Rübezahl spielet mit Knippkäulgen.

[95] Noch eben der vorige Kutzscher schwatzte hierauff /daß von dem gedachten Knaben andere weren angereitzet worden / ebenfalls ihr Heyl zuversuchen / und zu zusehen / ob sie auch was gewinnen könten. Hierauff waren sie nicht minder auff selbiges Gebürge gegangen / und hätten Schnippkäulgen zu sich gestecket. Wie sie nunmehr hinauff gerathen / da war ihnen desselbigen gleichen eine andere Rotte erschienen / so auch mit den Schnippkäulgen zu thun[95] gehabt. Zu solchen / wie sie begehret werden / machen sich die Ankommende ohne Hindernüsse hin / setzen ihre Kügelein zu / und gewinnen anfänglich eine grosse Anzahl damit: Hiemit aber waren sie noch nicht vergnüget gewesen / sondern hatten gedacht / es würde sich wol noch was bessers finden / daß sie bespickter davon gehen könten. Unterdessen were es aber geschehen /daß sie wieder verlohren hätten / und nur bey der Anzahl geblieben wären / so sie hinauff gebracht hätten /womit sie auch waren gezwungen worden / herunter zugehen / weil die Zeit verlauffen / und es schier zum Abend sich angelassen. Wie sie nun zu den ihrigen wiederumb gerathen waren / fanzen sie ihr Unglück unwissend an zu beklagen / und jene vorzuziehen /daß sie vor diesen lustig prosperiret hätten / sie aber ietzund nicht ein Dreck gewonnen hätten. Auff diese Wörter begehren jene zu sehen / was sie denn hinauff und herunter gebracht; Da zeucht ein ieder[96] seine vermeinete Zahl der Schnippkäulgen herfür / und zeiget sie auff Begehren; Aber kaum hatten sie die Faust aus dem Schiebesack bekommen / da befinden sie / daß es eitel Goldknöpffe gewesen / und auff diesen Schlag weit mehr gewonnen hatten als die vorigen.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 95-97.
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