De Monte Garganô in Apuliâ.
Von dem Berg Garganô in [262] Apuliâ.

Es erzehlet Peregrinus Prediger ordens in seinem sermo. Alphabetô. 13. nach folgende Histoiren. Es ist in Apuliâ nahe bey d' Stadt Siponto ein Berg mit Nahmen Garganus / so ward Anno 40. in gemelder Stad ein Mann mit Nahmen Garganus von welchem der Berg genant ist / welcher sehr reich war an Vieh / Schaffen und Rindern / als aber die Heerde umb den Berg weydeten / trug sichs zu / daß ein Ochß auff den Berg gestiegē / unn mit den anderen nicht wieder nach Hauß kommen / da hat ihn der HErr mit seinen Knechten gesuchet / und ihn auff der Höhe des Berges gefunden / ward erzürnet / schiesset einen Pfeyl in ihn / aber welcher so bald / als wan er von Winde zurück getrieben / in ihn[262] selbst gangen und darnieder geworffen / darüber die Bürger erschrocken / sind zum Bischoff gangen / welcher ein dreytägig Fasten ihnen aufferlegt / und also von Gott solches zuerfahren / welches als es geschehen / ist S. Michael dem Bischoff erschienen / sagende / wisset daß dieser Mann durch meinen Willen ist erschlagen worden / dann ich hab mir diesen Ort erwehlet im Himmel und auff Erden / und hat befohlen / daß an dem Ort eine Kirche in der Ehre S. Michael auff gerichtet werde. Als auff eine Zeit die Heyden wieder diese Bürger streiten und kriegen wollen / haben sie aus Rath des Bischoffs 3. Tage Anstant begehret / daß sie ihren Patron S. Michael umb Hülffe anruffen möchten / was geschicht / in der dritten Nacht erscheinet der Heilige Ertz-Engel Michael dem Bischoff / und sagt / seine Bitte würde erhört / und[263] den Sieg zu erhalten verheisset und heisset sie die vierdte Stunde des Tages den Feinden zu begegnen / welches als es geschehen / fieng der Berg Garganus an zurauchen / die Donner-Strahlen schiessen / der Berg ward erschüttert / und seynd die Feind von den Pfeylen umb kommen / die andere aber haben die Krafft des Engels erfahren / haben dz Heydenthumb verlassen / und sind Christen worden. Als die vō Siponto nach Hauß kommē / haben sie gezweiffelt / ob sie bemelten Ort besuchen und weyhen solten / haben also ihr Gebet an den heiligen Ertz-Engel Michael gethan / drey Tage fastende / allda ist S. Michael dem Bischoff erschienen / sagend / es ist nicht von nöthen die Kirche so ich gebawet zu weyhen / dann ich habe selber gbawet und geweyhet / und hat befohlen / nach folgende Tag / daß sie den Ort besuchen / ihnen mit Gebeth anlangeten /[264] und ihn vor ihren Patron halten sollen / und hat der Wetzhung ein Zeichen geben / daß sie nemlich vom Auffgang hinauff steigen / allda werden sie Fustapffen eines Menschen in Marmorstein eingetruckt finden / deßwegen befahl der Bischoff / daß alles Volck zu sammen kommen soll an das Ort / und als sie in ein tieffe und grosse Höle ein gangen / haben sie allda drey Altar funden / nach dem sie das Ampt verrichtet / hat der Bischoff Priester dahin verordnet / so da täglich das heilige Ampt verrichteten / wird heutiges Tags genent Mons S. Angeli, als solches Papa Felix II. Vernommen / daß S. Michael auff dem Berg erschienen / und daß er den Sipontinern den Sieg verliehen / und daß er die Kirche durch sich geweyhet / hat er das Fest S. Michaelis zu Ehren des Ertz-Engels und aller Heiligen[265] ein Gesetz / und in der gantzen Welt zu celebriren geboten. Eandē historiam haber Anonymus autor der wunderbaren Historien von Gespenst: part. 2. pag. m. 226. b. etc. ex Pontanô lib. 2. belli Neapolitani.

Quelle:
Praetorius, Johannes: DaeMonoLogia RVbInzaLII sILesII. Leipzig, Arnstadt 1662, S. 262-266.
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