Rübezahl giebt Schlangen für Wurtzeln.

[62] Es hat einmahl ein unbescheidener Wurtzelmann den Rübezahl angefahren / er solle ihm / so fern er ein vielwissender Geist wäre / ausbündig gute Wurtzeln verschaffen für das Podagra.[62] Hierzu findet sich der Rübezahl nicht faul / saget: Ja / ich wil dir gute Mittel darwieder schaffen. Und in dem übergiebt er ihm einen gantzen Arm voll langer schwartzer Wurtzeln: Diese nimbt der Mann zu sich / und leget sie in einen grossen Kober / und gehet damit vom Berge herunter /verhoffende: er werde nunmehr ein gewisses remedium wider den Podagrischen Kützel bey sich haben /die Leute curiren / und hüpsch Geld verdienen. Aber siehe: wie er seinen Kober auffmachet / und einen Bettlägerigen wider das Podagram eine Wurtzel lieffern wolte / da waren es lauter lebendige Schlangen /welche in grosser furie herauß sprungen / und meistentheils dem Wurtzelmanne nach seinem Kopff trachteten / und tödtlich verwundeten / über solches Spectackel erschrack der Podagricus von Hertzen sehr / und kriegte / vermittelst dieser Bestürtzung /hurtige Füsse zum Lauffen / sprang in hurtiger Eil aus dem Bette /[63] und lieff und rieff / wie ihn der Teuffel schlüge: Ja er kriegte auch hernach sein Lebelang das Podagram nicht wieder. Ey! eine fürtreffliche Cur /drüber der Patiente geneset / und der Artzt das Leben einbüssete!

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 62-64.
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