XVI. Von Quaal-Leuten.

Oder von den Gespänstern / Leib- aber nicht Leblosen Menschen.

[187] Nemblich man schwatzet viel von den Erscheinungen der gestorbenen Seelen / dafür die Papisten so viel nutzliches Dings stifften wollen mit ihren Messen / als solten sie dadurch außen Fegfeuer können erretet werden. Ey! Wie lieset man davon so viel tausend Abergläubische unn possierliche Historien: Welche hier alle nicht können erzehlet werden / es wäre denn / daß ich einen gantzen Folianten allein / von diesem[187] Capittel auß zu fertigen vorhätte. Ich werde nur eines und das andere davon andeuten: Vide Colloqv. Helvetii, Disp. Voëtii, etc. Ein weniges schwatzet auch in genere davon Olaus Magnus de Gent. Sept. lib. 3. pag. 106. Es pflegen die Wandersleute des Nachts / und Viche-Hirten / von mancherley Gespänstern bißweilen gehudelt zuwerden. Gleichwie denn der König Hotherus (wie solches zu lesen ist beym Saxone,) 3. Nymphen nachgefolget biß an ihre Höle / und zum Siege einen Gürtel davon gebracht haben soll. Bißweilen aber tantzen sie / und machen sehr tieffe Fußstapffen in die Erde; Also daß alldar in gemein kein Graß wächst / wo sie zum öfftern ihren Tantzplatz zu haben pflegen. Und solches Nächtliche Gespänster-Spiel / heissen die Einwohner den Elven-Tantz: Und haben davon diese Meynung / daß es solche Seelen seyn / die vor diesem in ihrem Leben sich den Wollüsten haben ergeben / und mit allerhand Uppigkeiten ümbgegangen seyn / Göttliche und Menschliche Rechte verachtet haben: Solche sollen hernach / wenn sie der Leiber loß seyn / keine Ruhe haben / sondern umb die Erde herumb schweben müssen. Unn aus derselben Zahl sollē auch die jenigen seyn / so annoch zu unser Zeit / in Menschlicher Gestalt / ihre Dienste den Leuten aufftragen / zu Nachte arbeiten / die Pferde unnd das[188] Vieh versorgen / etc. (doch hievon ein mehrers in cap. von Kobolden.)

2. Christ: Minsicht im Histor. Schaupl. p.m. 718. etc. Im Anfange des Heumonats kömmt zu gewisser Jahrszeit / an die Insul umb den Heclaberg / ein grosser Hauffen Eises / bey Nacht unvermuthlich angetrieben / unn gehet alsdenn das Gerüchte / ja vielmehr der gäntzliche Glaube im Schwange / die verdammte Seelen werden in solchem Eise gequelet / und Wechsels-Weise in dem Berge mit Flammen / hernach mit Kälte mit Eiße gepeiniget. Dieses Eiß schwimmt drey Monat continuirlich allein umm den Heckelberg. So man desselben Eises ein Stücklein nimmt / unn mit einem Tuch bewickelt / in die Truhē legt; Bleibt es gantz und unversehrt / so lang jenes in dem Meer fleust: Wenn aber das Eiß in der See vergeht (welches denn geschwind in einer eintzigen Nacht zu geschehen pflegt) verschwindet auch dieses in der Truhen / unn lest das geringste einer Näße oder Feuchtigkeit im Tuech nicht hinter sich: Welches denn dem Satan nicht schwer ist / das Eiß ohne Netzen wegzunemen / umm ihre aberglaubische Leichtglaubigkeit zuvermehren. Es gedēcket zwar auch Olaus Magnus dieses Eises: Aber weil ich (fahrt der Autor fort) mir fürgenommen / alles fleißig zu erkundigen; Bin ich / zwar nicht[189] ohne Grausen zu diesem Eiß hinzu geschifft / und habe vermerckt / daß es von der Gewalt der Winde wieder die Felsen getrieben worden / und also einen traurigen Schall gebe von fernen / nicht anders / gleich hörte man ein jämmerlich Weheklagen und Geheul; Auch daher der Aberglauben / als wenn die verdammten Seelen daselbst ihre Pein litten / seinen falschen Schein und Anlaß genommen. Am Ende desselbigen Buchs erzehlet der Autor ferner / was er auff dem Berge Hecla, durch Ordre des obgedachten Königlichen Hauptmannes / selbst gesehen.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Anthropodemus plutonicus. Das ist eine neue Welt-beschreibung [...] 1–2, Magdeburg 1666/67, S. 187-190.
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