Rübezahl bildet einem Hörner ein.

[210] Vorweilen soll ein Schäfferknecht sehr auff dem Rübezahl gestichelt haben / welchen der Rachgierige Geist einmahl im Felde angetroffen / und gefraget soll haben / was er vom Rübezahl hielte; da er denn auff seiner gewohnter Grobheit flugs heraus gefahren; Ich halte nicht ein Haar auff den Teuffelskopff; Und auff diese Wörter soll ihn der Rübezahl flugs an den Kopff gefasset / und in seinem Gehirne ein paar lange Ochsen Hörner imprimiret haben: Sprechende: ho ho; Brummer / stoß mich nur nicht: und hiemit soll er von ihme in eine ungeheure Gestalt geflogen seyn: Nach welchen dem Schäffer darauff immer vorgekommen /wie er zwey lange ungeschieckte Körner trüge; dabey er keinen Rath gewust / wie er sie solte loß werden oder füglich bemänteln möchte / da er[211] denn bald dieses / bald einander Mittel zur Hand genommen / die öchsliche Hirschweihen abzuschaffen / welches aber niemahln hat wircken wollen: biß ihm endlich soll referiret geworden seyn; daß dergleichen sonsten mehr vorgienge / da die Leute Hörner kriegten; welche sie füglich auff der Universität von Dipositor abraspeln oder weg höbeln liessen. Dieser Vorschlag hat hierauff dem Schäffer gefallen / ist mit etlichen Bachanten auff die Messe nach einer Universität hingezogen / hat so viel Geldes drauff gewand / als einander und sich wacker zu schurügeln lassen / biß daß das Blut vom Kopffe gelauffen / und endlich die Einbildung hiemit verlohren worden.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 210-212.
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