Rübezahl wird ein Holtzhacker.

[42] Einsmahls soll eben dieses Betrügnüß[42] zu einem Bürger in Hirschberg / der einen Taglöhner bedürfftig gewesen / angekommen seyn / hat seine Dienste zum Holtzhacken præsentiret / und vor die Bemühung nicht mehr als nur eine Hucke Holtz gefordert. Dieses alles heisset der Hauswirth gut / gehet den Vorschlag ein / und zeiget ihm etliche viel Fuder / darbey gedenckende: er wolle ihm noch etliche Mitgehülffen zugesellen. Aber hierzu spricht der Rübezahl / nein: Es ist unnöthig / ich will es alles selber wohl alleine bezwingen. Darauff redet ihn der herr noch ferner an /fragende: Wo er denn die Axt habe? Sintemahl er keine bey dem gedungenen Knechte vermerckte. Darauff antwortete der Rübezahl: Ich will bald eine kriegen? Und erwischte hiemit sein linckes Bein / zog solches mit dem Fusse aus den Lenden heraus / und hieb wie er toll und rasend were / wieder drauff erfolgende Behinderung alles Holtz in einer Viertelstunde gar kurtz und in kleine[43] Scheite; Dazu sich sein außgerissener Fuß viel tausendmal hurtiger / als die schärffste Axt erzeigete. Immittelst aber rieff der Hauswirth immer was er ruffen konte / (weil er flugs Unraths vermerckte) daß der abentheuerliche Hacker einhalten solte / und sich aus dem Hoffe packen. Der Rübezahl aber sagte immer nein: Ich will nicht aus der Stelle weichen / ehe ich mein Holtz klein gemacht habe /und mein Lohn davon trage: Und unter solchem Gezancke ward der Rübezahl gleich fertig / steckte sein Bein wieder hinein / (indem er vorher nur auff dem einen nach Storchs Manier gestanden /) und sackete alles geschlagene Holtz auff einen Hauffen auff seinen Buckel / (es waren aber bey vier Klaffter /) und spatzirete für allen Henger / zur selb beliebten Belohnung hiemit davon / ließ den Wirth schreyen und wehklagen so viel er immer wolte. Worumb aber? ist denn dieser Geist so unbillich und schandhafftig? Nein /sondern[44] Gott verhengte ihm die Ungerechtigkeit bißweilen an den boßhafftigen Menschen zu straffen. Nemlich / der gedachte Wirth hatte das vorige Holtz aus der ferne etliche arme Bauren zu sich fahren lassen / umb ein gewisses Lohn / welches aber der meineidische Mensch / leider! den bedienten und den darauff wartenden Bauren nicht gehalten hat / in dem er sie nur mit der Nase herumb geführet / und das Maul geschmieret hat. Ferner soll man auch drauff gehöret haben / daß dieser Rübezahl sein entführetes Holtz den abgewiesenen Bauren eintzeln vors Haus geworffen habe / es ihnen verehret / und etlichen die Sache dabey nebenst der Rache erzehlet haben.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 42-45.
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