zu Jerusalem außzutheilen / daß er also verrichtet; wiewohl die dort selbst findlichen Rabbinen in denen Gedancken gestanden / daß solche Außbeuthe für allen andern ihnen zufallen müste. Es wolte aber so nicht seyn / dann Sevy fragte fleissig nach / welches die rechten Armē weren / unter die vertheilete er das Geld / vor sich nichts behaltend; und das verdroß die Rabinē dergestalt / daß sie ihn zu steinigen gedachtē und der Gotteslästerung beschuldigten / deßhalben er Jerusalem verlassen / und wieder auf hieher gangen. Inzwischen schickte ein Judischer Prophet da bey dieser Nation fast hochgeachtet / und zu Gasa wohnhafftig ist / einen Boten an die von Jerusalem / sie erinnernd daß sie bedencken wolten / was vor ubels sie dieser Person gethan / und daß er der jenige wäre der Ißrael wieder ins Gelobte Land führen / in Friede regieren / und d' rechte Messias und König seyn werde; und das hat dieser allbereit vor 20. Jahren gesaget / darauff der gedachte Sevy sich allzeit gegründet. Auff dieses kame die Juden zu Jerusalem eine Furcht an / drumb schickten sie 2. Deputirte auff hieher und liessen sich entschuldigen / diese erschienen im verwichenen September / 2. oder 3. Tage hernach / als Sevy arriviret war / u. brachten ihre Commission öffentlich an / und das brachte den Sevy in grosses Ansehen / der lehrete öffentlich in den Schulen und Synagogen / und procurirte Allmosen Ihre Mit-Brüder aus der Türckischen Slaverey[87] (nemlich die auff denen Gallen saßen) zu liberiren / gestallt dann viele dazu gaben / also daß auch etliche dadurch frey worden; Und also brachte er sich allmählich durch Spitzfündigkeit / und seinen guten Verstand in die Gunst der Gemeinde: Dann seine Brüder / die hie in gutē Credit stehen / spendiren unter d' hand so viel unter den Pöbel / daß er sich dessen gantz versichert halten kunt. Eben zu der Zeit thaten sich hervor / etliche sagen durch des Teuffels List / mehr denn 200. Propheten / Männer und Weiber / welche anfangs hefftig zitterten und sich folgends also erpremsten / biß sie dahin fielen und als in Ohmacht lagen / und da sagten sie dann / daß das der rechte Messias und König wäre / der das Judische Volck sicherlich ins Land bringen würde. Item daß hier Schiffe aus Tarsis (wird verstanden Niederländische Convoy) erschienen würde / sie nach Jerusalem über zu führen; wann sie nun dieses gesaget / kamen sie zu sich selber und wusten nicht / was sie gesaget hatten / zu grosser Verwunderung unserer Christen / die solches täglich sahen und anhöreten; Ja selbst Kinder von 4. und weniger Jahren kunten die Psalmen in Hebreischer Sprache her beten. Wie nun die Eltesten der Juden wohl anmercketen / wo dieses alles hinauß wolte / waren sie bedacht / dem Wesen abzuhelffen / und drumb hielten sie Rath in ihrer Synagoge; Sevy aber davon benachrichtet / brachte seine Favoriten wohl in die 300. Persohnen (solche Leuthe die nicht zu verlieren hatten) auff die Beine / und begab sich vor die Juden Schule an selbigen Tage / und als er sahe / daß[88] die Thüre geschlossen / und sein Anklopffen nicht gehöret werden wolte / fing er an mit Hämmern anzuschlagen / so / daß die drinnen sich fürchten / daß die Thür wohl in stücken brechen mochte / und drumb machten sie auf als er nun eingetrungen / fing er an sein verführisch vornehmen zu offenbahren / und sagte zum 2. mahle rund herauß / daß er der rechte Mesias were / wolle auch daß ein jeder ihn davor erkennen solte: Etliche aber setzen sich anfangs dawieder / der Pöbel aber fiel ihnen so harte / daß sie gnung hatten aus der Synagoge zu kommen, die Gläubigen alß sie sahen / daß die andern entwischet / begaben sich nach der Wohnung eines der vornehmsten / mit Vorsatze / ihn dazu erwürgen / der aber kam davon und flohe nach Sardis / dessen Hauß haben sie nicht allein geplündert / sondern gantz und gar geschleiffet / wodurch andre / nur damit ihnen dergleichen nicht wiederfuhre / sich gestellet / als ob sie gläubeten; und diesen nach / gingen die Gläubigen mit ihm in der Nacht durch die Gaßen mit einem Anhange von ohngefehr 500. Personen / Fackeln in Händen habend / und schrien; lange lebe der König und Messias.

Und dieses sahen die Türcken eine Zeit lang so mit an / letzlich nahmen sie zwey der Reichsten beym Kopffe / und das kostete der Judischen Nation in die suntzehen hundert Löwen Thaler. Der Sut-Bassa dieses Orths gab hierbey zuvernehmen / daß er wegen seines Käysers keinen König toleriren / oder da ers gestattete / nicht verantworten konte:[89] Dem Sevy Zeit gebend binnen 3. Tage aus Smirna zugehen / deme dieser gehorsamete und in einem Türckischen Schiffe nach Constantinopel fuhr. So bald nun dieser in die Castellen kam / begegnete ihm ein Capegi Bassa oder Ober-Thürwärter / der ihn zu Constantinopel vor den Großvezier brachte / (was Sevy da proponirte / will ich nicht berühren / weiln es sehr ungewiß) und von dannen wurde er ins Gefängniß gebracht / allda selbst sitzt er noch. Glaublich ist / daß weil ihnen wohlwissend / daß er wenig ausrichten kann / sie ihn nicht tödten / sondern allda aufhalten werden / biß ihn die Jüden rantzioniren / welches unter 100000. Rthlrn nicht wird zuthun seyn. Kömmet hiervon was herrauß / will ichs avisiren. Datum Smirna den 2. Aprilis 1666. Aus Smirna von 1. Sept. 1666. Abermahl kommet viel Zeugs von dem ausgegebenen falschen Messias vor den Tag / das meiste aber hat wenig Fundament / der grösserer Theil hiesiger Juden glauben an diesen Verführer; der ringere Hauffen / so wohl das meiste vestehet / glaubet nicht an Ihn. Gleichwohl haben unsere Juden nur noch vor wenig Tagen vermittelst ihres Geldes einen Mann von ehrlichen Ansehen und guter Wissenschafft unter ihnen / auff die Galee setzen lassen / umb daß er übel von diesem Messias geredet hatte. Tausend auch aus fern entlegenen Plätzen suchen ihn in denen Dardanellen heim und schätzen sich glücklich ihn zu sehen welchen allen er freundlich begegnet / und ihnen zusaget Glück und Segen / Kinder und alles / und daß er sie erlösen wolle von ihren Feinden und ihn[90] geben ein neu Gesetz / er propheceyet / daß das Türckische Reich bald werde zu Ende gehen / und daß seine in kurtzen anfangen / und das wird von vielen gegläubet; Sein Weib so nun als Königin titulirit wird / ist von hier zu ihm außgereißt / umb mit ihm das Fest seiner Geburth und den Eintrit in sein Messias Ampt zu feyren / welches auch am 9. Julii alhier und rund umher von seinen Anhängern auff sein Befehl / statt der gewöhnlichen Trauer Tage der Jüden wegen der Verwüstung des Tempels Salomonis / mit Solennität gefeyret worden / als an welchem Tage / sie in ihren Gebeten und Dancksagungen ihm folgenden Titul beygelegt: Der Tag der Geburt unsers Königs / unsers Meßias Sabetay Levi / deines Knechts / deines Erstgebornen Sohnes, dergleichen sie auch in ihren ordentlichen Gebeten / so sie am Sabath vor den Türckischen Käyser zu thun pflegen / ihm nun zu legen folgende Atributa: Der Herr segne und bewahre und erhöhe aufs höchste unsern Herrn / unsern König / unsern Messias / Messias des Gottes Jacobi / dē Obristen Löwen / Sultan Sabetay Levi / den König der Könige / ümb seiner Barmhertzigkeit willen / wird er erhöhen den Planeten seines Königreichs. Viele hundert propheceyen zu Constantinopel ihm zum besten / welches auch anfangs hier beschahe. Einer unter selbigen Propheten ist der grösseste und wird noch höher gehalten / als Natan von Gaza / der heisset Moyses Serpyli / von dem gesagt wird / daß er denen Menschen zu sagen weiß / waß sie hiebevor gethan / und in welchen Sünden sie sich verlauffen.[91] Diesem Messias werden täglich viel Geschencke gegeben / und stat ihm die Hand zuküssen / vergnügen sie sich an seinem Teppich oder Tapet zu küssen diesen Augenblick vernehme ich / daß hiesige Juden / die ihm hiebevor nit geglaubet / nun aus Furcht einer Verfolgūg vor ihnen Cacham außgesaget / daß er der Messias sey / man vermeint auch daß 3. Gesandten in die Christenheit / als nach Venedig / Livorno und Holland / abgefertiget werdē sollen / ümb diesen Messias zu verkündigen und die Juden zubewegē / daß sie ihn aufnehmen / und solches geschicht auff sein Befehl. In Summa unter der Jüdischen Nation ist grosse Verwirrung / Gott wolle sie bekehren / und die Decke von ihren Hertzen nehmen / umb den wahren Messias zuerkennen. Smirna von 24. Junii. Wir haben dißmahl wieder Zeitung von Constantinopel / daß der Juden König / dessen Bruder hier ein Mäckeler ist / daselbst annoch gefangen bleibe; Dieser sein Bruder ist vor wenig Tagen von dannen kommen / der will darauff leben und sterben / daß er noch König werden und das Türckische Reich überkommen werde / Er saget ferner / daß nun zu Constantinopel Männer und Weiber / jūg und alt / zu propheceyen anfingen / daß dieses Jahr 1666. ein Wunder-Jahr seyn würde / etliche der Jüden / die hiebevor mit diesem Wercke den Spott getrieben / ruffen nun selber auß / daß sie die seyn / durch die sie müsten erlöset werden. Gott öffne ihnen die Augen / daß sie endlich den wahren Messiam erkennen unn an Ihm gläuben![92]

Hernach ward es ein bißgen drauff stille / endlich kam / daß ein grosser Zulauff währe / von 30. 40. 50. Tage Reisen / daß sie hin kämen solchen Messiam zusehen / und die Türcken davon ein groß Geld löseten /von 60. biß 70000. Rthlr. Sintemal ein jeder gerne was gewisses gebe. Ein Armer einē halben Thlr. die Reichen 5. 6. 7. 8. 9. 10. 20. Rthlr. Item man hette zwey grosse Säcke bey ihm stehend gesehen / daß man vor Geld gehalten. Aber es sollen lauter Schlangen gewesen seyn. Extract eines Schreiben aus Constantinopel vom 1. Sept. 1666. Nach dem aber Confirmation vō Wohlstande des Jüdischen Königs einläufft / so höret man zugleich von denen 4. Rabinen so stets umb ihn sind / daß / wenn der König zu propheceyen beginnet / solches geschehe durch 2. Engel / die ihm erscheinen und mit ihm reden in der Sprache / darinnen d' zoar geschrieben ist / dz ist / Chaldäisch daß der König als auch die 4. Chachanums oder Rabinen wohl wissen den Tag und die Stunde der Erlösung Ißraels / allein daß sie es noch nicht dürffen gemein machen / doch von der Erlösung Ißraels sagen sie / daß ehe der Monat Chisle (der in nechst künfftigen Decembr kommt) die Erlösung offenbahr werden / und umb künfftige Ostern die Versamlung der zerstreueten geschehen solle. Man hat einen Brieff vom Könige Salomon aus Hebron im gelobten Lande an seinen Sohn und Schwager allhier / darinnen er alles obige confirmirt und unter andern seinen Kindern Rath giebet / sich zu ihm zu erheben. Wahr ists / daß er hiebevor geschriebē /[93] der König heraus in die Christenheit / als in Pohlen und Teutschland kommen / und sie alß denn besser thun würden ihn heim zusuchen / alß diese ferne Reise auff sich zu nehmen; Itzo aber schreibt er anders und meinet / daß es besser seyn werde / ausser dem Kriege und denen Landen / da die Gericht Gottes zu gewaren / als drinnen zu seyn; und darumb helt er starck an / daß sie zu ihm kommen sollen / sagende / daß er allda ein Hauß gekaufft / ehe es so enge werde / daß nichts mehr zu kriegen / denn daselbst sey täglich ein grosser Zulauff von allen Orthen. Smirna 12. Sept. Aus Constantinopel / daß der Jüd. König / wiewohl noch auff einen der Castellen in denen Dardanellen in Hafft. Dennoch von vielen Jüden u. Rabinen besucht werde / und vor selbigen täglich grosse Wunder thue / bezeugende / daß ihme diese Macht vom Himmel gegeben sey / und daß er wieder aller Menschen Gedancken in kurtzen seiner Gefängniß werde ledig werden. Item daß er dem Propheten von Gaza Befehl zu geschickt / die 10. Stämme versamlen zu lassen / und nach Palæstina auf zu führen / und also das Reich der Jüden nahmrüchtig zumachen. Diese Nation ist hier gleichsam in Freuden außgelassen / und hat wohl 2. Tage an einander Lobgesänge gesungen. Man kan nicht ersinnen / was aus dem Wercke werden will / die Türcken / die solches alles gnugsam erforschet / werden diesem Könige wohl bald auff die Seite helffen / und als dann Ursache haben / denen Jüden eine güldene Feder zu ziehen.

Smirna von 2. Octob. Endlichen laufft es[94] kahl genug ab mit dem viel erwähnten Könige der Jüden: Der Türckische Käyser hat ihn aus denen Dardanellen nach Adrianopel bringen lassen / vor dessen Angesichte ihm angedeutet worden / daß er ein Mann des Todes währe / im Fall er nicht von stund an durch einige Miracul erweisen würde / daß er der erwärtige Meßias der Juden währe / davon man ihn biß anhero außgeschrien. Er hat aber hierbey gefraget / ob denn sonsten kein Mittel vorhanden / sein Leben zu erhalten? deme geantwortet worden / ja da fern er seine Religion verläugnen / und die Türckische an zunehmen resolvirē würde; welches er gar willig gethan und also neben Erhaltung seines Lebens empfangen 200. Aspern als ein Türcke / umb dem Türckischen Käyser vor einen Janitscharen zu dienen. Nun stehen die Juden dar mit einer erschrecklichen langen Nase / als die ein so grosses Vertrauen auff ihn gesetzet. Sie geben aber die Schuld dē Propheten / der sich zu Gaza auffhält / und gewaltige Dinge von diesem vermeinten Messias außgegeben / als dem die Jüden gegläubet / weil er eine Person von äuserlicher grosser Devotion / und sehr empsig in heiliger Schrifft und andern Büchern gelesen / sein Bruder u. andre seine Befreundte / hier wohnhafft / stehen nun schamroth und verspottet. Aus Amsterdā den 5. Dec. 1666. Die Sache vom vermeinten Meßia ist nun zu nichte worden / und dero hiebevorige Vertreter gestehet itzo selber / daß es lauter Betruggewesen / practiciret durch 12. Rabinen / welche nun nicht anders sich zu entschuldigen wissen / als daß / wenn sie die Jüden dadurch[95] zu Buße und Besserung gebracht haben würden / Gott den Herrn bewogen zu haben vermeynet / daß er der Jüdischen Nation gnädig seyn wolte. Man hört ferner daß ein Polnischer Rabbi / der den besagten Messias gesehen und examiniret / nichs aber als Menschliche Dinge bey ihm gefunden / solchen Betrug deinen Türcken offenbahret. Als worauff alle Juden des Todes sterben sollen / der Groß-Vezier aber hatte es wiederrathen unn nicht ehrlich zu seyn gemeynet / daß so viel tausend wegen etlicher Betrieger / das Leben lassen solten. Mit denen besagten Rabbinen aber möchte es forthin noch wohl schlecht ablauffen. (Ein mehrers in meiner 1667. Jährige Welt-Chronick.)

Quelle:
Praetorius, Johannes: Anthropodemus plutonicus. Das ist eine neue Welt-beschreibung [...] 1–2, Magdeburg 1666/67, S. 37-96.
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