4.[414] 4

Daß die Hexen bey ihrer Fahrt sich nicht umsehē dörffen / ist auß dem mit offenbahr / daß man ins gemein im vor-sich-hinsehē und Vermeldung der Zurückschauung gegen den Gespensten behutsam verhalten müsse / wie auch unter andern weiset die Historia bey dem Hildebrand in Theurg. p. 297. welche geschehen Anno 1556. in der Laußnitz / auff einem grossen Dorff / da die Teuffel einem jungen von Adel mit Gewalt zusetzen / welcher aber von einem Engel getröstet wird / unter andern mit diesen Reden.5 Da der Engel von ihm hat scheiden wollen / hat er ihme zuvor gesagt / wie sie übel mit ihme umgehen / ihn plagen und martern würden / er solte nur seines Gebets warten / mit demselben fleissig anhalten / mit ihnen nicht trincken / sich auch nicht umsehen bey Verlust seines lebens / GOtt der Almächtige würde ihme beystehen / und ihn erretten durch seinen lieben Sohn JEsum Christum. Solcher aber seiner Errettung solte ihm dieses ein Warzeichen[414] zeichen seyn / daß so bald der Hahn zum erstenmahl krehen würde / würden sie ihn verlassen / und sich alle von ihm verlierē. Hieher kan auch gebracht werden die Hisioria deß Xanthii eines tapffern starcken Heldens auß Boeotia bürtig / welche Herr Mitternacht auß dem Suida erzehlet.6 Dann als zwischen den Atheniensern und Boeotiern ein Streit unn Widerwille entstande / wegen der Celænarum Landschafft / unn dieser Xanthius, den Thymetem, der Athenienser König / zu einem Duell und Kampff außfoderte / und einer mit Namen Melanthus auß Messene, sich erbotten / an jenes stat sich mit dem Xanthio zu schlagen / saget man / es habe Melanthus gedaucht einen Mann / in einem schwartzen Ziegenfel gekleidet / hinter dem Xanthio hergehen; Und hat darauff denselben angeklaget / als wann derselbe wider geschehen Parol und getroffenen Pact selbander auff dem Kampff-Platz were kommen. Als nun der Xanthius sich wollen umsehen / und seinen Leib dem Feind bloß zugewant / hat der Melanthus dieser Gelegenheit sich gebrauchet / und ihn unversehens durchstochen. Und zum Gedächtniß dessen haben die Athenienser ein grosses herrliches Fest alle Jahr zu halten angestellet / welches vier gantzer Tag weret / und haben es Apaturia genennet. Hildebrand in seiner Theurgia am 118. Blat[415] setzet / daß die Zauberer auff ihrer Hexenfahrt / darum nicht dörffen hinter sich sehen / damit sie nicht außsetzig werden / von der ungestümmen Lufft / so auff sie gehet / welches der Satan nicht haben wil / weil er sie noch weiter zur Zauberey bedarff. Vnd können hier wol angezogen werden die Griechischen Verß des Theocriti, welche also lauten.7


Ἠρε δὲ συλλέζασα κόνιν πυρὸς ἀμφιπολών τις ῤίψατο ἐυ μάλα πᾶσαν ιπὲρ ποταμοῖο φέρουσα, ῥώγαδας ἐν πέτρας ὑπὲρ οὔρον ἄφ δὲ νέειναν Ἄστρεπτου.


Welche Eobanus Hessus, also übersetzet hat:


Hinc cineres sub primum sideris ortum

Colligat, & fluvii ferat ad vada proxima vivi

Vna ministrarum, venitque ad flabra secundi

Spargat arenosis petris. Namque ipsa tetrorsum

Respiciens properè redeat?


Vnd Virgilius Eclog. 8. schreibet


Fers cineris Amarilli foras, rivoque fluenti

Transque caput jace, ne respexeris.


Vnd ich achte dafür / daß es daher komme / daß die alte aberglaubischen Leut die Jugend gewarnet und mit Ernst verbotten / daß wann jemand[416] etwann ein Gespenst hinter ihm herkommend vermerckte / nicht solte zurück sehen / im widrigen Fal wurde ihm das Gespenst den Halß umdrehen und erwürgen. Es scheinet aber als habe Satan diesen Gebrauch und Sitte / daß die Hexen bey ihrer Fahrt nicht sollen umsehen / hergenommen auß der Historia deß Loths / deme von den Engeln / die ihn mit den seinigen auß Sodom und Gomorrha führeten / verbotten worden / sich umzusehen / und daß deß Loths Weib / weil sie dem Befehl zuwider sich umgesehen / zur Saltz-Seule worden.8 Und damit er möchte nachäffen / als ein Aff deß grossen GOttes / den Worten deß HErrn Christi / da er bey dem Luca am 9. spricht / wer die Hand an den Pflug leget / und siehet zurück / der ist nicht geschickt zum Reich GOttes.9

Quelle:
Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig, Frankfurt 1669, S. 414-417.
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