Rübezahl streuet Geld aus.

[88] Vor drey Jahren sind drey Schmiedesknechte aus Böhmen in Schlesien gezogen: Denen ist auff dem Gebürge dieses wiederfahren: Nemlich / wie sie also fort gegangen / und ungefehr für sich nieder schauen /da sahen sie bald Groschen / bald Ducaten / bald andere Müntze liegen: Wie offt sie aber darnach greiffen / so offt bekommen sie einen Scherben / oder sonsten ein rundes dünnes Steinigen in die Finger: Biß daß es zweüen unter ihnen endlich verdreust / und sich nicht ferner bücken mehr wollen / sondern das verblendete Thun mit Fleiß vorbey gehen. Dieses aber will der dritte nicht nachamen / sondern so offte es seinen Augen wie ein Stücke Geld vorgekommen / so offte[88] hat er ohne Unterlaß darnach gegriffen / und vor die lange weile zu sich gestackt / biß er endlich den Schübesack davon erfüllet / und sich über den gesamleten Grieß oder Steinewerck wacker von seinen Campanen hat außhönen lassen. Doch hat es endlich mit ihm geheissen: In fine videbitur cujus doni: Denn wie er nunmehr zur Herberge gekommen / und von seinen Reisegefehrden ist angeredet worden / daß er doch seinen Schatz auffweisen möchte / den er unterwegens erworben; siehe / da zeucht er unverdrossen abermal und fast allemal ein dünnes Steinigen heraus / wie er solchen vorher zu sich gestecket hat; Aber zu letzte finden sich nicht wenige grosse Stücke gediegen Goldes: Damit er seine gehabte Mühe wacker bezahlet bekommen / und welches des erlittenen außlachens sich stattelich verlohnet hat: Wiewohl die Mitgesellen / aus Abgunst / geschleinde[89] ihr lachen eingestellet /daß der glückhaffte itzund erstlich bey sich hervor /suchete / und einen gewünschten Wechsel traff; das heisset: perfer & obdura scrupus tibi proderit olim.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 88-90.
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