XIII. Von Nixen. Mörfinnen / Syrenen / Meerwundern / Nymfen / Wasserweibern.

[28] Wir wollen in Genere von diesen Creaturen oder Spectaculis erstlich vorbringen / was davon philosophiret Jul. Cæs. Scaliger Exerc. 226. § 12. p. 712. 713 über dasselbige / was man außm Plinio und denen neuen Scribenten hin und wieder lieset / habe ich noch dieses zu vermelden. Hieronymus Dominius ein berühmter von Adel und tapfferer Mann / welcher mir mit Johanne Jucundo, einen künstlichen Baumeister / das erst Griegisch gelehret hat: Derselbe Dominius, wie er viel Volcks zu Schiffe gebracht[28] hatte / unnd damit / auff Befehl seines Vaters / denen Rhodiensern zu Hülffe kommen wolte; Hat einen Seemann gesehen / der sich an den Ancker seines Schiffes gefasset gehabt. Dieses hat er in Beysein meiner dem Käyser Maximiliano einmahl gesagt. Zu Parma auffm Marckte / habe ich in eine Kunst-Kammer eines Goldschmiedes / ein Meer-Weiblein gesehen / in der Grösse wie ein Kind von zweyen Jahren. Und Plinius hat lib. 9. viel andere Historien. Weiter ist in Scythien oder Tartarey ein grosser Fluß mit Nahmen Tachnis, der sich in die Nord-See ergeust: Drinnen giebt es Fische / die schier durchaus eine Menschliche Gestalt an sich haben / aber ohne Stimme. Doch wie dem allen / so seynd sie dennoch mit ihrer Aehnligkeit dafür nicht sicher / daß sie von den Landes-Leuten nicht solten gegessen werden. Wie ich dieses einmahl bey einer Gasterey vorbrachte / da hatten die Zuhörer ja so einen grossen Abscheu für solche Verzehrer / als für andere rechte Menschenfresser: So ist es auch andern erzehlet worden / die damit überein gestimmet haben: Aber ich beweisete ihnen / daß sie einen gottlosen Wahn hätten / so ferne sie der Meynung lebeten / daß etwas Menschliches an den Fischen wäre: Alldieweil[29] auff solche Art unsere Seele unterschiedliche Grad müste haben / welche die Natur immer geringer und geringer fortgeflantzet hätte / durch die Canibales, Finmärcker / Petzcoreer / Zwerge / Krannig-Hälßigte Moren / und endlich durch die Affen biß zu die Fische hin. Es folget noch eine andere lustigere Historie aus Indien: Es ist eine berühmte Seestadt und Königreich / mit Namen Cochin, dabey weg fleust ein Strom Colchā Und in solchem sollen viel Fische seyn mit einer Menschlichen Gestalt: Welche Fische andere Fische essen sollen. Man heisset sie aber Cippas, die bey Tage unterm Wasser verdeckt liegen / des Nachts aber sich ans Ufer finden / und aus Kiefelsteinen Feuer anschlagen; In dessen Schein sich die andern Fische außn Wasser hervor begeben sollen / die drauff von den Cippis gefangen und gefressen werden. Es ist ein Wunder / daß die denn nicht dieselbigen Fische auch unterm Wasser so wohl fangen können / da sie doch immer bey ihnen seyn. Aber sie müssen auch auf die Art Hände haben / da sie mit zugreiffen können: Sonsten haben dennoch die Nereides und Tritones keine Hände / sondern nur an Stadt der Flügel Floß-Federn. Biß hieher jener d. l. dessen erstes auch anzeigt Pomarius in Colleg. Synopt. Phys. Disp. 10. Pos. 2. Hierauf folget ein anders[30] aus dem für nehmbsten Naturkündiger Johanne Sperlingio in Inst. Phys l. 1. qvæst. 4. p. m. 251. etc. Ob die See Nixen etc. Monstra seyn? Resp. Ich will allhier nicht durchhecheln / was ihme die Ungelahrten treumen lassen / sondern nur erzehlen / was bey den Gelahrten gefunden wird. Also spricht Plinius l. 9. c. 5. daß ein Triton in einer Höle gesungen habe: Item daß ein Nercis oder Nixe sey gesehen worden / die ein grämisches Geheule von sich gegeben hat / als wenn sie abfahren wolte. So soll auch von etlichen Patriciis ein Wassermann mit einer vollkommenen Menschlichen Gestalt seyn gesehen worden / der des Nachts in die Schiffe gestiegen / und solche habe unters Wassers hinunter ziehen wollen. Ferner schwatzet der Cardanus l. 10. p. 745. von dieser materi also: Der Triton ist unter allen Abendtheuren das verwunderlichste. Und Pausanias gedencket / daß in des Bacchi Götzen-Tempel bey denen Tanagreern, denen Völckern in Bæotien /von ihme ein solcher Triton seyn gesehen worden / und ein ander bey den Römern / dessen äusserliche Gestalt diese: Nemblich es haben die Tritones auff ihren Köpffen / solche Haare / die aussehen wie die Frösche in den Sümpffen / theils wegen der Farbe / theils weil sie auch keinen Unterscheid an sich haben: Der übrige Leib[31] endiget sich Schuppenweise / und hat eine solche Stärcke / als der Fisch Rhinas. Unter den Ohren haben sie Kiefen oder Fisch. Ohren / wie auch eine Menschen-Nase: Das Maul ist was breiter / darinnen sie wilder Thiere Zähne besitzen. Die Augen seynd dem Pausaniæ gantz blau vorgekommen. So haben sie auch Hände Finger und Nägel dran / alß die Schneckenhäuser. Unter dem Leibe haben sie einen Schwantzen stat der Füsse wie die Meer-Schweine. etc. Und Weinrichius, der sich in den Mißgeburthē am gelahrtesten erzeiget hat / solche durch zu grübeln / der spricht / und beweiset es mit vielen Historien / und sehr viel vornehmer auch gelahrter Leute Zeugnisse / daß warhafftig im Meere See-Menschen seyn. Vide de monst. c. 7. p. 60. Wir wollen nun drey Historien hervor ziehen. Gaza ein vornehmer Griechischer Redener / und wackerer Philosophus, hat unter andern Abentheuern im Meere eine Seenixe schwimmend gesehen / so recht gelebet und Athem geholet hat / dem äusserlichen Ansehen nach / recht wie ein Mensch gestalt / mit einem schönen Gesichte: Sonsten war der Leib mit lauter Schupen umbgeben gewesen / gantz biß zur / Scham hin / das übrige hat sich in eines Heuschreckens Schwantz geendet. Wie nun ein grosser Zulauff ward / dieses Ding zusehen / und[32] er auch selber nebenst andern / aus dem benachbarten Flecken / sich dahin begeben hatte / es mit seinen Augen zu betrachten: Da hat es die bittere Zähren geweinet / und Leid drüber getragen / daß es von den Leuten so umbgeben / und auffm truckenen Lande so verlassen gewesen. Hierüber hat sich der Gaza erbarmet / hat das Volck gebeten / daß es doch ein wenig abseits treten möchte; Wie solches geschehen / hat sich die Nixe mit ihren Armen und Schwantze / so viel ihr müglich gewesen / und sie außm Leibe hat gewinnen können / sich dermassen bewogen / daß sie von der Erden wieder ins Wasser gekommen: Und /wie sie sich drauf mit voller Macht ins Meer gestürtzet / ist sie ohne auffhören immer fort schimmend / in einem Augenblicke den Leuten aus den Augen gekommen. Und wie Trapezuntius einmahls nicht weit vom Ufer spatzieren gieng / da hat er ein schön gestaltes Mägdelein im Wasser stehen gesehen / biß an den Bauch / die gleichsamb für Muthwillen gespielet / im hervor und hinunter tauchen / biß sie sich endlich verlohren hat / als sie etliche Auffmercker beobachtet. Weiter soll auch in Epiro, bey einem Brunnenquell / drauß die Stadt-Leute häuffig Wasser holen / sich ein Meermann hervor gethan haben: Dieser / wenn er ein Weibesbild alleine gesehen / daß Wasser[33] schöpffen wollen / oder sonsten am Gestade des Meers spatziren gegangen / so hat er sich unvermerckt und gar leise außm Wasser hervor gemacht / hat sie rücklings beschlichen / unn zum Beyschlaffe mit unters Wassers hinunter geführet. Da haben die Einwohner der Stadt ein scharffes Verbot gemacht / daß nach dem kein Weib mehr zum Brunnen hinaus gehen solte / sie hette denn eine Männliche Convoy bey sich. Dieses und dergleichen vieles mehr lieset man in den Büchern: Wir vermercken dieses drauß / daß gutes und böses unter einander gemischet. Man streitet darümb / ob mehr und mehrerley Einwohner im Meere oder auf der Erden sey? Denn es hat das Meer nicht minder als die Erde ihre Beeren / Hunde / Wildeschweine / Hasen / Füchse / Wölffe / Esel / Pferde / Kälber und Löwen: Welches ich kein Mißgeburthen heissen kan / ob sie gleich von den irrdischen nicht wenig unterschieden seyn: Denn die Erde hat so wohl ihre eigene Bewohner als das Wasser: Und spriche Scalig. Exerc. 223. Sect. 1. recht; Man kan mit nichten den Elephanten / Crocodill / Krebs / Paradieß-Vogel / Fledermauß / etc. eine Mißgeburth heissen: Wiewohl die Thiere von den unsern nach ihrer äusserl. Gestalt sehr unterschieden seyn. Unterdessen seynd viel Ungeheure im Meere / unn deren etliche[34] so erschrecklich / daß sie mit ihrer Heßligkeit die irrdischen weit übertreffen: Welches man in gewissen Historiē in acht genommen hat. Sonsten was die Seemänner und Weiber belanget / und andere Nixen bey den Ufern der kleinen Flüsses solches seynd keine Natürliche Wercke / sondern Teuffelische Gespenste. Denn der Tausendkünstler / nach dem er allezeit einen Durst hat nach Menschliches Blut / stellet allezeit hinderlistige Netze auf: Welches der Außgang zum öfftern erwiesen hat / unn durch solche klägliche Fälle der gemeine Mann auch endlich ist witziger geworden. Bißhieher der Weltberühmte Physicus Sperlingius; Dessen letzte Wörter der gantze Zweg dieses unsers Capittels ist: Nemlich zuerweisen / daß des Theophrasti Paracelsi, Nymphæ, Undenæ, Vide Dannhauer: in refut: Præ-Adam: p. 7. Syrenes, Drames, Lorintes, Nesderi, vide D. Conring: in Hermet. Medic: cap. 23 p: 326. Oder Evestri, ibid. p. 220, nichtes seyn. Wie solches auch bezeuget Libavius lib. 6. Hexæm. p. m. 512. Wenn er spricht / daß sich niemand über die pisces biformes verwundern werde / wer da gläuben könne / daß Sirenes und Nereides seyn / Bischöffe / Mönche / unnd andere Meer-Menschen / welche richtig genug gefangen seynd. Ibid. pag. 315. Anno CHRISTI 1403. ist in[35] Holland in der See ein Meerweib bekommen / und nach Harlem geführet worden: Solche ist zwar lehrsam gewesen zu viel Menschlichen Verrichtungen / wie auch die Affen und Hunde: Aber was des Menschen rechte Eigenschafft ist / solches hat sie gleichwohl nicht fassen mögen: Denn sie hat niemahln geredet. Man führet sonsten eine Historien außm Vive an / von einem gefangenen Meermanne bey den Holländern / der 2. Jahr ist ernehret worden / und allgemählich zu reden soll angefangen haben: aber er ist mit Freuden wieder ins Meer gesprungen. Anno 1526. ist in Frießland ein ander Seemann gewesen / gantz rauch und mit einem langen Barte / der etliche Jahr sich bey ihnen auffgehalten / aber stumm geblieben ist. (Sonsten von denen Sirenibus kan Alciatus nachgeschlagen werden / Emblem. 115. p. m. 233. Weiter spricht auch Bavicellus in Hortul. gen. 9. 347. daß die Nereides und Sirener an vielen Orten im Meere seynd gefunden worden: Und daß solche durch ihren lieblichen Gesang / die Schifffahrenden an sich gelocket und übermeistert haben / davon er lib. 1. de hominis vitâ viel Dings geschwatzet: Welches allda kan nachgeschlagen werden. Hier ist es mir genug / daß ich allbereit Zeugnüsse auffgebracht habe / wie solche See-Nixen nichts anders / als des bösen Feindes[36] sein Gauckelwerck seyn / der die Leute auf vielerley Art und Weise beginnet zu fällen und zu berücken; Weil er aufs wenigste ihnen beybringen will / als auch anderswo / im Meere / in dem Gestirn etc. vernünfftige Creaturen Gottes wären / und alles sichtbare uns Menschen zu gute nicht allein sey geschaffen worden.

1. Zeilerus in Continuat. Itiner. Germ: cap. 7. fol. 95. Die Herren von Tättenbach führen in ihren Wapen ein Meerfräulein / oder Sirenem, gleich wie die vornehme Geschlechte in Franckreich von Lufignan, als Sainct Valier, Sainct Gelais, Rochefoucaud, Lanssac, und de la Lande, in ihren Wapn eine Nympham haben / die in etlichen umb den Kopff schön geputzt / in etlichen aber nackend / mit fliegenden Haaren / biß zu dem Nabel ist / also daß die andere Theil des Leibes in einem Badezuber verborgen zu seyn scheine / aus welchem ein wenig hinterwerts ein Schlangen-Schweiff / so dem Leibe angewachsen / hinaufgehet. Die Frantzosen wollen / es bedeute dieses Gemälde die bekante Nympham Melusinam, Graff Reymundo von Poictiers Gemahlin / von welcher obgedachte Frantzösische Geschlechte ihren Uhrsprung zu haben vermeynen. Es will gleichwol Limnæus de jure publicô lib: 6. c. 6. num: 94. Weil man aus Herodotô[37] habe / daß Hercules eine solche Nympham die ob dem Gürtel / wie eine Weibsperson außgesehen / darunter aber einen Schlangenschweiff gehabt / geschwängert / aus welcher 3. Kinder gebohren worden / von derem eine die Picti, und von denen Pictis die Pictones in Franckreich hergeführet werden / es vermuthlich sey / daß die Grafen von Poictiers (als die dieser Histori Glauben zugestellet /) damit sie die Gedächtniß ihres Geschlechts bey andern desto herrlicher macheten / dieses obbeschriebene Wapen zuführen angefangē. Er saget auch / daß das ansehnliche Geschlechte der Coliniorū in Italiâ ein Sirenen, Wassergöttin / oder Meerfräulein / auf ihrem Helm habe / so zum theil ein Fräulein / zum theil einen Fisch repræsentire.

2. Bartholinus centur. 2. Observ. Anatom. c. XI. p. 226. etc. Von der künstlichen Zerlegung eines See-Menschens. Von den Meerweiblein haben die alten in ihren Gedenckzeichen viel hinterlassen / daß zum Theil falsch / und zum Theil wahr ist. Ein Mährlein ist es / daß sie sollen wie Menschen geredt haben; Daß aber in der See Thiere mit Menschlichen Angesichtern gefunden werden / trage ich keinen Zweiffel. Ich will der alten Schrifften nicht zusammen suchen /welche häuffig von den Meer-Weiblein[38] handeln. Unter denen jüngerin haben von dieser materi Scaliger in l. 2. Hist. Anim. 1. 108. Rondelitius, Licetus de Spont. Viv. Ort. Marcus Marci de Ideis, und P. Boistuan Hist. Gall. Prod. T. 1. c. 18. hin und wieder geschrieben. Zu Enckhuysen in Holland sihet man das Bildniß eines Meerweibleins / das vor Zeiten durch die Gewalt des Wassers an das Ufer ist geworffen worden. Unser gemeiner Pöbel weiß zu erzehlen / daß auch in Dennemarck ein Meerweiblein sey gefangen worden / welches geredet / künfftige Dinge geweissaget / und genehet habe. Ein Jesuit / der nach Rom aus Indien zurücke kam / hat allda einen See-Menschen gesehen / der mit einem Bischoffs-Hut gezieret gewesen / und sein Gefängnüß in dem nechsten Winckel mit traurigem Antliß bejammerten / als er aber wiederumb in das Meer sey gelassen worden / scheinet es als ob er mit gebogenem Leibe denen die ihm guts gethan hatten / vor die wiedergebene Freyheit danckte / eher er sich ins Wasser tauchte / welches gedachter Jesuit dem alten Corvino offt zu erzehlen pflegte / wie mich sein Sohn zu Rom berichtet hat. Daß in dem Meer Fische gefunden werden / die in irgend einer Gestalt den Erd-Thieren gleich seyn / ist gewiß /[39] es ist darmnen der Fuchs / Wolff / Kalb / Hund / Roß / und dergleichen verhanden / warumb wollen wir denn den Meerwundern das Menschliche Bildniß versagen. Es sind ja traun auch auf der Erden die Affen / die zwar ohne Verstand / iedoch aber die äusserliche Gestalt des Menschens nebenst den Geberden haben. Wir rechnen aber alle solche Meerwunder unter das Geschlecht der Meer-Kälber. In diesen letzten hundert Jahre fiengen die Kauff-Leute der West-Indischen Gesellschafft nahe bey Brasilien einen See-Menschen /welchen zu Leyden P. Pavius in Gegenwart des in den Americanischen Sachen / und der Natur höchst erfahrnen Joh. de Laen, meines grossen Freundes / zergliederte. Das Haupt und die Brust biß an den Nabel hatte eine Menschliche Gestalt / von dem Nabel aber biß an die Füsse war es ein unförmig Stücke Fleisch / ohne Schwantz. Damit ich nicht dafür angesehen werde / als wolte ich den Leser betriegen / so habe ich in meiner Kunst Kammer so wohl eine Hand als auch Rippen / welche ich durch die Freundligkeit des erwehnten Herrn Laets besitze. Auff daß wir aber allem Zweifel ein Genügen thun / setzen wir hierbey beyder Bildnüß / nebenst der Abbildung so wohl des aufgerichteten / als auch schwimmenden Meer-Weibleins.[40] Die Hand hat fünff Finger / wie die unserige / auch so viel Eingleichungen / als die unserige / aber dieses sonderliches ist daran / daß alle Gebeine der Finger breiter sind und zusammen gedrücket / wie auch daß die Finger mit einem Häutlein gleich wie in den fliegenden Thieren / als da sind Gänse / Endten / und dergleichen / welche sich in den Wassern mit außgebreiteten Füssen fortschieben / an einander gefüget seyn. Die Spitze der beyden mitteln Finger ist breit / der eussersten aber scharff / die kleine und grosse Ellbogen-Röhren sind wegen der Bequemligkeit zum schwimmen sehr kurtz / und kaum 4. quer Finger lang. So ist auch die Achsel nicht weiter. Die Rippen sind ziemblich lang und dick / also daß sie die gemeinen Menschen-Rippen fast ein Drittheil übertreffen. Es werden aus den Rippen Kugelein gedrehet / welche ein gegenwertiges Mittel in den Schmertzen der Güldenen Adern sind / wie solches ewähnter Herr Laet selbst erfahren. So hat mich auch der Durchläuchtigste Ritter Cassianus à Puteo berichtet / daß die Corallen / welche aus denen nach Rom gebrachten Knochen solcher Meer-Kälber gedrehet seyn / wenn sie auff die Hand-Wurtzel geleget werden / das einseitige Hauptwehe nebenst dem Schwindel stillen / die da wieder[41] kommen / wenn man sie abnimt. Gedachter Ritter zeigte mir in seiner Kunstkammer das Bildnuß eines Meer-Weibleins / welches etliche wenig Jahr zuvor an das Maltesische Ufer war angetrieben. Ein Spanier erzehlte / daß in Indien Meerweiblein gefunden würden / die da weibliche Geburtsglieder haben / und den menschlichen also ähnlich sind daß die Fischer einen Eyd bey der Obrigkeit ablegen müssen / daß sie sich mit ihnen nicht vermischen wollen. Bernardinus Ginnarus l. 1. c. 9. de Indico Itinere, edit. Neap. 1641. berichtet / daß in den grossen Fluß Cuama, bey dem Africanischen Vorgebirge Capo di bouna Esperanza oder Caput bonæ Spei, genannt / Meerweiblein zu sehen sind / welche an dem halben Obertheil eine Menschliche Gestalt haben. Und zwar ist ihr Haupt rund / und siehet unmittelbahr auff dem Leibe / weil sie keinen Halß haben / ihre Ohren sind den unsrigen gantz gleich wie auch die Augen / Lippen und Zähne / ja wenn man ihre Brüste drücke / so lauffe bißweilen sehr weisse Milch herauß. Es sind diese Meer-Weiblein deß Ginnari von den Irrdischen Menschen unterschieden. 1. In der Nasen; dann wiewol sie beyde Nasenlöcher haben / ragen sie doch länger herfür. 2. In den Armen; welche[42] zwey Ellen lang sind / und keine Abtheilung deß Ellenbogen / der Hände und Geläncke haben / auch nur zum blossen wincken geschickt sind. 3. Unter dem Zwerchfell haben sie an statt der Füße zwey Fischeschwäntze / die in dem Wasser hin und her außgebreitet sind. Von diesen Fischen bezeuget P. Sacchias p. 2. lib. 4. n. 276. deß im Jahr 1560. in der See bey Insul Menaria 16. sind gefangen worden / nemblich 7. Männlein und 9. Fräulein. Der Jesuit P. Enricus Enrici, unnd der Leib-Artzt deß Vice Roy in Goa habe diese gar genau betrachtet / auch in acht genommen / daß die Krafft der Zähne und Knochen mit des Wasser Roßes übereinkommen. Erwehnter Ginarus l. 1. Tom. 1. c. 13. berichtet daß auch in dem Japponischen Meer ein Meerweib sey gefangen worden / aber sie habe keine Schupen / sondern weich und weiß Menschenfleisch gehabt / und als man sie auß dem Netz und Wasser gezogen / habe sie eine weinende und klägliche Stimme von ihr geben / wie das Frauenzimmer / worauff einer auß Mitleiden mit dem Degen sie durchstochen. Es ist von der Gestalt der Meerweiber bey den alten und jungen ein solcher Unterschied zu finden / daß es kein Wunder ist / daß es von vilen vor ein Mährlein gehaltē wird. Wir haben[43] die gesehenen Hände und ziehen solche Meer-Weiblein an / die warhafftig sind gesehen worden. So betriegen uns auch nicht die Hände und Rippen / derer warhafftiges und der Natur gleichförmiges Bildnüß wir für Augen gestellet.

3. Ein Meerweib / gantz nackend und stumm / als ein Fisch / ward gefangen in einem See in Holland / darein sie vermuthlich von einem Sturm geworffen worden / und ward gen Harlem gebracht im Jahr 1403. daselbst ist sie als eine Weibesperson bekleidet / und gewehnet worden / daß sie hat Brodt / Milch / und andere Speisen gessen. Sie lernet auch spinnen / und andere Hauß-Arbeit verrichten. Sie verehrete das Crucifix / machte alle Minen und Ceremonien nach /wie sie ihre Fraw es sahe machen / nach der Weise der Römischen Kirchen / sie blieb aber stumm ihre gantze Lebens-Zeit / welche ziemblich lang war. Ludovicus Guicciardinus in descript. Holland.

4. Ist hier sonderlich / ausführlich und etwas weitläufftig / theils in genere, theils in specie von etlichen andern besondern Historien / anzuhören nachfolgender Autor. HERMANNUS LIGNARIDUS IN OBLECTA: ACADEM. C. 40. p.m. 312. etc. Es vermeinen die meisten Leute / daß die Tritones und Nereides, von welchen zur[44] Gnüge hin und wieder gehöret und gelesen wird / ertichtete Sachen seyn. Dieses zwar gestehe ich / wenn sie von den Poeten in die Zahl der Götter und Göttinnen gezogen werden; Daß solches Heydnische Aberglauben und Tand sey: Unterdessen aber bekräfftige ich / daß sie Meerwunder seyn; Dannenhero die Gelegenheit zu fabulieren entstanden / in dem Fall / so ferne sie für Götter und Göttinnen außgeschryen werden: Weiter halte ich auch also / daß sie wahrhafftig seyn; Welches mit folgenden Zeugnüssen bewehret wird. Plinius lib. 32. c.m. Natural Hist. gedencket / daß die Tritones und Nereides richtige Meerthiere seyn: Uber diß bringt er auch noch folgendes lib. 9. c. 5. Wenn er saget: Ich habe es von etlichen führnehmen Rittern gehöret / daß sie hinter Spanien in der Saditanische See einen Wasser-Menschen gesehen / in einer Menschlichen Gestalt; Welcher zu Nächtlichen Zeiten auff die Schiffe gestiegen: Und sie an den Ort / da er gesessen dermassen belästiget; Daß wenn er ein wenig drinne verweilet / sie gar gar gesuncken seyn. Weiter berichtet am eben den vorigen Ort dieses der Plinius: Die Abgesandten von Lesbon haben dem Tiberio erzehlet / wie sie in einer Höle den / Tritonem, in seiner gewöhnlichen Gestalt / hätten auff einer Meerschnecken pfeiffen[45] gehört und gesehen. Hierher gehöret auch / was Alexander ab Alex. Gen. dier. lib. 3. c. 8. schwätzet. Aber / seyend seine Wörter / über diß alles / haben wir zu unsern Zeiten fast eben solches in Epiro erfahren: Welches traun ein merckliches Exempel ist / welches viele auffzuzeichnen / unnd den Nachkömlingen wissen zuthun für rahtsam angesehen haben. Es hatte ein Triton oder Meer-Mensch in Gewohnheit / wenn die Weiber aus dem Städtgen Wasser holeten aus einem gewissen Quellbrunnen; daß er geschwinde aus seiner Höle hervor gekommen / so ferne er eine etzle Fraw gesehen / listig und unvermerckt aus dem Wasser hervor gewischet und hinter sie rücklings hergeschlichen sey; mit Gewalt weggenommen / und nach dem Meere zu / bey sie zu schlaffen / mit sie hingeeylet sey / und unter das Wasser mit hingerissen habe. Wie dieses die Einwohner des Ortes kundig geworden seyn; Da haben sie mit Fleiß auf das Meerwunder Achtung gegeben / ihme Netze geleget / und endlich mit List bald drauf gefangen und im Banden bey sich behalten: Da es aber nichtes hat essen wollen; hat es ausserhalb den Wasser nicht länger zu leben vermocht; sondern ist endlich durch hermen verschmachtet. Bißhieher Alexander. Und damit noch ferner kein Anlaß zu zweiffeln gegeben werde;[46] So höre noch weiter / was eben von dieser Sache der Ludovicus Vives lib. 2. de veritate fidei saget: Es seynd auch / spricht er / Menschen im Meer / so wol als auff der Erden. Von solchen ist einer in Holland gefangen worden / welchen viel Leute gesehen haben. Sintemahl er über zwey Jahr stumm ist behalten geworden; da er endlich angefangen hat zu reden: Biß er zweymal von der Peste angefochten; Drauf man ihn wieder zum Meere gelassen / darinn er mit Freuden gesprungen. Bißher Vives. Weiter schreibet auch Mathæus Palmerius Florentinus, in seinen Jahr-Büchern / daß im siebenden Jahre des Bapstthums Pelagii, im Nilo allerhand Männliches und Weibliches Geschlechtes Creaturen gesehen worden; Welche biß an die Lenden Menschen-Gestalt gehabt. Solche / wie sie waren bey GOtt beschworen worden; haben sie sich von frühe an biß zu der neuden Stunde anschauen lassen. Aber damit du dich noch weniger wegen der Tritonen verwunderst; so solstu wissen / daß auch Mönche und Bischöffe im Meere seyn. Denn Gregorius Fabricius erzehlet beym Gesnero, daß im Belt oder Teutschen Meere / beym Städlein Elboa, welches vier Meil von Coppenhagen lieget / ein Fisch gefangen sey; Dessen Kopff / Hals / Schultern / Brust / Menschliche[47] Form gehabt. Der Kopff war beschoren / wie eines Mönchs-Häupt: Vom Halse hieng über die Schultern und Brust gleichsam eine Münchs Kapffe; Welche mit schwartzen und rothen Flecken bemahlet war. Die Kapffe endete sich mit einem breiten Saum / womit man sich gärten pfleget. An stat der Erme waren Floßfedern: Die Füsse bestunden aus eines Fisches Schwantze. Das gantze Monstrum belieff sich auf vier Ellen nach der Länge: Welches zum Könige ist gebracht worden und hernach gedorret / auch zur rarität und sonderlichen Wunderwerck verwahret behalten. Es ist aber gefangen worden Anno 1546. Was endlich den Wasser-Bischoff betrifft; So redet von ihm der Rondeletius also: Nunmehr wil ich noch von einem noch viel wunderlichen ungeheuer reden / welches ich bekommen habe vom Gisberto, einem Teutschen Medico, er aber vom Amsterdam im Schreiben zu lesen empfangen hat. Nemlich Anno 1531. ist dieses Meerwunder gesehen worden / in eines Bischoffs Gestalt / und zum Könige in Polen hingebracht worden; Welchem diß monstrum mit eigentlichen Zeichen so viel hat zu erkennen gegeben; Daß es trefflich gerne wieder ins Wasser wolte: Wie es denn auch geschehen / daß / als es hingeführet worden / sich in geschwinder Eil[48] hinein gestürtzet hat. Und ist also nunmehr im geringsten kein Zweiffel dran / daß es Tritones gebet. Ja es ist auch gewisse / daß Nereides vorhanden seyn. Denn Plinius saget hievon im vorher angezogenen Orte so viel: Es ist kein falscher Wahn / und bekriegliches Vorgeben /von den Nereidibus, welche einen rauchē Leib von Schuppen haben / auch am selben Orte / da sie der Menschen Gestalt ehnlich kommen: Denn man hat eines von diesen Meerwundern an eben denselbigen Ufer gesehē / da der Triton ist geschauet worden: Ja es habē auch die Beywohner von ferne eines ietzt sterbenden trauriges Geheule gehöret. Und noch ferner hat dem Käyser Augusto ein Frantzösischer Abgesandter zu seiner Zeit erzehlet / daß sich viel Nereides an des Meeres Rande hervor thäten: Bißhieher Plinius. Noch ferner bezeuget auch eben dieses Theodorus Gaza, ein grundgelahrter und Glaubwürdiger Mann / beym Alexandro ab Alex. Nemlich es spricht der Alexander, an einem Orte dieses Theodorus Gaza, ein berühmter Redner / und statlicher Philosophus, schwatzete außführlich unn gar schön einmals beym Joviano Pontano, zu welchen er offte kam / wie er denn auch viele von den unsrigen zuzusprechen pflagt; Daß / wie er sich in Peloponneso auffgehalten / unnd zu einer Zeit ein greuliches Ungewitter auff den Meere entstanden / die Wellen etliche[49] Meereswunder ans Ufer geschlagen hätten; Und er unter andern eine Nereidem vermercket; Welche am Rande vom Wasser verlassen / allda auf den Sande gelebet und verpaustet hätte. Das Gesichte wäre einer Menschlichen Gestalt verwandt gewesen / am welchen das Antlitz gar schön und wacker gelassen: Im übrigen solle es am Leibe / biß zur Scham hinunter / rauch von Schuppen gewesen seyn; Nach diesen habe sich das folgende Theil in eines Heuschrecken Schwantz geendet. Wie aber endlich und schleunig viel Leute hinzugekommen / und ein grosser Zulauff geworden / Theils aus der Nähe / aus den Städten und Flecken / Theils aus der Ferne / und dieses Wunder in starcker Menge ümbgeben; Da soll man es am Ufer gar traurig und verzagt verspüret haben / und häuffige Seuffzer von sich ergehen lassen: Bald soll es auch schmertzlich geweinet und viel Thränen haben fliessen lassen; Wie es inne geworden / daß so biel Leute rings ümbher gestanden / und es aus dem Sande nicht vermochte zu kommen. Drüber soll er / der Gaza, aus Barmhertzigkeit seyn bewogen worden / wie er denn weichmüthig und mitleidig von Natur gewesen; Und dem Volcke aus dem Wege etwas zu weichen / oder abseits zugehen befohlen haben: Drauf das Meerwunder[50] selbsten mit seinem Ermen und Schwantze / mit aller Macht gereget / und allgemählich zum Wasser gekrochen: Darinn es mit voller Macht sich hinein geschwungen / und im Augenblicke verschwunden ist.

Noch ferner schreibet auch der Scaliger in Exercitat: ad Cardanum: Daß er zu Parma eine Nereidem mit Augen gesehen; Welche nach der Grösse einen Zweyjährigen Kinde gegleichet. Exerc. 226.

Eines muß ich allhier noch hinzu thun: Daß die jenigen weidlich irren / welche die Nereides und Sirenes für eines halten. Denn es sind die Sirenes, von welchen alles Fabelwerck ist / was man schwatzet / keine Fische, sondern Vögel / welche auch Acheloides benahmet werden / und von welchen Ovidius dieses singet: Vobis Acheloides unde

Pluma pedesq; avium; cum virginis ora geratis?

Welche in diesen Wahn begriffen seyn / die sind ungefer dadurch verführet / daß sie Meerwunder genennet werden. Denn also redet vollends Ovidius von sie:


Monstra maris Sirenes erant, quæ voce canorâ,

Qvaslibet admissas detineuere rates.[51]


Aber / ist denn nu auch flugs alles ein Fisch was ein Meerwunder ist? Denn es können auch die jenigen maris monstra heissen / welche auf den Klippen wohnen und Inseln wohnen: Oder / welches allhir der Wahrheit ähnlicher / welches auf den Meere einher schwimmet; Ungeachtet / daß es Vogel seyn; Wie denn von den Plattfüssigten Wasser-Vögeln es die Richtigkeit hat. So weit der Lignardius. Zu solchen gehöret nunmehr auch der Autor Admirandorum Sinæ & Europæ cap. 41. p. 1202 etc. Die Harpyas überlassen wir den Poeten; Aber die Sirenes müssen wir allhier ein wenig erwegen: Es hat das Ansehen / als wenn sie moraliter jenes Theil der Welt-Weißheit bedeuten / welche mit der Contemplation der Sachen zu thun hat; Und so wol anderer als der Natürlichen Dinge: Item welche auch mit der Mathesi und Historie ümmegehet: Aber ohne Verrichtungen verbleibet. Derentwegen singen sie auch beym Homero, daß sie alles wissen / theils die Geschlechte von dem Trojanischen Kriege / theils was sich sonsten auf der Erde zuträget: Item / wer höret / daß solcher erfreuet nach geschöpffeter Wollust / und weise nach empfangener Gelahrtheit werde. Ob nun wohl dieses Theil der Philosophi viele ergetzliche und erbauliche Sachen hat; also daß es kaum einen von sich lässet / oder zu nothwendigen Verrichtungen und Emptern[52] verschicket / oder zum Haußwesen und Regimentern zu schreiten vergönnet; (daher auch Ulysses gebunden fürgegeben wird als einer der zu allen Geschöfften verstricket ist:) So soll doch eigentlich kein Philosophus, welcher durch den Ulyssem zu verstehen gegeben wird / sich gar zu sehr in diesen Studiis verweilen; sondern vergnüget seyn / wenn er ein wenig von dieser Wollust gekostet / unn solcher Sachen nunmehr nicht allerdings unbewust ist / welche die Nutzbarkeit des Menschen zu befördern und klüglich zuregieren nöthig seyn. Ist er solcher wol inne geworden; So soll er nicht weiter verharren / sondern die Banden zureissen / welche ihn zu practiciren verbieten wollen: Damit er nicht alleine ihme wol fürstehe; sondern auch abder zu Diensten leben könne: Und also ein vollkömmlicher Philosophus sey in beyden Theilen. Es finden sich noch andere welche vermeinē / daß es hole Löcher gegebē habe / auß welchen ein stetiger Spiritus ergangen / welche durch die pfeiffen unn Röhre / so die Beiwohner dahin gestecket einē süssen Schall ergehē habe lassen: Also daß die vorüber Reisenden dadurch weren hingelocket / und gleichsam erstarrēde zu einer Verwunderung gebracht worden. Unn traun so ist dieses Ding nicht gantz ungereimt / das es nicht an vielē Orten einē süssen Schall von Natur gebe; Nicht allein aus[53] holen unterirdischen Löchern / die oben einen engen Schlund haben; sondern auch aus den Ufern / die nur ein wenig hohl seyn: Welche ein liebliches Geräusche machen / wenn die Wellen auf Unterschiedligkeit hinnan schlagen. Der Athenæus führet diese Wörter / die er von einen Koche genommen / welcher schertzhafftig die Sirenische Fabel folgender massen appliciret: So ich einmal meine Küche recht anrichten werde; so soltu sehen / daß es sich eben so damit verhalten wird / wie mit denen Sirenen vor alten Zeiten. Nemblich es wird niemand / für die Süssigkeit durch den nechsten Weg ungeirret vorbey gehen können: Sondern ein ieder wird allhier für der Thür wie ein Maulaffe stehen müssen; Biß ein ander komme / und nachdeme er seine Nase zugehalten den Narren hinweg zerre.

Daß man aber dichtet es sollen der Syrenen drey gewesen seyn; Daß ist darümb geschehen / weil die Menschen auf dreyerley Art und Weise zu den Venerischen Lüsten (denn es sollen die Syrenen auch Sinngerinnen und leichtfertige Metzen gewesen seyn /) veranlasset werden; Nemmlich durch den Gesange / durch das anstehen / und durch das ümbgehen oder familiaritæt; Welche die letzte Linie zu lieben beym Terentio heisset. Eben diese dreyfache Zahl kan auch wol[54] folgendes bedeuten; Nemblich die Welt / das Fleisch / und den abgesagten Feind des Menschlichen Geschlechtes; Deren Gesang seynd die heimlichen Einblasungen; die Werckzeuge seynd gegenwertige Wollüste / Reichthumb und Ehre. Doch gnnug von den Sirenibus. Jetzund wolen wir noch weiter von den Meer-Menschen schwatzen; Nach Veranleitung eben des vorigen Autoris Admirandorum etc. p. 1219. Es erzehlet der Vives daß zu seiner Zeit bey den Holländern ein Meer-Mann von sehr vielen Leuten sey geschauet worden / und nach dem er über zwey Jahr stumm gewesen; Soll er endlich angefangen haben zu schwatzen / und allgemählich reden zu lernen: Aber hernach mit Lust wiederumb ins Meer gesprungen seyn: Welcher vielleichte von dem Geschlechte gewesen; Davon Alexander ab Alex. in Genial. lib. solches redet: Nemblich man habe in Sicilien einen Menschen gefunden / welcher von seiner Kindheit an sich immer zum schwimmen gewehnet / und Tag und Nacht sich auff den Wässern mit grosser Begierde aufgehalten haben: Also / daß wenn ein Tag vorbey gegangen / da er sich nicht in schwimmen geübet / der sich wie eine Gantz erzeiget; Er sich sehr betrübet und ängstlich geberdet habe; Dannenhero sie ihme eines Fisches Name gegeben / und Calanus[55] genannt haben. Weiter soll er durch solche seine tägliche Ubung eine so grosse Stärcke und Vollmächtigkeit erlanget haben; Daß er bey 50. und drüber Stadia, im stetigen schwimmen / ohne Außruhung verrichtet / unn gantz Tage unn Nächte im Meere zugebracht / ungeachtet / daß es bißweilen grosse Wellen gehabt. Er schwamm zum öfftern nach den Schiffen hin / und nachdem er sich lustig drinnen erzeiget / und wacker geschmauset gehabt; Ist er abermahl in das Meer gesprungen. Endlich soll es sich zugetragen haben / daß der König Alphonsus den Untertauchern (Urinatoribus) einen güldenen Pocal auffgesetzt / drümb zu spielen / wer ihn gewinnen würde: Hierüber soll der unglückhaffte Calanus sich in die Tieffe des Meers gestürtzet haben; Verhoffende sein bestes zu prüfen / und das Kleinod darvon zu bringen. Aber er ist weiter nicht gesehen worden / noch aus dem Meere wieder gekehrt; Indem er vielleichte unten im Meer in einer Strudel oder tieffe Höle gerathen / oder sonsten durch ein oder Ungemach kan ümbgekommen seyn.

Wie Eugenius IV. Pontifex. gelebet / da soll bey der Stadt Sibicinum in der Wallachey ein See Mensch seyn gefangen worden / welcher /[56] in dem er einen Knaben mit sich nach dem Meer hinschleppete / drüber von den hinzu lauffenden Leuten / die es wahrgenommen / mit Steinen geschmissen und mit Knütteln ist wund gemachet worden; Da sie ihn weiter zurücke ans Land gezogen / und man Augenscheinlich gesehen hat / daß er schier eine gäntzliche Menschen-Gestalt gehabt; Ohne daß die Haut nur einem Ahle ähnlicher gewesen: Ferner hatte er auch auf dem Häupte zwey kleine Hörnerichen; die Hände besassen nur zweene Finger / und die Füsse endigten sich in ein paar Schwäntze / von welchen / biß zu den Armen hinnauf / die Fittigen / wie an den Fledermäusen / sich ielänger ieweiter verkleinerten. Fulgosus. In Egypten soll auch an den Fluß Nilo, der Hauptmann Menas, wie er mit seinem Volcke an einem Orte / Delta genannt vorbey gemarchiret / und numehr der Tag angebrochen / etliche Thiere in Menschen-Gestalt mitten auff den Flusse gesehen haben; Nemlich für allen einen Mann und eine Frau. Der Mann soll eine grosse Brust gehabt haben / ein greuliches Angesicht / rechte Haupt-Haare besessen han / unnd biß an die Lenden nackicht gewesen seyn. Das Weib soll grosse Brüste gehabt han mit einem rechten Weiblichen[57] Antlitze / und sehr langen Haaren: Da sie also biß an die neunde Stunde von allen Volcke sind betrachtet worden. Drauff soll der Menas diese Geschichte dem Käyser Mauritio zugeschrieben haben; Wie Theophilus Isaurus ein Abt von selbiger Zeit wiewol er etliche hundert Jahr hernach gelebet hat / in seiner Chronologia verzeichnet verlassen; Nach Verdolmetschung des Anastasii eines Römischen Bibliothecarii, im Jahre Christi 592.

Anno Christi 1403. ist in einer Holländischen See ein Meer-Weib gefangen worden / nachdeme sie dahin auß dem Meere geworffen ist gewesen. Drauff hat man sie in die Stadt Harlem gebracht / und nach deme sie nacklicht gewesen / hat sie sich kleiden lassen / hat Brodt / Milch und andere Kost gegessen: Sie hat spinnen gelernet / und viel andere Weibliche Sachen mehr gefasset: Sie hat auch aus Andacht bey dem Namen Christi die Knie gebeuget / und ist aller Sachen kundig geworden / die man ihr befohlen gehabt: Doch hat sie nicht können reden lernen / ob sie gleich viel Jahre allda gelebet.

Anno Christi 1526. ist in Frießland ein Mann gefangen worden / mit langen Haupt-Haaren und grosen Barte; Welcher sonsten voller Sauborsten gewesen: Hat wenig Jahre gelebet / ist[58] stumm geblieben und endlich an der Peste gestorben.

Anno 1531. soll auff dem Balthischen Meere / bey Elepochum, einer Norwegischen Stadt ein Seemann gefangen worden / welcher einem Bischoffe gäntzlich mit seinem Habite nachgekommen. Ist dem Könige in Polen Sigismundo verehret worden / und hat nur drey Tage gelebet: Von welchem Gilbertus, Horstius, und Carnelius Amsterlodamus nach Rom geschrieben haben. Von diesen Tritonibus schreibet derDamianus Goes in Beschreibung von Lisbon viel / und nicht weit vom Promontorio Lunæ der Ferdinandus Alvarus, Domus Indicæ Scriba, daß ein Meerknabe sey gesehen worden / welcher ans Ufer getreten / der Fischer ihre Fische gestohlen und sie roh hinnein gefressen habe. Weil aber ein solches Ding in gantz Spanien ohne das sonsten bekandt gewesen / und vor diesen auf denselbigen Meere viel Sirenes und Tritones seyn gesehen worden; So hat mans für gewiß geglaubet. Denn man söll in den alten Archivis oder Registern des Portugesischen Reiches befinden / daß / wie der König und Großmeister S. Jacob miteinander gestritten haben / wegen Besitzung der Meerwunder; Der Streit also geschlichtet sey / daß nur dem Könige der Zoll von[59] den Sirenen und andern grossen Seefischen /welche an den Ufern deß Großmeisters gefangen würden / zugehörig sey. Doch ließ hievon ein mehrers beym Damiano, und Georgio Bruno in Harlemo. Hieher gehöret auch / was Johannes Henricus Ursinus Spirensis in seiner Acera Philologica lib. 2. §. 243. p.m. 211. saget. Es sind in Norwegischen Meere / entweder Fische oder sonsten Monstra, in Menschliche Gestalt / mit einer Münchs-Kutten bedecket. Wenn von solchen die Schifffahrenden eines fangen; So erstarren sie / und können die Hönde nicht außstrecken / die Ruder zu handhaben oder die Segel zu spannen. Darauff sollen die andre dieser Gattungen im Meere ümb das Schiff oder Fischerkahn Hauffen- weise schwimmen und brummen: Und so das gefangene Meerwunder nicht wieder loßgegeben wird; So soll allen im Schiffe die äusserste Noth bevorstehen. Olaus Magnus lib. 21. c. 1. Was der Teuffel nicht kan verrichten / daß läst er durch einen Mönch oder altes Weib ins Werck setzen. Hieher gehöret auch ebē dieser Ursinus lib. 3. dict. l. §. 3. p. 239. Refert Libavius de Univers Rer. & attestantur alii Anno 1409. inquodam Hollandiæ lacu captam Nereida, sive Marinam mulierem, Harlemi diu vixisse, docilemqve se præbuisse ad [60] multa, sed sermonis incapacem: & Anno 1526. in Frisiâ Pelagium ejusmodi hominem barbatum ac pilosum aliquot vixisse annis, sed mutum. Homines non ex aspectu, sed oratione & ratione censendi sunt. Adde eundem lib. 2 §. 296. p. 235. Reperiri Sirenes, visaq; in Novo orbe testantur Majolus Colloq IX. & Joh. Ludvvicus Gothfried. in Hisp. Antipod. Dum vivunt canunt, morituræ tristes conticescunt. At contrà


Cantator Cygnus funeris ipse sui


Ita pii la ti discedunt γεγηθότες, ὅτι μέλλουσι πιρὰ τὸν θεόν ωπὶος ουπιρεισὶ θερώποντες ut de Cygnis dixit Plato in Phædone. In Musicis certaminibus præmium esse Sirenum alam scribit Julianus ad Jamblichum. Voluptas ea mentis est, quam celetrimam dixit esse Thales apud Laert. Unde pennato curui comparatur Hierocles in Pythag. Aur. carm. Idem p. 386. §. 21. libri. V. SIRENUM CONCENTUS. Proverbium est, de svavi & jucundâ voce. Sic de adultera quâdam Petronius: Tanta gratia conciliabat vocem loquentis, tam dulcis sonus pertentatum mulcebat aera, ut putares inter auras canere SIRENUM Concordiam in Satyr. Fingebantur autem illæ cecinisse, ut est in veteri Epigrammate de cantu SIRENUM:[61]


Quod tuba, quod litui, quod cornua rauca queruntur,

Quodq; foraminibus tibia mille sonat:

Quodq; leves calami quod svavis cantar aëdon,

Quod Lyra, quod Cithara, quod moribundus olor.


Nempe, canere potest voluptas, quod cujusq; auribus placeat. Ubi autem Timor Dei non cohibet hominem & in officio continent, ibi cum peccato Diabolus tripudiat & choreas ducit, ut ait Gregorius Nissenus de Resurr. CHristi orat. 3.

5. Matth. Hammer in Viridar. Histor. p.m. 358. 359. Von der Veneris Liebe / weiß heutiges Tages die ungezogene Jugend / und die unkeusche Hertzen / viel zu sagen: Man soll aber wissen / daß der Venus-Berg nicht herkomme von der Göttin Venere, auch hat solchen Cupido, das Wald-Schälcklein / nicht erfunden; Sondern es hat auff einem hohen Berge eine Wasser-Frau gewohnet / so eine Königin derselben Revier gewesen / und weiln der Berg hohl / sind viel Zwerglein oder Pygmæi dahin kommen / mit ihr Freundschafft zu halten / und weiln dieselbige Königin gelebet / hat niemand solch Schluffloch[62] erfahren. Nach ihrem Tode aber sind es die andern Zwerge gar inne worden / den Berg darauf den Venus-Berg oder Liebes-Berg genennet und geheissen. Wer aber mehrers wissen will hiervon / was der Wasserfrauen / ihr Thun und Wesen gewesen sey / der lese Theophrasti, von diesem und andern mehr / seine Schrifften. Er sagt / daß eine Wasser-Frau in ihrer Größe und Stärcke bleibe / wie sie gebohren werde / biß ihre Zeit vorüber / daß sie wieder abgehet / und stirbet.

6. Zeilerus in Tom. 2. Epist. 533. p.m. 795. in den Eschweger / oder Bielsteiner Ampt / liegt an den Meißner-Berge / ein grosser Pfurl / oder See / welcher mehrentheils trübe ist / wird Frauen Höllenbad genennet / weil der alten Bericht nach / ein Gespenst / in Gestalt eines Weibesbild / in der Mittags-Stunde / sich darinnen baden sehen habe lassen / und hernach wieder verschwunden seyn solle / auch / ausser deme /viel Gespänste / an diesem Berge / umb die Morasse / deren es da herümb / und auff dem Berge / viel hat / sich vernehmen haben lasse / auch zuweilen die Reisende / oder Jäger / verführet / oder beschädiget haben sollen.

7. Hierzu gehöret nunmehr auch Zeilerus [63] Tom. 2. Epist. 553. p. 876. etc. Worauff denn dem Herrn ich nicht verhalten solle / daß nicht allein Theophrastus Paracelsus, sondern auch gedachter Kornmann / fürgeben / es seyen viererley Arten der Geist-Menschen / nemlich Nymphæ, oder Wasserleute Pygmæi oder Bergleute / Sylvestres, Sylphen / und Lufftleute / und denn die Vulcani, Salamander und Feuerleute / welche in allen vier Elementen / von GOtt / nach dem Adam / mit Blut / Fleisch und Bein / seyen erschaffen worden / und daß sie gebähren / auch reden / essen / trincken / und wandeln; Aber wie das Viehe vergehen; Und ihnen weder Wasser noch Feuer schaden sollen; Die auch nicht versperret werden können / und eine vernünfftige Seele bekommen / wenn sie mit einen Menschen verheyrathet werden: Und was dergleichen seltzame Dinge mehr seyn. Und hieher wird auch die berühmte Melusina, Graff Raymunds von Poictiers in Franckreich Gemahlin / gerechnet / deren Thurn (so nahend dem Schloß zu Lusignan, und in solchen ihr Brunn / davon die Poeten so viel Gedichts gemacht / gelegen gewesen) im Jahr 1575. auff anhalten der Land-Stände in Poicton, zusamme selbigen herrlichen / festen und schönen Schlosse / dessen Thurns man doch / wie die meisten dafür hielten / der Gedächtniß halber /[64] hätte verdonen sollen / zerstöret worden ist; Wie hiervon bey dem Thou, im 59. Buch seiner Historien / und Johann von Serres / in dem Leben König Heinrichs des dritten / zu lesen. Das hochberühmte Fürstliche Geschlechte von Lusignan, welches so viel Könige und Fürsten der Christenheit gegeben / die auch zu Jerusalem und Cypern regieret / hatte daher seinen Namen. Und will man noch die Frantzösische Geschlecht / von Lusignan Sainct Valoir, Sainct Gelais, Rochefoucaud, Lanssac, und de la Lande, von dem befügten Raymundo, und der Melusina, Königs Helmæ in Albaniâ, und der Nymphe Persinæ, Tochter (welchen gedachten Graffen zehen Söhne gebohren haben solle / Vid. Limnæus de Jure publ. lu. c. 6. n. 94.) herführen; Als die eine solche Nympham, oder Wasserfräulein / fast wie die Herren Grafen von Tättenpach / in ihrem alten Wapen / auff dem Helm ein Weiblein / so unten her ein Fisch / führen; Ausser daß die in Frankreich einen Schlangenschweiff haben. Es wird aber von den Gelehrten dafür gehalten / daß die besagte Melusina entweder selbst ein Teuffel / oder die ihrigen gestohlene Kinder gewesen. Denn der Teuffel / durch GOttes Verhangnüß / die Kinder / sonderlich in den sechs Wochen / oder in der Kindbett /[65] und wenn man etwan dieselbe ins Teuffels Namen / oder mit andern schrecklichen fluchen / schweiget / niederleget und auffhebet / wohl stehlen und andere unterlegen kan; Die man daher Wechselkinder / Kielkröpffe / und Wechselbälge nennet / die nur fressen / und saugen / auch mit schreyen und anderer Unflaterey / Unruhe machen; Wiewohl sie nicht über 18. oder 19. Jahr alt werden sollen. Es hat neulich ein gelehrter Mann / nemblich Herr Abraham Seydel / einen Bericht von den Geistern / zu Erffurt drucken lassen; Darinnen er unter andern saget / daß die Hauß- und Lufft-Geister / oder Spiritus familiares, nichts anders / als die Teuffel selbsten / und daher zu fliehen / und meiden seyen: Wiewol sich theils ihrer zur Gemüth-Luft / als wie Socrates, Cornelius Agripp: M. Joël Pinnovius; Zur Leibs-Lust / als wie Apollonius, Johann Faust; Nichtiger Welt-Lust / hoher Ehr / Reichthumm / etc. als wie gedachter Theophrastus Paracelsus, gebraucht haben sollen; Dergleichen Leute aber / neben deme sie sich schwerlich an GOtt versündigen; Von dem Teuffel geäffet werden / und gemeiniglich auff die letzte einen bösen Lohn von ihm bekommen. Und ist alles nur eine Verblendung / was man in einem Glaß / Spiegel / Stein / oder Crystallen / siehet / als ob ein solcher Geist[66] darinn eingeschlossen wäre. Und seynd des Apollinis Oracula oder Bericht /zu Delphis, des Teuffels Antwort gewesen. Zwar wissen die Geister der Lufft viel Dinge / sonderlich vergangene / aber die zukünfftige seynd ihnen vielmahls verborgen; Und was die Göttliche Allmacht betrifft / davon ist ihnen nichts wissend. So giebt man wegen ihrer Stärcke und verrichteten gleichmässigen Wercken zu / daß die Bock und Mantelfahrt / kein Gedicht / oder blosse Einbildung / wie etliche vermeynen; Sondern daß den Teuffeln / die Bocks- und anderer Thiere und Dinge Gestalt / die Menschen leibhafftig hin und wieder zu führen / wohl müglich seye. Wenn aber die Geister mit Leibern sich stellen / so ist solches nur ein Betrug und Vereinigung / oder Annehmung eines andern Leibes; Oder sie können aus den Elementen eine solche äusserliche Gestalt zusammen bringen / welche sie doch nicht lange an sich behalten / sondern zeitlich wieder von sich legen. Denn keinem Geist ein Leib / Fleisch / und Blut und auch nicht die Niessung der Speiß / durch ihre Geistische und feurige Natur / geschwinde verzehret worden. Aber auf die obgedachte vielerley Art der erdichten Geist-Menschen (denn Kormann / in seinen Venus-Berge / einen Unterscheid unter den Geistern / und Geistmenschen;[67] Wie nechst gedacht / machet /) absonderlich zukommen; So seyn die Nymphen / Wassergeister / oder Wassernixen / nichts anders / als der Teuffel selbst. Und ob man wohl unterschiedliche Exempel von Wasserleuten lieset / Vid. Scaliger. Exerc. 226. Sect. 12. Petrejus in Chron. Moscovv. p. 88. So seynd doch solche entweder gantz Natürliche / als sonderbahre Fisch im Meer / so einem Menschen gantz ähnlich sehen / Köpffe / Augen / Nasen / Mund / Hände / Füße / und alle Glider / wie ein Mensch / haben / aber ohne Stimm / Vernunfft / Rede / unnd Verstand seyn; (zu Torr, einen kleinen Meerhafen / deß rothen Meers / und Flecken / ist eine Sirene gefangen worden / davon sie die Haut Anno 1505. gehabt. Hatte Kopff / Arm / Bruste / etc. Aber unten hinauß war es ein Fisch. S. Chr. Fürer in seiner Reisebeschreibung / p. 122.) oder sonderliche / und verwunderliche / und rechte / natürliche Menschen; Welche (wie man dafür helt) von Jugend auff sich zum schwimmen begeben / und also deß Wassers gewohnt / daß sie auß deßelben nicht wohl leben können: Wie es aber damit zugehe / das weiset Iul. Cæsar Scaliger Exerc. 262. Und diese seynd nicht unter die oberwähnte erdichtete Nymphen zuzehlen.

7. Es erzehlte mir vor wenig Jahren eine[68] Salfeldische Fraue / wie daß sie vor 40. Jahren bey Salfeld in einer Pfarr in Gegenwart deß Priesters von einer alten Wehemuetter gehöret, daß ihrer / auch alten Wehefrauen / Mutter widerfahren soll seyn / (es war aber diese Kinderfrau sambt ihrer Mutter vom Dorffe Breulip / eine halbe Meile von Salfeld gelegen / gewesen:) wie sie deß Nachts were geruffen worden / daß sie sich anziehen solte / und mitkommen müste zur kreisenden Frauen: drauff sie sich angezogen und im finstern herunter gegangen; da sie einen Mann angetroffen / zu dem sie gesaget / er solte warten / sie wolte eine Leuchte nehmen und mitgehen. Er aber hatte immer geeilet unnd gesprochen / sie solte nur mitgehen / er wolte ihr den Weg schon zeigen / sie wolten nicht irren. Unnd hiemit soll er ihr die Augen zugebungen haben / daß sie erschrocken / und drüber schreyen wollen: Aber der Mann soll immer gesaget haben; Sie solle sich nicht fürchten / denn es solle ihr kein Leid wiederfahren; Sondern sie solle nur Getrost mitgehen. Und so war er mit sie fort gespatzieret; Drauff sie vermercket daß er mit einer Ruthen ins Wasser geschlagen / unnd sie immer tieffer hinunter gegangen sey / biß sie in eine Stube gekommen. Drinnen niemand mehr als die Schwangere[69] gewesen. Der Gefehrte aber hatte ihr das Band daselbst hinweg gethan / sie fürs Bette geführet / und seiner Frauen anbefohlen gehabt: Und hernach war er hinaus gegangen. Wie er nun weg gewesen / da hatte sie das Kindlein helffen zur Welt befodern / die Kinderbetterin ins Bette gebracht / das Kindlein gebadet / und alle nothwendige Sache darbey verrichtet. Drauf die Wöchnerinne aus heimlicher Dankbarkeit / Warnungsweise zur Wehemutter gesprochen: Ich bin auch so wohl als ihr / ein Christen-Mensch / unn bin weggeführet worden von einem Wassermanne / der mich außgetauschet hat. Er frisset mir am dritten Tage alle meine Kinder: Kommet nur am dritten Tage zu eurem Teich; Da werdet ihr sehen / wie das Wasser werde in Blut verwandelt seyn: (Doch war die Wehemutter nicht hin kommen für Furcht / solchen Teich nach diesem deßwegen zu beschauen:) Wenn mein Mann ietzt wird herein kommen / und euch Geld bieten etc. so nehmet jo nicht mehr Geld von ihme / als ihr sonsten zu kriegen pfleget: Im übrigen drehet er euch sonst den hals ümb: Nemet euch wohl in acht. Und hiemit war der Mann / der gar böse und zornig außgesehen / hinein kommen / hatte sich rumb gesehen / und befunden / daß es alles hübsch war abgelauffen: Drumm[70] er die Wehemutter gelobet / und einen grossen Hauffen Geld auf den Tisch geworffen / sprechende; Davon solle sie so viel nehmen als sie wolte. Sie aber war gescheuet gewesen / und hatte etliche mahl geantworttet; Sie begehrte von ihme nichts mehr als von andern / (welches denn ein geringes Geld gewesen.) Wenn er ihr so viel gebe / so hette sie gar gnug dran: Oder wolte er nicht / so begehre sie auch gar nichts von ihme: Er möchte sie nur wieder nach Hause bringen. Drauff er angehaben: Das heist dich GOtt sprechen: Und hiemit hatte er ihr so viel Geld zugezehlet / und hatte sie drauf nach Hause begleitet. Weiter gedachte auch voriges Weib; Daß es sich zu Salfeld vor diesem offte begeben / daß Nixfrauen aus den Teichen in die Stadt gekommen / und in den Fleischbäncken Fleisch gekauffet haben: Da man sie denn nur alleine an ihren grossen und greßlichen Augen / wie auch an den trieffendenden Schweiffe der Röcke unten hat erkennen mögen. Solche Weiber aber und Leute sollen vertauschte Kinder seyn / welche von unserer Welt denen Wöchnerinnen geraubet; Und davor die rechten Wassernixe andere Kinder hingeleget haben. Solches habe ich auch öffters zu Halle gehöret / als da vor einem Thore ein rund Wasser ist / der Nix-Teich genannt /[71] da sollen auch die Wasserleute und sonderlich Weiber; vor diesen herauß gekommen seyn / und in der Stadt zu Notthurffe allerhand Wahren eingekauffet haben: Die man ebenmässig an den nassen Kleidersaumen erkennen können. Ein wunderliches: Sollen sie dem im übrigen eben einerley Kleider tragen / einerley Sprache haben / auch solches Geld besitzen / etc. im Wasser / als wir hie auff Erden? Das kömbt gar schneckisch herauß. Solte ihnen die Natur in ihrem Element nicht sattsame Vergnügung leisten können / daß sie sich noch allerhand Sachen bey uns erholen müsten? Doch machen wir es doch nicht besser / wenn wier nach den Poeten / ad inferos descendiren / und more Parricidarum, unser aller Mutter die viscera aus dem Leibe schneiden: Dem Neptuno in sein Gehege fallen / und auch der Lufft nicht minder einbaß thun. Doch hat solches es der liebe GOtt uns Menschenkindern übergeben.

7. Michael Pabst. part. 1. Wunderbuches p. 33. etc. Anno 1523. den 3. Weinmonat / hat man zu Rom in der Schifflendung ein Meerwunder gesehen / war ein Fräulein / hatte Haar auf dem Kopffe / wie Stacheln oder Borsten von einem Igel / mit dem Angesichte sahe es mehr einem Affen / als einem Menschen gleich / hatte Ohren wie ein Hund / sonsten war es am Leibe fein glatt /[72] hatte schöne weisse rundte Brüste / einen weissen wolformirten Bauch / mit einem gelbigten krausen Weibischen Zeichen gezieret.

Anno Christi 1584. hat Philippus / Ertzhertzog in Oesterreich / eine todte Spernen oder Meerfräulein /zum Spectackel mit sich gen Genua gebracht / deßgleichen auch zweene lebendige Satyros deren einer in eines rechten Mannes Alter / der ander aber noch jung / in Knabens Gestalt / gewesen. Die Satyri aber seind wilde Leute / in den eussersten Grentzen Lybiæ wohnende Ptolomæus sagt / lib. 3. cap. 2. daß bey der Landtschafft India drey Insuln seyn / in welchem solche Monstra wohnen.

10. Lieset man in der XXI. Continuat. der Oesterlichen Relation zu Leipzig pag. 17 unterm Septemb. 1665. Daß in Liffland ein Meerwunder / in Gestalt halb Weibes unnd halb Fisches / gesehen wurde. Item daß du Bourgo ein Basilisque sey getödtet worden / so groß wie ein Hammel.

11. Von denen Syrenen besihe Camerar. in Emblem. centur. 4. c. 63. 64. p. 64. 65. auch Cicer. 5. de Fin. Apollon. in Argon. Plat. in Phædr. Virgil. Ovid. 5. Metam. Lycophron. in Cassandr. 10. Tzetze. in 1. var. XIV. & XVI. LXXV. Theod. Gaza, Trapezunt: Pauló Jovió in Dilog. de Impressis Italic.[73]

Quelle:
Praetorius, Johannes: Anthropodemus plutonicus. Das ist eine neue Welt-beschreibung [...] 1–2, Magdeburg 1666/67, S. 28-74.
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